Silo im Hafen wird zur Klinik
Früher wurde dort Getreide für das Diamant-Mehl gelagert, nun werden dort Patienten operiert. Die charakteristische Zylinder-Form prägt das moderne Interieur.
HAFEN Das Backsteingebäude der Plange Mühle mit dem Uhrenturm ist noch immer ein Wahrzeichen des Düsseldorfer Hafens. Das bekannte Diamant-Mehl wird dort zwar schon seit gut 30 Jahren nicht mehr hergestellt, doch ein wichtiger Arbeitsstandort ist das Areal noch immer, inzwischen allerdings vor allem für Kreative, Modeleute und Handelsfirmen. Dafür wurde der ehemalige Mühlen-Komplex, der unter Denkmalschutz steht, nach und nach saniert und einer neuen Nutzung zugeführt. Darunter ist nun ein zylindrischer Betonsilo, der vom Düsseldorfer Architektenbüro Ingenhoven Architects in einer spannenden Symbiose zwischen Industriedenkmal und Medizintechnik in eine Orthopädie-Klinik verwandelt wurde.
Der Silo aus Sichtbeton war in den 1930er Jahren in einer einfachen kubischen Form gebaut worden, um größere Getreidemengen für das bekannte Haushaltsmehl zu speichern. Die zylindrische Form prägt das Interieur der Orthopädischen Praxisklinik Neuss-Düsseldorf (OPND), die auf drei Ebenen eingerichtet wurde.
In drei OP-Sälen können nun Operationen an allen Gelenken durchgeführt werden, schwerpunktmäßig an Schulter, Ellenbogen und Kniegelenk. Durch moderne, minimal-invasive und schonende OP-Techniken sollen Verletzungen und chronische Gelenkschäden repariert werden. Ein weiterer Fokus liegt auf der Korrektur von Achsfehlstellungen, die oft Grund für Gelenkschmerzen sind. Wenn der Gelenkerhalt nicht mehr möglich ist, sollen moderne Gelenkprothesen zum Einsatz kommen.
Viele dieser OPs können ambulant durchgeführt werden. Ralf Müller-Rath, Ärztlicher Leiter des Medizinischen
Versorgungszentrums OPND und Vorsitzender des Berufsverbandes für Arthroskopie ist, sieht darin ein Zukunftsmodell: „Der Trend geht ganz klar zu ambulanten Operationen oder Operationen mit kurzen Liegezeiten. Dies funktioniert nur durch hoch spezialisierte Operateure in einer perfekt auf die Bedürfnisse von Arzt und Patient zugeschnittenen Einrichtung.“In der Hotelstation über dem Hafen mit Blick auf die Skyline von Düsseldorf können sich Patienten aber auch über mehrere Tage von einem Eingriff erholen.
Zu dem Team vor Ort gehören unter anderem der langjährige Chefarzt der Orthopädie am Marienkrankenhaus Kaiserswerth, Wolfgang Nebelung, und die Professoren Dominik Seybold und Jan Geßmann, die ihre leitenden Funktionen in Deutschlands größter unfallchirurgischer Uniklinik in Bochum dafür aufgegeben haben.