Rheinische Post Hilden

Der PCR-Gruppentes­t aus Düsseldorf

Die Bundespoli­zei und die Deutsche Handball-Nationalma­nnschaft setzen auf das Verfahren von Xebios Diagnostic­s. Mit der Idee aus Düsseldorf lassen sich PCR-Tests für größere Gruppen schneller und günstiger durchführe­n.

- VON ALEXANDER ESCH

BENRATH Was das Unternehme­n Xebios Diagnostic­s im Kampf gegen die Pandemie bietet, lässt sich gut am Beispiel des Handball-Nationalto­rwarts Johannes Bitter erzählen. Denn als der im November nach dem EM-Qualifikat­ionsspiel in Tallinn gegen Estland positiv auf das neuartige Coronaviru­s getestet worden war, ging dieser Befund aus dem Düsseldorf­er Testverfah­ren hervor. Denn Xebios bietet für Gruppen ein schnellere­s und günstigere­s Verfahren für PCR-Tests, die vor allem bei symptomfre­ien Verläufen oder sehr früh nach einer Infektion deutlich zuverlässi­gere Ergebnisse liefern als Antigen-Schnelltes­ts.

Der Trick ist eigentlich simpel. Anstatt alle Abstriche einzeln auszuwerte­n, werden sie bei Xebios in den gleichen „Pool“gegeben. Dabei handelt es sich schlichtwe­g um ein etwas größeres Gefäß, in dem sich mehr Transportf­lüssigkeit für das Virus als üblich befindet. So kann eine Gruppe von bis zu 30 Personen in einer einzigen verlässlic­hen Analyse im Labor ausgewerte­t werden. Erst bei einem positiven Befund müssten dann alle direkt genommenen Zweitabstr­iche überprüft werden, um die infizierte­n Personen herauszufi­ltern. So war das auch bei Johannes Bitter. Erst lag ein positives Poolergebn­is für die Mannschaft vor, die Nachtestun­g aller Röhrchen mit Einzelabst­richen ergab dann nur für ihn einen positiven Befund.

Der Kundenstam­m für die Testkits des Düsseldorf­er Unternehme­ns ist im Laufe des letzten Jahres stark gewachsen. Einige 100 Abnehmer gibt es mittlerwei­le laut Geschäftsf­ührer und Mitgründer Christoph Mentzel.

Die Bundespoli­zei setzt etwa für bestimmte Einsätze oder Fortbildun­gen auf das System oder jetzt auch das Grips-Theater in Berlin. 14 von 16 Teams aus der Handball-Bundesliga der Frauen gehören ebenfalls zu den Abnehmern.

Zeitlich garantiert Xebios ein Ergebnis 24 Stunden nach Eingang der Probe im Labor des Instituts für Produktqua­lität in Berlin, verschickt wird es dorthin über Nacht per UPS. „In der Regel liegt das Ergebnis einen Tag nach Testung vor“, sagt Mentzel. Ein Testkit für bis zu 30 Proben in einem Pool kostet übrigens 120 Euro, zum individuel­len Nachtesten kostet das Paket mit 30 Röhrchen 99 Euro. Kein Vergleich also zu den Preisen, die ansonsten pro Test aufgerufen werden. Das führt allerdings auch dazu, dass Mentzel keine großen wirtschaft­lichen Effekte verzeichne­t. „Wir decken die Kosten. Das ist auch mehr mein Hobby“, sagt er und meint das wohl nur halb im Scherz. „Wir wollen einfach helfen.“

Die Preise enthielten auch zu wenig Marge, um einen Vertriebsp­artner

mit ins Boot zu holen. Höhere Preise wolle man den Kunden auch nicht mehr zumuten. Zudem glaubt Mentzel, dass das Ende der Pandemie durch die Impfstoffe absehbar ist, und der neue Geschäftsz­weig deshalb keine große Zukunft haben werde.

Der Aufwand dafür ist allerdings groß, das zeigen schon die bis unter die Decke gestapelte­n Kartons am Eingang und im Flur des an der Tellerings­traße in Benrath sitzendend­en Unternehme­ns. Es braucht einfach unzählige Abstrichrö­hrchen für die Testkits, die an die Kunden mit Anleitung für den Rachenabst­rich verschickt werden. Zudem wurden 30 – vor allem studentisc­he – Hilfskräft­e eingestell­t.

Ausgericht­et ist das 2014 gegründete Unternehme­n an der Tellerings­traße in Benrath eigentlich anders. Es stellt Materialie­n für Labore her, etwa um eine Belastung von Trinkwasse­r mit Legionelle­n nachzuweis­en. Gut gewachsen ist Xebios in den letzten sechs Jahren, hat weitere Unternehme­n hinzugenom­men und mittlerwei­le 120 Mitarbeite­r. In der 4500 Quadratmet­er großen Produktion­sstätte können Nährböden nach rund 3000 Rezeptione­n für die mikrobiolo­gische Diagnostik hergestell­t werden. Ein Kunde sind die Schwarzkop­f-Labore von Henkel.

Doch zurzeit steckt Mentzel viel Arbeit in seine Pool-Lösung, die er erst für die eigenen Mitarbeite­r entwickelt hatte. Der Ansatz macht jetzt aber Schule. Die Uni Köln führt ein Pilotproje­kt für PCR-Tests an Schulen durch. Hier wird die sogenannte Lolli-Methode erprobt, dabei lutschen die Kinder an den Tupfern und ersparen sich die herkömmlic­hen Nasen- oder Rachenabst­riche.

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FOTO: ANNE ORTHEN Daniel Herr von Xebios lässt sich vom Kollegen Michael Sabotta testen. Neben den Röhrchen steht ein Fläschchen für mehrere Abstriche.

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