Handel fordert 500-Euro-Konsumgutschein
Der Branchenverband HDE will mit staatlichen Geldern einen Konjunkturimpuls auslösen.
DÜSSELDORF Der Handelsverband Deutschland hat vorgeschlagen, jedem Bürger einen Konsumgutschein über 500 Euro auszuhändigen. Derartige Gutscheine könnten ausgegeben werden, „wenn die Pandemie wieder besser unter Kontrolle ist und die Menschen wieder Lust auf einen entspannten Einkaufsbummel haben“, sagte Genth dem „Handelsblatt“. Dann bräuchten Bürgerinnen und Bürger seiner Ansicht nach ein klares Zeichen zum Aufbruch in eine Zeit nach der Krise.
Im vergangenen Jahr hatten die Grünen bereits eine ähnliche Idee gehabt und einen 250-Euro-Gutschein gefordert. Allerdings sollte der nach ihren Vorstellungen nur im stationären Handel, für stationäre Dienstleistungen oder in der Gastronomie eingelöst werden können, und auch nur in Geschäften, die vom Shutdown betroffen waren – also nicht im Lebensmittelhandel und bei Drogerien. Genth nennt in seinem Vorschlag dagegen keine Einschränkungen. Auch eine Einzelfallprüfung auf Bedürftigkeit vor der Auszahlung lehnte er als zu bürokratisch ab. „Gewisse
Unschärfen“müssten in Kauf genommen werden“. Eine Haltung, die auch im Handel nichrt für jeden nachvollziehbar ist.
Entsprechend zurückhaltend waren die Reaktionen aus der Branche. „Natürlich ist es in der Krise richtig, Konsumanreize zu setzen. Aber dann müssen sie auch möglichst zielgenau sein“, sagt Tobias Hentze, Referent für Steuer- und Finanzpolitik beim Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Hentze nennt als Beispiel den Anfang des Jahres beschlossenen Kinderbonus, der im Mai ausgezahlt werden soll. Zudem müsse geklärt sein, wofür ein Konsumgutschein verwendet werden dürfe, so der IW-Referent. „Besser wären Zahlungen, die direkt an die betroffenen Unternehmen gehen würden“, erklärte er. Das sichert auch die Einkommen der Mitarbeiter. Die existierenden Hilfsprogramme der Bundesregierung seien so ausgestaltet, dass sie manchen Unternehmen
nicht ausreichend hülfen.
„Eine pure Subvention für den Online-Handel“nennt der Mönchengladbacher Handelsprofessor Gerrit Heinemann die Idee des HDE. Jede zusätzliche Reglementierung bringe nur dem Internetgeschäft etwas. „Im Branchenvergleich hatte der Handel 2020 das beste Jahr seit 1990“, so Heinemann. Nicht nur Lebensmittelhändler und Internet-Verkäufer seien gewachsen, sondern auch Baumärkte und Möbelhändler. Dass der Bekleidungshandel so stark geschrumpft sei, sei auch durch die „kaputte Lieferkette“bedingt gewesen, also beispielsweise dadurch, dass Waren aus China nicht gekommen seien.
Was neue Einkaufsmöglichkeiten unter veränderten Bedingungen in großen Teilen des Landes angeht, ist HDE-Vertreter Genth zurückhaltend. Es müsse vorher sichergestellt sein, dass Testkapazitäten in den Testzentren ausreichend und auch schnell verfügbar seien, so Genth. Zum anderen stelle sich die Frage, wer die Tests beim Einkauf auf ihre Echtheit überprüfen solle. Die Einzelhändler wären dabei sicherlich meistens überfordert.