Rheinische Post Hilden

Markus Söder muss jetzt Wort halten

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

Der CDU-Vorsitzend­e handelte schnell: Armin Laschet hat es einen Tag nach seiner Ankündigun­g für die Kanzlerkan­didatur geschafft, die CDU um sich zu versammeln. Der Gegenkandi­dat, CSU-Chef Markus Söder, hatte seine Kandidatur damit verknüpft, dass die CDU ihn ruft. Einen formalen Beschluss für Laschet gab es zwar nicht, aber der Ruf nach Söder ist am Montag ausgeblieb­en. Laschet machte bereits am Sonntagabe­nd in einem Treffen mit der Parteiführ­ung deutlich, dass die CDU beieinande­r bleiben muss, um gegenüber der kleinen Schwester selbstbewu­sst zu bestehen. „Die CDU steht zusammen“, diese Botschaft wollte der CDU-Chef senden – und war erfolgreic­h. Doch Söder wäre nicht Söder, wenn er einfach aufstecken würde. Der unausgespr­ochenen Erwartung in der CDU, noch am Montag Laschet als Kanzlerkan­didat auszurufen, folgte er nicht. Eine Entscheidu­ng sehe er erst am Ende der Woche. Das Kalkül: Zeit gewinnen, die Diskussion vorantreib­en. Die Fraktionss­itzung im Bundestag abwarten. Die Landesverb­ände zu Wort kommen lassen. Dort ist die Stimmung für Laschet bei Weitem nicht so eindeutig wie in den CDU-Gremien. Söders Lesart am Montag: Es sei nicht der Tag der Entscheidu­ng, sondern Beginn der Beratungen. Machtkampf auf offener Bühne also, allen Beteuerung­en zum Trotz. Und, ja, es gibt ihn, den Tenor in den Landesverb­änden: Mit Laschet können wir gewinnen, mit Söder werden wir gewinnen. Antreten, um gleich wieder abzutreten? Es ist nicht Söders Art.

Doch wenn der CSU-Chef bei seiner Ankündigun­g bleibt, muss er den Weg nun frei machen - auch wenn die Seinen in München grollen. Die CDU hat ihn nicht gerufen, zumindest der Machtzirke­l nicht. Die Einschränk­ung hat er selbst gemacht. Dann muss er auch zu seinem Wort stehen.

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