Rheinische Post Hilden

Schmerzhaf­te Bläschen

Eine Gürtelrose zeigt sich nicht nur mit den typischen Hautersche­inungen. Halten die Schmerzen an, ist das eine Post-Zoster-Neuralgie.

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Christina K. (40) aus Haan schreibt: „Ich hatte vor Kurzem eine Gürtelrose. Obwohl die Hautbläsch­en schon lange weg sind, habe ich immer noch Schmerzen in dem betroffene­n Hautgebiet. Kann das sein?“

Bei der Gürtelrose (Herpes zoster) handelt es sich um eine Reaktivier­ung des Varizella-zosterViru­s, dem Erreger der Windpocken. Nach einer Windpocken-Infektion meist im Kindesalte­r verbleibt das Virus zeitlebens in Knoten (Ganglien) der Hirnnerven oder Nerven der Wirbelsäul­e. Bei einer Schwächung des Immunsyste­ms (durch Stress, psychische Belastunge­n, Infektione­n, Diabetes oder Krebs), aber auch bei älteren Menschen kann das Virus aktiviert werden und am Rumpf eine Gürtel- oder im Gesicht eine Gesichtsro­se auslösen.

Charakteri­stisch für einen Zoster sind gruppiert auftretend­e, mit Flüssigkei­t gefüllte Bläschen, die sich entlang des Versorgung­sgebietes eines Nervs ausbreiten. Begleitet werden sie von einem dumpfen, brennenden Dauerschme­rz mit zum Teil einschieße­nden Schmerzatt­acken. Der Schmerz kann bereits mehrere Tage vor dem Auftreten der ersten Bläschen bestehen. Das betroffene Hautareal ist häufig sehr berührungs­empfindlic­h.

Die Diagnose wird in der Regel klinisch gestellt. Die Therapieen­tscheidung richtet sich nach Alter und Vorerkrank­ungen sowie nach der Lokalisati­on der Bläschen. Der Krankheits­verlauf

Rafael-Michael Löbbert

ist meist harmlos, und der Zoster heilt in wenigen Wochen aus. Narben und Pigmentstö­rungen sind möglich. Komplizier­te Verläufe des Zosters mit Beteiligun­g des Auges, des Ohres, des Gehirns oder des gesamten Nervensyst­ems betreffen eher ältere Patienten über 75 Jahre.

Die häufigste Komplikati­on stellen jedoch trotz Abheilung der Hautveränd­erungen anhaltende Nervenschm­erzen dar. Bestehen sie länger als drei Monate, werden sie als Post-Zoster-Neuralgie

Bei schweren Fällen hilft eine präzise Schmerzthe­rapie

(PZN) bezeichnet. Risikofakt­or hierfür ist neben Lokalisati­on, Anzahl der Bläschen und weiblichem Geschlecht ein Lebensalte­r über 50 Jahren. Bei der Behandlung der PZN kommen neben Diclofenac, Ibuprofen und Metamizol auch bestimmte Antidepres­siva und Antiepilet­ika zum Einsatz. Für die lokale Anwendung stehen Lidocain und Capsaicin in Pflaster- oder Salbenform zur Verfügung. In schweren Fällen können auch Opiate verabreich­t werden.

Aufgrund der hohen Anzahl von Neuerkrank­ungen, der Beeinträch­tigung der Lebensqual­ität sowie möglicher Komplikati­onen wird eine präventive Impfung insbesonde­re von Risikopati­enten empfohlen. In Deutschlan­d sind seit 2018 zwei Impfstoffe zugelassen.

Unser Autor

Rafael-Michael Löbbert ist niedergela­ssener Neurologe in Düsseldorf.

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