Eine Klimapartei gewinnt die Parlamentswahl in Grönland
NUUK Die linke Partei Gemeinschaft der Inuit hat bei der Parlamentswahl in Grönland die meisten Stimmen bekommen und löst somit die Sozialdemokraten von der Regierungsverantwortung ab. Das Wahlkampfthema war der geplante Abbau von Uran durch das australisch-chinesische Bergbauunternehmen Greenland Minerals. „Wir müssen auf die besorgten Wähler hören. Wir sagen Nein zum Uranabbau“, sagte Wahlsieger Múte Egede dem TV-Sender KNR am Mittwoch.
In der Kvanefjeld-Mine im Süden der arktischen Insel befinden sich nach Angaben des Bergbau-Konzerns 15 bis 20 Prozent des globalen Bedarfs für Batterien sowie Windkraftanlagen. Das Unternehmen will das radioaktive Metall Uran abbauen. Daran zerbrach die Regierung des halbautonomen Landes, dessen Sicherheits- und Außenpolitik von Dänemark bestimmt wird.
Ursprünglich wollte die Regierungskoalition mit dem sozialdemokratischen Premierminister Kim Kielsen grünes Licht für den Bergbau geben. Doch Ende 2020 übernahm Erik Jensen den Parteivorsitz und setzte im Februar die Verschiebung des Projekts aufgrund von Protesten wegen radioaktiver Verstrahlungen durch. Die sozialliberale Partei der Demokraten schied aus der Regierung aus.
Das Unternehmen Greenland Minerals, bei dem ein chinesischer Investor das größte Aktienpaket besitzt, bietet für den auf 37 Jahre veranschlagten Rohstoffabbau einen Betrag von umgerechnet 200 Millionen Euro jährlich für die Regierung in der Hauptstadt Nuuk und mehrere Hundert Arbeitsplätze in der Region. China, das seit Jahren Ansprüche auf den arktischen Raum erhebt, hätte so in Grönland einen Fuß in der Tür, was bislang von Dänemark verhindert wurde.
Die Regierung in Kopenhagen finanziert die Insel mit umgerechnet 500 Millionen Euro jährlich und bleibt so ein wichtiger Ansprechpartner der USA. 2019 machte der damalige Präsident Donald Trump ein vergebliches Angebot, die arktische Insel zu kaufen. Grönland ist dank seiner Rohstoffe wie der strategischen Lage für die USA bedeutend. Das hat viele der 56.000 Grönländer selbstbewusster gemacht. Fast alle Parteien streben eine Unabhängigkeit von Dänemark an.
Die Gemeinschaft der Inuit, die bei der Wahl mehr als 36 Prozent der Stimmen bekam, kann mit der Partei Naleraq koalieren. Sie vertritt die Interessen des Fischfangs, der unter dem Uranabbau leiden könnte. Auch sie ist für die Loslösung von der Krone. Der 34-jährige Wahlsieger Egede will für sein Land vor der Unabhängigkeit eine wirtschaftliche Basis schaffen. Denn Dänemarks jährliche finanzielle Unterstützung macht die Hälfte des Haushalts aus. Ohne den Abbau der Bodenschätze ist das kaum zu erreichen.