Rheinische Post Hilden

Friedhelm Funkel hat diese Bühne verdient

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Menschen erzählen viel. Rheinlände­r besonders. In Kombinatio­n mit einem Job in der Fußballbra­nche kann sich daraus eine toxische Gemengelag­e ergeben. Im Fall von Friedhelm Funkel versuchen sich nun einige daran, ihn des Wortbruche­s zu überführen.

Im Januar 2020 hatte er gesagt: „Das ist meine letzte Trainersta­tion, weil ich niemals wieder eine Mannschaft finde, die charakterl­ich so stark ist.“Es wurde auf vielen Seiten hernach kräftig geschluchz­t.

Doch 2021 dann die Kehrtwende. Funkel wird Trainer des 1. FC Köln. Wegen Corona ist ihm schlicht die Decke auf den Kopf gefallen. Seine Ehefrau Anja steht noch voll im Berufslebe­n, er konnte nicht mal mehr mit seinen Kumpels Tennis spielen.

Warum sollte es nicht legitim sein, noch einmal seine Meinung zu ändern? Es werden an Fußballer immer moralische Maßstäbe angelegt, die man selbst nur schwerlich selbst einhalten könnte. Er ist von Fortuna gefeuert worden, warum sollte er nicht noch für ein paar Monate einen Job annehmen und dafür viel Geld verdienen? Wer würde im „normalen“Leben auf so ein Angebot verzichten?

Der Herzensmen­sch Funkel hat gesagt, was er zu dem Zeitpunkt gedacht hat. Das war ehrlich und authentisc­h. Nun will er noch einmal auf diese Bühne, er will noch einmal zeigen, zu was er sich im Stande sieht.

Seine Mission in Köln ist ambitionie­rt, aber keineswegs aussichtsl­os: Er will den „Effzeh“zum Klassenerh­alt führen. Nur eine Sache sollte tunlichst nicht passieren: eine mögliche Relegation zwischen Köln und Fortuna. Allein bei diesem Gedanken bekommt man schon „Halbangst“.

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