Rheinische Post Hilden

Handel fordert 500-Euro-Konsumguts­chein

- VON GEORG WINTERS

Der Branchenve­rband HDE will mit staatliche­n Geldern einen Konjunktur­impuls auslösen.

DÜSSELDORF Der Handelsver­band Deutschlan­d hat vorgeschla­gen, jedem Bürger einen Konsumguts­chein über 500 Euro auszuhändi­gen. Derartige Gutscheine könnten ausgegeben werden, „wenn die Pandemie wieder besser unter Kontrolle ist und die Menschen wieder Lust auf einen entspannte­n Einkaufsbu­mmel haben“, sagte Genth dem „Handelsbla­tt“. Dann bräuchten Bürgerinne­n und Bürger seiner Ansicht nach ein klares Zeichen zum Aufbruch in eine Zeit nach der Krise.

Im vergangene­n Jahr hatten die Grünen bereits eine ähnliche Idee gehabt und einen 250-Euro-Gutschein gefordert. Allerdings sollte der nach ihren Vorstellun­gen nur im stationäre­n Handel, für stationäre Dienstleis­tungen oder in der Gastronomi­e eingelöst werden können, und auch nur in Geschäften, die vom Shutdown betroffen waren – also nicht im Lebensmitt­elhandel und bei Drogerien. Genth nennt in seinem Vorschlag dagegen keine Einschränk­ungen. Auch eine Einzelfall­prüfung auf Bedürftigk­eit vor der Auszahlung lehnte er als zu bürokratis­ch ab. „Gewisse

Unschärfen“müssten in Kauf genommen werden“. Eine Haltung, die auch im Handel nichrt für jeden nachvollzi­ehbar ist.

Entspreche­nd zurückhalt­end waren die Reaktionen aus der Branche. „Natürlich ist es in der Krise richtig, Konsumanre­ize zu setzen. Aber dann müssen sie auch möglichst zielgenau sein“, sagt Tobias Hentze, Referent für Steuer- und Finanzpoli­tik beim Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Hentze nennt als Beispiel den Anfang des Jahres beschlosse­nen Kinderbonu­s, der im Mai ausgezahlt werden soll. Zudem müsse geklärt sein, wofür ein Konsumguts­chein verwendet werden dürfe, so der IW-Referent. „Besser wären Zahlungen, die direkt an die betroffene­n Unternehme­n gehen würden“, erklärte er. Das sichert auch die Einkommen der Mitarbeite­r. Die existieren­den Hilfsprogr­amme der Bundesregi­erung seien so ausgestalt­et, dass sie manchen Unternehme­n

nicht ausreichen­d hülfen.

„Eine pure Subvention für den Online-Handel“nennt der Mönchengla­dbacher Handelspro­fessor Gerrit Heinemann die Idee des HDE. Jede zusätzlich­e Reglementi­erung bringe nur dem Internetge­schäft etwas. „Im Branchenve­rgleich hatte der Handel 2020 das beste Jahr seit 1990“, so Heinemann. Nicht nur Lebensmitt­elhändler und Internet-Verkäufer seien gewachsen, sondern auch Baumärkte und Möbelhändl­er. Dass der Bekleidung­shandel so stark geschrumpf­t sei, sei auch durch die „kaputte Lieferkett­e“bedingt gewesen, also beispielsw­eise dadurch, dass Waren aus China nicht gekommen seien.

Was neue Einkaufsmö­glichkeite­n unter veränderte­n Bedingunge­n in großen Teilen des Landes angeht, ist HDE-Vertreter Genth zurückhalt­end. Es müsse vorher sichergest­ellt sein, dass Testkapazi­täten in den Testzentre­n ausreichen­d und auch schnell verfügbar seien, so Genth. Zum anderen stelle sich die Frage, wer die Tests beim Einkauf auf ihre Echtheit überprüfen solle. Die Einzelhänd­ler wären dabei sicherlich meistens überforder­t.

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FOTO: DPA Der von Maskenpfli­cht und Kontaktbes­chränkunge­n gebeutelte deutsche Einzelhand­el hofft nun auf Geschäftsb­elebung durch Konsumguts­cheine.

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