15 Jahre auf den Spuren von Schnee und Regen in der Region
Der Hobbymeteorologe hat die Entwicklung der Niederschlagsmengen in der Region rund um Düsseldorf untersucht. Mit spannenden Ergebnissen.
Jens Strucks, Sie haben die Niederschläge in Düsseldorf und der Region aus den letzten 15 Jahren angeschaut. Wieso ausgerechnet das schöne Thema Regen und Schnee? JENS STRUCKS Gerade so in den letzten drei oder vier Jahren sah es nicht immer so wahnsinnig rosig aus, was den Regen anging. Es ist zu trocken. Durch den Klimawandel haben sich solche Phänomene in den letzten 15 Jahren immer extremer entwickelt. Ich wollte wissen, was die Daten über Düsseldorf und Umgebung darüber aussagen.
Und?
STRUCKS In diesem Zeitraum ist der Niederschlag insgesamt um etwa 33 Prozent zurückgegangen, von im Schnitt 94 Liter auf 63 Liter pro Jahr. Das finde ich schon enorm.
Die andere Klimaweisheit, die man immer wieder hört: Die Starkregen-Ereignisse nehmen zu. Es kommt also häufig sehr viel auf einmal herunter, statt über längere Zeiträume immer wieder ein bisschen. Stimmt das auch für Düsseldorf?
STRUCKS Ich habe mir nur die Starkregen-Ereignisse von über 50 Litern pro Quadratmeter angeschaut – also die, bei denen wirklich richtig viel runterkommt. Zwischen August 2007 und Mai 2014 gab es 112 Tage mit solchen Ereignissen. Im nächsten Sieben-Jahres-Zeitraum von Juli 2014 bis Februar 2021 waren es dann noch 41 Tage. Das ist ein Rückgang um gut 60 Prozent. Das heißt, zumindest diese ganz extremen Ereignisse sind zurückgegangen. Übrigens nicht nur in Düsseldorf, sondern in der gesamten Region zwischen Mönchengladbach, Duisburg, Wülfrath, Heiligenhaus und Wuppertal.
Im Düsseldorfer Stadtgebiet regnet es Ihren Ergebnissen zufolge nicht überall gleich oft.
STRUCKS Das ist richtig. Wir haben das Bergische Land östlich von uns. Wenn Wolken von Osten heranziehen, müssen sie da drüber. Das geht aber nur, wenn sie vorher ein bisschen Wasser ablassen, damit sie Gewicht verlieren und höher steigen können. Deshalb waren im Gebiet vor der Steigung die Niederschläge in den vergangenen 15 Jahren etwas häufiger. Das betrifft gerade die Gegend rund um
Ludenberg, Unterbach und teilweise auch Hassels. Merkwürdigerweise zeigt die Statistik auch mehr Niederschläge für Angermund. Warum, das ist mir ehrlich gesagt schleierhaft. Am wenigsten regnete es in Kaiserwerth, Unterrath,
Golzheim und Hamm. Das passt, der Rhein ist ja gewissermaßen der niedrigste Punkt Düsseldorfs.
Heißt das, wer trocken bleiben will, zieht besser Richtung Wasser? STRUCKS Da gibt es eine interessante Entwicklung: Über die letzten 15 Jahre haben sich die Stadtteile bei den Niederschlägen mehr und mehr angeglichen. In den niederschlagsreichsten Stadtteilen sind Regen und Schnee im Schnitt um 19 Prozent zurückgegangen. Niederschlagsärmere Stadtteile haben dagegen um 15 Prozent zugelegt.
Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
STRUCKS Es könnte wiederum mit dem Klimawandel zu tun haben. Der sorgt dafür, dass die Großwetterlagen länger bestehen bleiben. Das heißt, dass Hochs und Tiefs nicht so schnell ziehen wie unter normalen Bedingungen. Man beobachtet daher generell häufigere Luftströmungen von Süden nach Norden oder Norden nach Süden, weniger von Westen nach Osten. Diese klassische Westwetterlage – ein Tief bei Island, ein Hoch über den Azoren und dazwischen kommt Wetter zustande, das dann auch nach Mitteleuropa zieht – das findet deutlich seltener statt als früher. Das könnte dazu führen, dass Wetterfronten nicht mehr klassisch von Westen auf Düsseldorf treffen und vor Erkrath und Mettmann abregnen – sondern dass eher Schauer und Gewitter aus Süden oder Südwesten kommen.
Sie haben sich ganz schön viel Arbeit gemacht mit dieser Studie – warum?
STRUCKS Ich finde es einfach interessant, sich damit zu beschäftigen. Und es hilft mir, wenn ich den Wetterbericht für Düsseldorf mache, weil ich die dahinter liegenden Phänomene besser verstehe.