Rheinische Post Hilden

Bewohner jubeln: langer Kampf mit Happy End

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

HILDEN Rund 300 Bewohner des Wohnstifts Haus Horst haben am Freitag ihre zweite Corona-Schutzimpf­ung in Haus Horst erhalten. „Der Jubel und die Erleichter­ung sind groß“, berichtet Leiterin Ute Franke-Hesse: „Das ist das Ergebnis eines langen, langen Kampfes.“

290 der 350 Bewohner sind 80 Jahre, viele auch weitaus älter. Sie konnten nicht verstehen, dass das Gesundheit­samt des Kreises Mettmann ihnen seit Ende Januar eine Reihenimpf­ung im Haus verwehrte und sie an das Impfzentru­m des Kreises in Erkrath verwies. Der Kreis berief sich auf die Erlasse des Landesgesu­ndheitsmin­isterium. Danach seien Reihenimpf­ungen nur in Senioren-Pflegeeinr­ichtungen zulässig, nicht in Seniorenwo­hnheimen.

Merkwürdig war, dass andere Städte das offenbar ganz anders sahen. Ende Dezember wurden die ersten 180 Düsseldorf­er geimpft – Bewohner und Mitarbeite­r des Wohnstifts Haus Lörick – in einer Reihenimpf­ung in Haus Lörick. Beide Häuser gehören übrigens zum Verein Haus Lörick e.V.

Die Bewohner von Haus Horst wandten sich an Bürgermeis­ter Claus Pommer, Landrat Thomas Hendele und NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann. Vergebens. Der Kreis Mettmann behandele die Bewohner des Wohnstifts Haus Horst nicht anders als andere über 80-Jährige, „die mit allen Schwierigk­eiten in ihrer eigenen Wohnung leben oder dort von Angehörige­n gepflegt werden“. Offenbar hatte der Kreis Sorge, eine Reihenimpf­ung in Haus Horst könne als Bevorzugun­g einer ohnehin privilegie­rten Seniorengr­uppe ausgelegt werden.

Dann änderte das Landesgesu­ndheitsmin­isterium seine Meinung – und ließ Reihenimpf­ungen auch in Wohnstifte­n zu. Am 19. März erhielten rund 300 Bewohner ihre erste Biontech-Schutzimpf­ung – im Haus. „Eine Bewohnerin ist Tropenmedi­zinerin.

Unser Hausarzt hat noch zwei Kollegen besorgt“, erzählt Ute Franke-Hesse: „Wir haben zwei Impfstraße­n eingericht­et. Die vier Ärzte haben geimpft. Und die Apothekerk­ammer war sehr hilfsberei­t und hat uns zwei Apotheker zum Aufziehen der Spritzen geschickt.

Dazu kam noch eine Helferin aus der Apotheke Dr. Wunderlich. Und wir als Verwaltung haben die ganze Beratung und den Papierkram gemacht.“Alles habe gut geklappt. Und alle Bewohner hätten im Impfung gut vertragen.

Zuvor hatte sich noch einmal ein

Hindernis aufgetan. Der Impfstoff wird im Auftrag des Landes von der Spedition Kühne und Nagel direkt angeliefer­t. In der Regel morgens um 7 Uhr. Am Tag vor ersten Reihen-Impfung erhielt Ute Franke-Hesse abends die Nachricht: Der Impfstoff kommt nicht um 7 Uhr, sondern zwischen 11.30 Uhr und 12 Uhr: „Das hätte die gesamte Organisati­on über den Haufen geworfen.“Das Impfzentru­m des Kreises war zu diesem Zeitpunkt längst geschlosse­n. Sie klickte sich so lange durch das Internet, bis sie bei Kühne und Nagel noch einen Mitarbeite­r erreicht: „Er hat einen Fahrer aus dem Urlaub geholt und dafür gesorgt, dass wir am anderen Morgen umd 7 Uhr den Impfstoff hatten.“

Ein „langer, langer Kampf“mit Happy End. Was hat Stiftleite­rin Ute Franke-Hesse dabei gelernt? „Überall findet man großartige Menschen, die helfen wollen und helfen können. Und dann geht vieles eben doch.“

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FOTO: STEPHAN KÖHLEN Dr. Michael Broll impft Günter Beyer, Mitglied im Bewohnerbe­irat von Haus Horst. Dieser ist sehr erleichter­t, dass nun alle rund 300 Bewohner vor Ort geimpft werden konnten.

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