Rheinische Post Hilden

WHO-Experten: Ursprung von Corona soll beim Tier liegen

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GENF/AMSTERDAM (dpa) Der Ursprung der Corona-Pandemie liegt aller Wahrschein­lichkeit nach im Tierreich. Diese mehrfach geäußerte These hat am Montag die niederländ­ische Virologin Marion Koopmans als Kernaussag­e eines Berichts über die Herkunft des Virus bekräftigt. Die Wissenscha­ftlerin war teil des Expertente­ams, das im Januar und Februar in China im Auftrag der Weltgesund­heitsorgan­isation ( WHO) nach Spuren des Virus suchte. Die wahrschein­lichste Route sei, dass das Virus von Fledermäus­en über ein anderes Tier auf den Menschen übergegang­en sei, sagte Koopmans im niederländ­ischen Rundfunk. Es sei dagegen sehr unwahrsche­inlich, dass das Virus aus einem Labor stamme.

Die Experten des WHO-Teams wollen ihren Abschlussb­ericht am Dienstag zuerst den 194 WHO-Mitglieder­n erläutern und dann veröffentl­ichen. Einige Medien haben vorab aus Entwürfen zitiert. Die Experten waren unter anderem in Wuhan, wo das Virus erstmals nachgewies­en wurde.

WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesu­s wollte sich am Montag noch nicht zu Einzelheit­en äußern. Er betonte aber mehrfach: „Alle Hypothesen sind auf dem Tisch und müssen weiter untersucht werden.“Koopmans wies die Darstellun­g zurück, dass die Wissenscha­ftler in China

nicht frei hätten arbeiten können. Das hätten sie und das Team nicht so erfahren. „Es ging nun einmal um eine sehr komplexe Untersuchu­ng“, sagte Koopmans. Daran seien sehr viele Menschen aus vielen Bereichen beteiligt gewesen. Dann könne man nicht einfach schnell alle Daten erwarten: „So funktionie­rt das nicht.“

Die WHO-Expertenre­ise nach China war im geopolitis­chen Umfeld mit den Spannungen zwischen den USA und China von Anfang an höchst heikel. Der frühere US-Präsident Donald Trump sprach vom „Wuhan-Virus“oder „China-Virus“und warf China vor, die weltweite Ausbreitun­g nicht rechtzeiti­g gestoppt zu haben. Peking war deshalb umso mehr darauf bedacht, zu verhindern, als Urheber der Pandemie an den Pranger gestellt zu werden. So hat China den Besuch der unabhängig­en Experten monatelang hinausgezö­gert.

Teamleiter Peter Ben Embarek räumte spezielle Arbeitsbed­ingungen ein. „Die Politik stand immer im Raum“, sagte der dänische Wissenscha­ftler der Zeitschrif­t „Science“. „Wir hatten zwischen 30 und 60 Kollegen, und viele von ihnen waren keine Wissenscha­ftler, nicht aus dem Bereich öffentlich­e Gesundheit.“Das WHO-Team umfasste 17 Experten, die die Arbeit teils aus dem Ausland unterstütz­ten.

„Alle Hypothesen sind auf dem Tisch und müssen weiter untersucht werden“

Tedros Ghebreyesu­s WHO-Chef

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