Die Pandemie fordert auch die Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert
Der neue Vorstandsvorsitzende ist seit 100 Tagen im Amt. Eine erste Bilanz und ein Blick in die Zukunft.
Herr Zimmermann, Sie sind seit Sonntag 100 Tage Vorstandschef der Sparkasse HRV. Hat sich Ihre Arbeit sehr verändert?
UDO ZIMMERMANN Ja und nein: Als Vorstandsvorsitzender ist man gewissermaßen das Gesicht seiner Sparkasse. Das gilt insbesondere für den Kontakt zu den Sparkassengremien, aber auch zu den Städten und ihren Vertretern. Was sich auch verändert hat, ist die Zusammenarbeit im Vorstand. Wenn man wie ich von einem Dreier- zu einem Zweiervorstand wechselt, hat man es automatisch mit einem anderen „Zuschnitt“von Verantwortungsbereichen und mit teilweise neuen Themen zu tun.
Stehen in diesem Jahr noch einschneidende Änderungen für die Kunden an?
ZIMMERMANN Es gibt aktuell keine konkreten Pläne, was zum Beispiel dauerhafte Filialschließungen oder Umwandlung in SB-Filialen betrifft. Es ist allerdings schon so, dass wir permanent beobachten, ob und wie unser Angebot genutzt wird. Das Verhalten unserer Kunden hat sich gegenüber früher definitiv verändert. Wir erleben zum Beispiel ein großes Interesse an digitalen Angeboten.
Die Filiale wird inzwischen vor allem dann genutzt, wenn es um persönliche Beratung geht, zum Beispiel wenn jemand eine Immobilie erwerben möchte oder sich Gedanken über seine Altersversorgung macht. Aufgrund der Pandemie haben wir aktuell Öffnungszeiten heruntergefahren und Filialen geschlossen. Damit tragen wir dazu bei, Kontakte zu reduzieren. Das ist nun seit einigen Monaten so und vielleicht wird sich hieraus Anpassungsbedarf ergeben. Das wird aber erst die weitere Zeit zeigen.
Hat man in Ihrer Position überhaupt noch Kontakt zu den normalen Kunden?
ZIMMERMANN Oh ja, und das nicht zu knapp – zum Glück! Gemeinsam mit meinem Vorgänger Herrn Buschmann habe ich im letzten Quartal 2020 rund 40 Firmenkunden entweder persönlich oder digital in Gesprächen kennengelernt. Und diese Gespräche gingen und gehen für mich auch in 2021 so weiter. Kreditgeschäft hat ja auch etwas mit Vertrauen zu tun – und da ist der direkte Kontakt schon wichtig. Und letztlich ist das Gespräch mit dem Kunden ja auch ein Grund dafür, warum ich diesen Beruf mit Leidenschaft ausübe.
Was werden die größten Herausforderungen der kommenden Jahre für die Sparkasse HRV sein? ZIMMERMANN Im Prinzip werden es dieselben sein, denen wir uns bereits seit einigen Jahren stellen: Die Bankenbranche steht schon länger in einem Umfeld, das von Niedrigzinsen und Regulatorik geprägt ist; auch Themen wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung begleiten uns seit Jahren. Das bietet uns einerseits Chancen, macht uns andererseits natürlich den wirtschaftlichen Erfolg nicht immer leicht. Wir müssen diese Herausforderungen bewältigen, um als selbstständiges Haus für unsere Kunden weiterhin da zu sein. Corona war – und ist – eine ganz neuartige Form der Herausforderung. Die Pandemie hat uns in vielen Bereichen gefordert, und unser Geschäft ist dadurch nicht einfacher geworden. Sie hat uns aber – ähnlich wie seinerzeit die Finanzkrise – auch gezeigt, dass wir „Krise können“.
Viele Bankgeschäfte werden heute gar nicht mehr am Schalter getätigt, hat sich das während der Pandemie noch verstärkt? ZIMMERMANN Auf jeden Fall. Die Aufforderung, Kontakte so weit wie möglich zu reduzieren, hat dazu geführt, dass viele Services, die wir schon lange anbieten, verstärkt genutzt wurden. Das gilt etwa für das kontaktlose Bezahlen, das in der Pandemie einen enormen Schub bekommen hat. Und Online-Banking nutzen inzwischen zwei Drittel unserer Kunden. Viele „entdeckten“
in dieser Zeit auch unser Kundenservicecenter für sich – hier kann man vieles telefonisch erledigen, zum Beispiel wenn man Fragen zu seinen Kontoumsätzen hat, Hilfe beim Online-Banking braucht oder rund um das Girokonto oder zu Kreditkarten beraten werden möchte. Eine gute Alternative zum Gang in die Filiale nicht nur unter Corona-Bedingungen, sondern zum Beispiel auch, wenn jemand nicht so mobil ist.
Wir haben schon Ihren Vorgänger gefragt: Wie halten Sie es selbst mit Ihren Bankgeschäften: am Automaten oder lieber online? ZIMMERMANN Vornehmlich digital – von der Überweisung bis zum Wertpapierkauf. Ich schätze die Bequemlichkeit und Einfachheit des digitalen Angebotes. Es gibt allerdings Themen wie zum Beispiel Kreditaufnahmen, Altersvorsorge oder spezielle Vermögensanlagen, bei denen ich eine persönliche Beratung in jedem Fall vorziehe. Da wäre mir das Gespräch mit einer Expertin bzw. einem Experten schon sehr wichtig.