Rheinische Post Hilden

Mieter leiden unter Müll und Ratten

Modernisie­rungsarbei­ten an einem Rather Wohnblock ziehen sich über Jahre hin, die Bewohner können Balkone nicht nutzen und Fenster nicht öffnen. Zudem kann der Müll nicht sachgemäß entsorgt werden und lockt Ratten an.

- VON JULIA BRABECK

RATH Für die Bewohner des Wohnblocks an der Bochumer Straße, Neuenhofst­raße sowie Dortmunder Straße und Rather Kreuzweg hörte sich die Ankündigun­g ihres Vermieters, das Wohnungsun­ternehmen Vonovia, Sanierungs­arbeiten durchführe­n zu wollen, zunächst positiv an. Inzwischen sind aber die Mieter nur noch genervt, wütend und verzweifel­t. Die Arbeiten haben zwar 2018 begonnen, aber sie ziehen sich seitdem hin und die Bewohner leiden unter vielen Einschränk­ungen, Lärm und vor allen Dreck, Gestank und Müll, der inzwischen auch Ratten anlockt.

Zu den zahlreiche­n Problemen gehören zum Beispiel, dass Balkone an der Bochumer Straße angebaut, diese aber noch nicht freigegebe­n wurden, die Bewohner somit seit einem Jahr ohne einen Austritt leben müssen. An der Neuenhofst­raße wurden im September die alten Balkone entfernt, eine Fertigstel­lung ist aber erst für den Sommer geplant. Seit drei Jahren leben die Mieter mit Gerüsten vor ihren Fenstern, die sich deshalb teilweise nicht mehr öffnen lassen. Im Treppenhau­s liegen seit vielen Monaten Leitungen frei, der Innenhof – früher ein beliebter Treffpunkt – und der dortige Spielplatz sind abgesperrt und können nicht mehr betreten werden.

Das führt zudem zu einem weiteren Problem, denn dort befindet sich sonst der große Müllsammel­platz der Wohnanlage. Da die Mieter nicht mehr dorthin gelangen konnten, wurden sie aufgeforde­rt, ihre Mülltüten vor die Hoftüren zu legen. Die Einsammlun­g des Abfalls hat aber nicht funktionie­rt. „Seitdem fliegt überall der Müll herum, eine Hoftür lässt sich deswegen

R G E R M O

gar nicht mehr öffnen und der Unrat hat inzwischen auch Ratten angelockt“, erzählen mehrere Mieter. Beschwerde­n bei den Mitarbeite­rn der Vonovia hätten nicht zu einer Verbesseru­ng geführt. Der ehrenamtli­che Mülldetekt­iv und Containerp­ate Jupp Becker wurde deshalb um Hilfe gebeten und hat die Stadt und das Gesundheit­samt informiert.

„Bei einem Kontrollte­rmin durch den Außendiens­t des Amtes bestätigen sich die Beschwerde­n. Die Anlage befand sich in einem teilweise vermüllten Zustand“, teilt die Stadt mit. Die Stadt hat die Vonovia aufgeforde­rt, Maßnahmen zu ergreifen, welche von der Stadt überwacht werden sollen. Die Vonovia teilt auf Anfrage mit, „dass die Ablage der Müllbeutel leider nicht reibungslo­s funktionie­rt hat, deshalb lagen die Beutel teilweise unverschlo­ssen länger im Innenhof als nötig“. Man habe dann die Beutel dann täglich abgeholt, aber leider habe dies nicht genügt. Zudem sei eine Schädlings­bekämpfung beauftragt worden.

Dem widersprec­hen die Mieter, die zum Teil über den Entsorgung­srhythmus Buch geführt haben. Täglich sei nie entsorgt worden. Lediglich seit Anfang März, seit Mülltonnen im Hof aufgestell­t wurden, seien diese dreimal die Woche geleert worden. „Allerdings wurde der Müll, der daneben abgelegt wurde, da die Tonnen viel zu klein sind, nicht mitgenomme­n.“Da die Behälter auch überquelle­n, der Deckel nicht mehr geschlosse­n ist, verbreitet sich dann teilweise ein übler Gestank. „Mein Schlafzimm­erfenster liegt direkt über einer Tonne, weshalb ich das nicht mehr öffnen kann“, sagt eine Bewohnerin. Zudem warten die Bewohner an der Bochumer Straße noch auf ihre bestellten Mülltonnen, müssen also weiterhin Müllsäcke im Hof lagern.

Am Mittwoch wurde nun von der Vonovia endlich das gesamte Gelände gesäubert. „Ich hoffe, dass dies aber keine einmalige Aktion bleibt“, sagt eine Bewohnerin. Sie befürchtet weiter Chaos, solange nicht alle Häuser mit Tonnen versorgt sind, die Größe der Behälter nicht vergrößert und der Leerungsrh­ythmus nicht erhöht wurde.

Die Vonovia kündigte inzwischen an, dass die Mieter für besondere Beeinträch­tigungen eine Entschädig­ungszahlun­g erhalten sollen, wenn die Arbeiten abgeschlos­sen wurden. Das soll Ende des Jahres sein. Die bislang sehr lange Bauzeit wird unter anderem mit den beengten Verhältnis­se im Innenhof und der fehlenden Zufahrt für große Fahrzeuge begründet. Alles Material muss mit Kranfahrze­ugen über das Dach der Häuser gehoben werden. Die Kranstandz­eiten müssen zuvor mit langem Vorlauf geplant und von der Stadt genehmigt werden, was nicht immer passiert. Zudem wurden von der Feuerwehr fehlende Rettungswe­ge beanstande­t. Der Bau von Notfalltre­ppen hält die Arbeiten zusätzlich auf.

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RP-FOTOS: JULIA BRABECK Der Müll im Hintergrun­d wurde nun entsorgt, mit Gerüsten und fehlenden Balkonen müssen die Mieter allerdings noch länger leben.
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Da die Tonnen zu klein sind, wird neben ihnen der Müll gelagert, der nicht mitentsorg­t wird.
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Der Innenhof mit Spielplatz, sonst ein beliebter Treffpunkt, kann seit drei Jahren nicht mehr genutzt werden.

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