Taschengeldbörse hat mehr Anfragen
Jüngere helfen Älteren in Hilden und Haan: Das ist eine gute Gelegenheit, viele nette Menschen kennen zu lernen, sagt Jobberin Anne Bischof.
HILDEN/HAAN Die Vorteile der Taschengeldbörse, die in Hilden seit 2014, in Haan seit gut einem Jahr am Start ist, liegt für alle Beteiligten klar auf der Hand. Das Unterstützungs-Angebot der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Hilden, das auf eine gemeinsame Initiative von Jugendparlament und Seniorenbeirat zurückgeht, ist ein Gewinn für ältere Mitbürgerinnen und -bürger. Im Fokus stehen diejenigen, die noch gern unabhängig in ihren eigenen vier Wänden wohnen, aber Hilfe bei manchen Tätigkeiten benötigen, bei denen sie sonst schlicht überfordert sind. Denn nicht immer gibt es Angehörige in der Nähe oder Nachbarn, die hier unterstützend eingreifen können.
Doch dank der Hilfe durch engagierte Jugendliche stellen größere Einkäufe, zu anstrengende Gartenarbeit oder unwillige Computer keine unlösbaren Probleme mehr dar. Der Gewinn für die Jugendlichen zwischen 15 und 20 Jahren liegt nicht nur darin, dass sie sich durch die Jobs Taschengeld – der Stundensatz wird individuell vereinbart und darf fünf Euro nicht unterschreiten – hinzu verdienen können. Vielmehr erhalten sie auch Einblicke in die Lebenswirklichkeit der Seniorinnen und Senioren, was die soziale Kompetenz stärkt. Dies gilt natürlich auch im umgekehrten Sinn, denn die älteren Menschen erfahren viel von den jungen, was im günstigen Fall die Toleranz erhöht.
Wer Taschengeldbörsen-Jobber in Hilden oder Haan werden will, sollte sich am besten zunächst über das Anmeldeformular auf der jeweiligen Awo-Homepage anmelden. In Hilden ist es Bernhard Wiese, der seit mehreren Jahren das Unterstützungsangebot betreut und mittwochs wie donnerstags (jeweils von 15 bis 17 Uhr) interessierte Jugendliche in einem persönlichen Gespräch berät.
„Es geht bei dem Beratungsgespräch maßgeblich darum, herauszufinden, welcher Jugendliche für welche Tätigkeiten am besten geeignet sind. Die einen bringen viel pädagogisches Einfühlungsvermögen mit und können, etwa bei Problemen mit dem Smartphone, gut und geduldig erklären. Andere packen lieber an und bevorzugen eher Gartenarbeit“, weiß Bernhard Wiese. Dabei sind Jobs, die kurzfristig und einmalig sind, andere werden in einer gewissen Regelmäßigkeit angefragt.
Ende des vergangenen Jahres waren 220 Jugendliche in seiner Kartei verzeichnet, demgegenüber waren es 350 Seniorinnen und Senioren, die mehr oder weniger regelmäßig Jobs zu vergeben haben. Trozt Corona hatte sich im vergangenen Jahr die Zahl der jugendlichen Jobber um 50 Prozent erhöht, die Zahl der Job-Anbieter
dagegen um lediglich 16 Prozent. Die Pandemie hatte nicht den Effekt, dass die älteren Menschen den Kontakt mit jüngeren mieden, weil sie Angst vor Infektionen hatten. „Mit dem ersten Lockdown im März des vergangenen Jahres gingen die Anfragen zunächst massiv zurück. Doch dann ab Sommer kamen so viele Anfragen, dass insgesamt drei Prozent mehr Aufträge abgearbeitet werden konnten“, sagte Wiese, der wegen dieses Ergebnisses selbst sehr überrascht war.
Aktuell ist es in Hilden so, dass es einen Überhang an arbeitswilligen Jugendlichen gibt, und einige auf ihren Einsatz warten müssen. „Ich kann Tätigkeiten im Rahmen der Taschengeldbörse nur empfehlen. Es ist nicht nur eine gute Methode Geld zu verdienen, sondern man kommt auch mit vielen netten Menschen in Kontakt“, sagt Anne Bischof. Die 18-Jährige muss es wissen, denn sie ist bereits seit über drei Jahren bei der Taschengeldbörse engagiert.