Düsseldorf setzt auf Testen und Shoppen
Geschäfte und Museen dürfen trotz höherer Inzidenz weiter öffnen. Der Handel begrüßt das, ist aber dennoch skeptisch.
DÜSSELDORF Die Stadt setzt auf die in der Corona-Schutzverordnung vorgesehene Testoption. Damit bleiben Geschäfte und Museen weiter geöffnet. Kunden und Besucher müssen für ihren Besuch einen Termin vereinbaren und nun einen aktuellen Schnelltest vorweisen. Die Tests werden notwendig, weil in der Stadt an drei Tagen hintereinander die Inzidenz bei über 100 lag. Die Regelung gilt vorerst bis zum 18. April.
Der Krisenstab war am Montagmittag zusammengetreten, nachdem die Hürde der zu hohen Inzidenz gerissen war und die Landesregierung die Notbremse für Düsseldorf angeordnet hatte. Die Testoption wird mit einer Allgemeinverfügung in Kraft gesetzt. Damit bleiben Besuche in Kulturinstituten, körpernahe Dienstleistungen wie der Besuch bei Kosmetikern sowie Einkäufe im Geschäft möglich. Nötig sind dafür die vorherige Terminbuchung, die Sicherstellung der einfachen Rückverfolgbarkeit und ein zertifizierter, negativer Schnelltest, der nicht älter ist als 24 Stunden. Die Allgemeinverfügung der Stadt ist bis zum Ende der Gültigkeit der Landesverordnung befristet. Das Land hat das Düsseldorfer Vorgehen abgesegnet.
Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) weist auf die 288 Teststationen im Stadtgebiet hin. Damit erfülle man alle Voraussetzungen, die Testoption in Kraft zu setzen. Man werde die Situation täglich anhand des Infektionsgeschehens und der Lage in den Kliniken überprüfen.
Die Testzentren verbreiten sich seit Einführung der kostenlosen Bürgertests rasend schnell in der Stadt. Es gibt zahlreiche Apotheken, Ärzte und private Zentren, die die Schnelltests durchführen. Erst vergangene Woche hat an der Uniklinik ein Zentrum eröffnet, in dem bis zu 20.000 Tests die Woche möglich sind. Die Kapazitäten werden indes noch nicht ausgeschöpft, sagt Christopher Diel, Betreiber mehrerer Medicare-Testzentren. In der Teststation im Restaurant Schwan am Burgplatz etwa wären täglich zwischen 1000 und 1500 Tests möglich, durchschnittlich nutzen jedoch nur 250 Menschen am Tag dieses Angebot. Die Stadt bietet in der Mitsubishi-Electric-Halle (MEH) rund 1000 Schnelltests pro Öffnungstag an, im Dome sind es pro Woche rund 6700. Die Auslastung liegt bei 80 Prozent in der MEH und 75 Prozent im Dome.
Der Handel begrüßt, dass das Einkaufen mit einem aktuellen Test weiter möglich sein soll. „Alles andere hätte uns schwer gewundert“, sagt Peter Achten, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes NRW. Die Einzelhändler seien auf die Option „Click and Meet“dringend angewiesen, da laufe das Geschäft besser. Einige Kaufleute hätten damit bis zu 50 Prozent der normalen Umsätze gemacht: „Da sind sicherlich Nachholfeffekte dabei“, sagt Achten, „aber wer einen Termin für den Besuch eines Geschäftes hat, hat in der Regel auch eine Kaufabsicht.“
Die Testpflicht werde aber auf die Umsätze durchschlagen, so Achten. „Wir gehen von einer Halbierung aus.“Dennoch sei diese Variante besser als eine Reduzierung auf „Click and Collect“, bei der der
Handel auf die Herausgabe von Waren reduziert werde. Dann verringere sich der Umsatz auf 15 bis 20 Prozent des normalen Geschäfts.
Die Museen profitieren vom Kulturhunger der Menschen und dürften weiter ausgebucht sein. Pro Stunde dürfen nur 30 Besucher in die Beuys-Schau im K20, alle Zeitfenster sind bislang vergeben worden. Im Kunstpalast, wo die Ausstellungen zu Heinz Mack sowie Caspar David Friedrich und den Düsseldorfer Romantikern begehrt sind, sieht es ähnlich aus. Die 3000 Tickets pro Woche waren meist schnell vergriffen. Jetzt sollen die neuen Regeln rasch in die Abläufe integriert werden. „Die Besuchsplanung mit Zeitfenstertickets sind für das Publikum erfreulicherweise kein Problem“, sagt Felix Krämer, Generaldirektor des Kunstpalasts. „Ich wünsche mir, dass trotz der nun notwendigen Vorlage von bestätigten negativen Corona-Schnelltests das Interesse an einem Museumsbesuch nicht schwindet.“