Konsumgutschein macht so keinen Sinn
Die Idee des Handelsverbandes HDE, der Staat möge pauschal Konsumgutscheine verteilen, geht in die falsche Richtung. Erstens: Den meisten Deutschen fehlt es nicht am Geld fürs Shopping, sondern in Zeiten der Pandemie an Gelegenheit und Sicherheit. Die Sparquote ist 2020 auf 18 Prozent gestiegen, weil niemand mehr einkaufen, essen gehen oder in Urlaub fahren konnte. Was die Deutschen seither gespart haben, würde als Konjunkturschub ausreichen. Zugleich würde der Vorzieheffekt manches schlucken, ein Teil also verpuffen. Wenn die Deutschen nicht sowieso aus Angst vor einer weiteren Welle weitersparen würden.
Zweitens: Einen 500-Euro-Gutschein ungeprüft an mehr als 80 Millionen Deutsche zu geben, ist sozialpolitisch bedenklich. Warum sollte die gleiche Summe an Hartz-IV-Empfänger und alleinerziehende Eltern auf der einen sowie hochbezahlte Führungskräfte und andere Gutverdiener auf der anderen Seite gehen? Prüfte man aber die Bedürftigkeit, würde dank Bürokratie so viel Zeit vergehen, dass so manchem Händler in Existenznot die Luft ausginge, ehe der Kunde da wäre.
Drittens: Viel Kaufkraft ist ins Internet abgewandert. Man darf davon ausgehen, dass ohne Regeln ein Großteil der Konsumgutschein-Arie darauf verwandt würde, im Netz zu kaufen. Inhabergeführte Geschäfte in den Innenstädten würden nur einen Bruchteil des Geldes sehen, Amazon und Co. dagegen profitieren. Wenn schon Gutschein, dann zielgenauer.
40 Milliarden Euro könnten Händler, Gastronomen und andere gut gebrauchen. Das Geld würde aber besser eingesetzt, wenn Soforthilfen schneller fließen und Hilfsprogramme besser umgesetzt würden. So könnte man Existenzen sichern und Unternehmen echte Perspektiven verschaffen, anstatt zig Milliarden ohne jede Präzision mit der Gießkanne auszuschütten.
BERICHT HANDEL FORDERT..., WIRTSCHAFT