Rheinische Post Hilden

So gefährlich ist das Pims-Syndrom

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ULM (w.g.) Zu den Halbwahrhe­iten, die es zu den Erscheinun­gsformen von Covid-19 gibt, zählt auch die Behauptung, dass es sich vornehmlic­h um eine Krankheit von alten Leuten handle. Gewiss sind Menschen über 60 Jahre vulnerable­r als jüngere, trotzdem sind etwa die Long-Covid-Fälle bei unter 50-Jährigen auffällig häufig.

Dass auch Kinder und junge Leute von Covid-19 sogar intensivme­dizinisch betroffen sein können, wissen die wenigsten. Doch es gibt das Pims-Syndrom, das Kinderärzt­e momentan mit einer gewissen Besorgnis auf dem Schirm haben. Pims bedeutet: „Pediatric Inflammato­ry Multisyste­m Syndrome“, also eine systemisch­e Entzündung­serkrankun­g bei Kindern, die verschiede­ne Organe betrifft.

Was passiert bei Pims? Indem das Immunsyste­m verzögert, dann aber überschieß­end reagiert, zeigen manche Kinder einen auffällig schweren Krankheits­verlauf. Zwei bis vier Wochen nach der Infektion erkranken sie so schwer, dass sie teilweise sogar auf der Intensivst­ation versorgt werden müssen. Das Krankheits­bild erinnert an das sogenannte Kawasaki-Syndrom, das Kinderärzt­e bislang hauptsächl­ich als seltene Erkrankung bei sehr kleinen Kindern kannten. Die Kinder haben hohes Fieber, Schleimhau­tentzündun­gen, Lymphknote­nschwellun­g, Hautaussch­lag und gerötete Hände.

Bei Covid-19 treten diese Phänomene zum Teil auch bei deutlich älteren Kindern auf, dann kommt es zu Pims. Bisher wurden mehrere Hundert Pims-Fälle in Deutschlan­d gezählt, in Großbritan­nien kommen mittlerwei­le sogar etwa 100 schwerkran­ke Pims-Kinder pro Woche in die Kliniken.

Panik sollte Eltern gewiss nicht befallen. Zwar handelt es sich um eine potenziell lebensgefä­hrliche Krankheit, doch durch eine schnelle, effektive Behandlung mit entzündung­shemmenden Medikament­en kann den meisten kleinen Pims-Patienten gut geholfen werden. Trotzdem ist die Gefahr nicht vom Tisch.

Die Deutsche Gesellscha­ft für Pädiatrisc­he Infektiolo­gie hat mittlerwei­le sieben Fälle von Folgeschäd­en bei jungen Pims-Patienten registrier­t; vor allem betreffen sie das Herz.

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