„Komödie ist ja die Königsklasse“
Der Düsseldorfer Schauspieler Moritz Führmann entdeckte den Reiz der Kamera. Jetzt spielt er in einer Serie einen Familienvater.
DÜSSELDORF Während Corona sei er noch einmal Vater von drei Kindern geworden, sagt Moritz Führmann. Was er mit seiner neuen Familie erlebt, zeigt die achtteilige Serie „Mirella Schulze rettet die Welt“bei TVNow: Mirella (Tilda Jenkins) ist 13, eine Art beseelte deutsche Greta Thunberg. Daraus ergeben sich vergnügliche Spannungsfelder mit ihren Geschwistern und Eltern, mit der Schule und all denen, die sie unerschrocken anklagt. Allein, dass ihre Mutter (Jördis Triebel) bei einem Chemiekonzern arbeitet – sogar als rechte Hand des Chefs –, bietet reichlich Zündstoff. Der Vater ist Fernfahrer und transportiert hin und wieder Schweine. „Das missfällt ihr natürlich auch“, erzählt Moritz Führmann.
Bis vor wenigen Jahren war er hauptsächlich Theaterschauspieler. Nach und nach kamen immer mehr Fernsehrollen auf ihn zu. Die „Mirella“-Dreharbeiten brachten ihm noch einmal ganz neue Erfahrungen ein – was nicht nur an den strengen Hygieneregeln lag. Das Team belegte ein leerstehendes Haus in Berlin, fast alle Szenen fanden in Innenräumen statt. „Von Oktober bis Dezember ging ich morgens bei Dunkelheit zum Dreh und abends bei Dunkelheit zurück ins Hotel“, sagt Führmann, „eine richtig krasse Isolation. Dennoch war es spannend, sich auf ein so langfristiges Projekt einzulassen. Als wirklich aufregend empfand ich das Wahnsinnstempo, in dem alles geschehen musste.“
Nicht nur die Geschwindigkeit der Dialoge sei extrem hoch gewesen. Besondere Schnelligkeit war auch deshalb erforderlich, weil die Kinder nicht so lange am Stück vor der Kamera stehen durften. „Ein Pingpong-Spiel, jeden Tag“, erinnert sich Moritz Führmann. „Wie Sport. Kein Wunder, dass ich vier Kilo abgenommen habe.“
Mit dem Ergebnis ist er hochzufrieden und lobt die witzigen, pointierten Drehbücher von Ralf Husmann und seinen Mitautoren. Seit Kurzem ist die Serie abrufbar. „Ich bin so stolz, das jetzt endlich zeigen zu können“, freut sich der 42-Jährige. „Lange hatte ich früher darüber nachgedacht, was gute Komödie überhaupt ausmacht. Komödie ist ja die Königsklasse. Und dann kommt so ein Leckerbissen auf mich zu.“
Überhaupt läuft es gut für Führmann und seine Frau, die Schauspielerin Anna Schudt. „Wir haben beide viel Glück, trotz Pandemie“, sagt er. Gelegentlich arbeiten sie zusammen, wie neulich im Jubiläums-Tatort oder im süffigen Ensemblefilm „Eine harte Tour“. Am 15. Mai wird wieder eine Krimi-Episode „Harter Brocken“mit ihm gesendet, und bald geht es nach Prag für ein Projekt im Nachkriegsdeutschland. Er habe es nicht bereut, seine Karriere ein wenig in eine andere Richtung gelenkt zu haben, selbst wenn er sagt: „Das Theater bleibt meine große Liebe.“Kameraarbeit sei anders, aber nicht minder inspirierend. „Ich lerne hier gerade über Coachings viel dazu und entdecke interessante Ansätze, die ich nutzen kann“, erzählt er.
Noch einmal kommt Führmann auf „Mirella Schulze rettet die Welt“zu sprechen. „Die Serie hat, was den Klimaschutz angeht, schon etwas mit mir gemacht. Ich habe mich dabei ertappt, wie schnell man sich dabei auch selbst betrügen kann“, gibt er zu. „Inzwischen hat sich mein Kaufverhalten geändert, zumal Umweltbewusstsein auch ein großes Thema in unserer Familie ist. Meine beiden Söhne sind mit zehn und acht Jahren schon total sensibilisiert dafür. Da hat man als Eltern keine andere Chance, als zu sagen: Wir versuchen es.“Er sei sehr eng mit seinen Kindern und durch Corona noch mehr mit ihnen zusammengewachsen. „Ich weiß, wie schwer es viele Menschen haben und wie gereizt die Stimmung ist. Mir persönlich tat es ganz gut, einmal komplett ausgebremst zu werden – damit man sich nicht selber überholt.“