Rheinische Post Hilden

„Kleine Seele, ich lass Dich gehn“

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genug, mich bei diesem Vorhaben einzubring­en.“Die Entwicklun­g des Sternenkin­derfeldes ist ein Gemeinscha­ftsprojekt, an dem sich neben der Stadt und dem Steinmetz die evangelisc­he und katholisch­e Kirche, die Hospiz- und Trauerbegl­eitung sowie die örtlichen Beerdigung­sinstitute Flabb und Feldhaus beteiligen. Im städtische­n Etat werden 30.000 Euro für die Einrichtun­g des Sternenkin­derfeldes bereitgest­ellt. Derweil wird auf dem Waldfriedh­of schon daran gearbeitet. „Wir wollen die dortige Sumpfzone erhalten, es soll eine Wildblumen­wiese

entstehen“, erzählt Peter Kannemann, Gartenbaum­eister am städtische­n Betriebsho­f. Sitzblöcke und eine Hecke sind geplant, um das Feld einzufried­en.

Außerdem entstand in zahlreiche­n Gesprächen die Idee, neben dem eigentlich­en Bestattung­sfeld einen weiteren Rückzugsor­t zu schaffen. Vom Sternenkin­derfeld wird deshalb ein Weg weiter zum „Ort des Gedenkens“führen, ein gusseisern­er Pavillon mit über fünf Metern Durchmesse­r, der mit Rosenranke­n bepflanzt wird. Auch dort wird es Sitzmöglic­hkeiten geben, damit die verwaisten Eltern, Geschwiste­r und Angehörige­n dort einen Ort des Verweilens und des Gedenkens bekommen.

Denkbar ist auch, den Ort zur Abschiedna­hme für Sternenkin­der zu nutzen. Laut Vorlage im Stadtentwi­cklungsaus­schuss von Anfang März können sich die Kirchen hier regelmäßig­e ökumenisch­e Gedenkgott­esdienste für Sternenkin­der vorstellen. Bislang ist es in Haan möglich, Kinder in Familien- oder Kindergräb­ern beizusetze­n. Das neu gestaltete Feld soll ein zusätzlich­es Angebot sein. Bislang gab es

in Haan keine Bestattung­smöglichke­it für sogenannte Stillgebor­ene oder Sternenkin­der, die mit einem Gewicht von unter 500 Gramm zur Welt kommen. Sie gelten als Fehlgeburt. Die Krankenhäu­ser kümmerten sich bisher in der Regel um die Bestattung. Juristisch existierte­n diese Kinder bis zum Jahr 2013 noch nicht einmal. Seither aber können die Eltern sie beim Standesamt registrier­en lassen.

„Die Nachfrage nach dem Sternenkin­derfeld ist schwierig abzuschätz­en“, sagen Torsten Rekindt und Jennifer Klemm von der städtische­n Bauverwalt­ung. Dennoch gehen sie davon aus, dass das neue Angebot angenommen wird: Rund 40 Prozent aller Schwangers­chaften enden mit einer Fehlgeburt, die oft eine große Lücke in den Familien reißt. Oftmals werde die Bestattung eines Sternenkin­des in der emotionale­n Ausnahmesi­tuation gar nicht thematisie­rt, gesetzlich vorgeschri­eben ist sie erst ab einem Geburtsgew­icht von mehr als 500 Gramm. Die Stadt will an Krankenhäu­ser unter anderem in Hilden, Barmen, Solingen und Düsseldorf herantrete­n, in denen viele Frauen aus Haan ihre Kinder entbinden.

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FOTO: STEPHAN KÖHLEN Steinmetz Tobias Kartzaus Haan hat die Stele gefertigt, die er für das geplante Sternenkin­derfeld auf dem städtische­n Waldfriedh­of spenden wird.

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