Anlieger genervt vom Hochbahnsteig-Bau
In der Heerdter Landstraße klafft ein riesiges Loch, die Spur Richtung Innenstadt ist gesperrt. Der Lieferverkehr für die Betriebe ist schwierig geworden.
HEERDT Irgendwie hatte es Dirk Pretzer befürchtet. Vor genau einem Jahr war der Geschäftsführer des Fensterund Haustürenstudios Keime noch einigermaßen entspannt, zeichnete aber damals schon ein düsteres Bild für seinen Betrieb. Seine größte Sorge war, dass die Lkw ihre Lieferungen nicht mehr zur Adresse bringen und die Kunden das Geschäft nicht mehr ansteuern können. Ein Jahr später „ist es genau so gekommen“, sagt Pretzer, der sich immer noch sehr schlecht informiert fühlt.
Für den Bau des Hochbahnsteigs Aldekerkstraße klafft seit einigen Wochen ein riesiges Loch im Boden, die Fahrspur in Richtung Westen ist eng, die von Heerdt aus kommend in Richtung Innenstadt ist gesperrt. Nur Anlieger und Baustellenverkehr dürfen durch. Pretzers Lieferanten sei die Durchfahrt bisher zwar immer erlaubt worden, „aber die 35-Tonner kommen kaum mehr in unsere Einfahrt“, sagt der Heerdter, der eigentlich nur noch auf den Tag wartet, bis ein Transporter im Graben liegt. Das Rangieren auf der Heerdter Landstraße vor der Hausnummer 183 sei kaum noch möglich.
Und auch der Kundenverkehr bereitet dem Geschäftsführer zunehmend Bauchschmerzen. Zwar gehört die Heerdter Landstraße nicht zu jenen Straßen, auf der gemütlich gebummelt wird. Dennoch wirken sich die Baustelle und vor allem die Sperrung auf das Geschäft aus. „Wir haben oft Kunden, die uns im Vorbeifahren entdecken“, sagt Pretzer, der im Frühjahr eigentlich immer seinen Sonnenschutz vor der Tür präsentiert und jetzt sagt: „Das kann ich mir so auch sparen.“
„Da draußen fühlt sich keiner für uns zuständig“, sagt der Geschäftsführer, der nach eigener Auskunft schon mehrmals versucht hat, mit den Verantwortlichen ins Gespräch zu kommen. Der Ansprechpartner bei der Rheinbahn habe nicht einmal eine Telefonnummer, „einen Bauleiter habe ich durch Zufall angetroffen, doch der winkte ab und verwies auf die Rheinbahn“, sagt Pretzer. Er würde sich eine deutlich bessere Kommunikation mit den Anliegern wünschen. „Von der Sperrung haben wir auch nur durch Zufall über das Radio erfahren.“Eine Wurfsendung habe es dann noch einmal gegeben, „das war’s“.
Heike Schuster von der Rheinbahn kann diesen Eindruck nicht bestätigen. „Unsere Kollegen sind oft unterwegs auf der Straße“, sagt Schuster, „diese können die Anlieger immer ansprechen.“Dass Geschäftstreibende und Anwohner nicht immer glücklich sind, wenn die Rheinbahn den Bau eines Hochbahnsteigs ankündigt, das weiß Schuster, „das ist immer etwas nervig“. Danach aber seien die Menschen zufrieden, so sei es auch anderswo gewesen, am Nikolaus-Knopp-Platz etwa oder am Luegplatz, wo es während der Bauzeit ebenfalls Unmut gab. Gerade im linksrheinischen Düsseldorf mussten sich die Menschen in Geduld üben, dort wird eine Haltestelle nach der anderen umgebaut. Wenn die Aldekerkstraße fertig ist, wird die Heesenstraße umgebaut.
Der Grund für die Umbau-Offensive ist, dass es für Rollstuhlfahrer, mobilitätseingeschränkte Menschen und Eltern mit Kinderwagen deutlich einfacher ist, in die Straßenbahn einzusteigen, wenn die Haltestelle ein Hochbahnsteig ist. Ein bisschen auf die Zähne beißen müssen die Anlieger der Heerdter Landstraße zwar noch, es gibt aber auch eine gute Nachricht: Die Zufahrtsbeschränkung wird voraussichtlich Ende September/Anfang Oktober aufgehoben. Zudem ist die Sprecherin der Rheinbahn zuversichtlich, dass die Bauarbeiten noch vor dem geplanten Fertigstellungstermin im Dezember 2021 beendet werden können.