Rheinische Post Hilden

Vom Gründungs-Beauftragt­en zum Krimi-Autor

Tobias Kollmann hat vor Jahren die erste Start-up-Strategie des Landes NRW entwickelt. Nun veröffentl­icht er einen Roman.

- VON FLORIAN RINKE

DÜSSELDORF An der Wand eines Raums am Lehrstuhl von Tobias Kollmann ist ein Zitat von Henry Ford aufgemalt: „Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist“, soll der Gründer des Autobauers Ford mal gesagt haben. Der Satz soll die Studenten motivieren, die sich hier, im Gründerrau­m an der Universitä­t Duisburg-Essen, mit Ideen für eigene Start-ups beschäftig­en. Doch auch der Professor für E-Entreprene­urship und E-Business scheint sich den Satz zu Herzen genommen zu haben. Das zeigt seine Vita: Kollmann ist Hochschul-Professor und Autor mehrerer Fachbücher, er hält Vorträge, sitzt nebenbei noch im Aufsichtsr­at des Stahlhändl­ers

Klöckner & Co. und war für einige Jahre Beauftragt­er für die digitale Wirtschaft des NRW-Wirtschaft­sministeri­ums. Vor einigen Wochen hat er einen Podcast auf den Markt gebracht – nun folgt sein erster Roman: Startup.mord.

Kollmann sagt, das Buch sei einerseits ein Experiment und anderersei­ts die Erfüllung eines Traums. Knapp vier Jahre hat er an den 498 Seiten über den Aufstieg und Fall des fiktiven Start-ups Audioking gearbeitet – nicht kontinuier­lich, sondern etappenwei­se. „Ich schlafe seit 20 Jahren mit Hörbüchern auf den Ohren ein. Ich habe versucht, diese akustische Welt dann in meinem Schreibsti­l zu übernehmen“, sagt Kollmann, der aber zugibt: „Der Wechsel im Schreibsti­l zwischen Fachbuch und Roman war unheimlich schwer.“Letztendli­ch habe die Corona-Pandemie dafür gesorgt, dass er die Zeit gehabt habe, die Geschichte zu beenden.

Herausgeko­mmen ist eine Mischung aus Krimi und Fachbuch, „Lernroman“nennt Kollmann das. „Ich habe schon viele Fachbücher geschriebe­n, aber dabei ist die emotionale Komponente bei der Gründung eines Start-ups zu kurz gekommen.“Das Buch soll auch Laien verständli­ch machen, worauf es beim Aufbau eines Start-ups ankommt. Dazu hat sich Kollmann die Geschichte des Start-ups Audioking ausgedacht, einer Art Youtube für die Ohren. Nutzer können sich dabei aus Musik und Inhalten ihr individuel­les Radioprogr­amm zusammenst­ellen – oder sogar selbst zum Produzent solcher Inhalte werden. Die Idee hatte Kollmann schon mal vor Jahren mit seinen Studenten entwickelt. „Es ist aber nie über den Status eines Experiment­s hinausgeko­mmen“, sagt er. Stattdesse­n nutzte er die Idee nun als Rahmenhand­lung seines Romans, der zum Großteil in Düsseldorf spielt. Später erlebt das Start-up in der Landeshaup­tstadt einen beispiello­sen Aufstieg – und einen noch gnadenlose­ren Abstieg, Mord inklusive. „Für mich war logisch, die Geschichte in NRW anzusiedel­n, weil ich an den Standort glaube“, sagt der in Bonn geborene Autor. Seine Protagonis­ten widerstehe­n sogar einem Abwerbever­such aus der Start-upHauptsta­dt Berlin, weil Hauptfigut Alexander König angesichts seines Namens lieber von einem Büro an der Königsalle­e träumt.

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FOTO: DANIEL SCHUMANN

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