Vor dem PC-Bildschirm Geige üben
Tausende Kinder lernen in Deutschland ein Instrument. Doch viele können gerade nicht in die Musikschule gehen. Deshalb hat etwa Benjamin Unterricht vor dem Computer. dpa
Wenn Benjamin Geige spielt, dann häufig vor dem Computer. Seinen Lehrer hat der Neunjährige aus Karlsruhe schon seit mehreren Monaten nicht mehr in echt gesehen. Denn wegen der Corona-Krise findet der Unterricht online statt. „Ich finde das alles nicht so toll“, sagt Benjamin. Er hat schon mit knapp fünf Jahren angefangen, Geige zu spielen. „Ich finde den Klang einfach schön“, erklärt er. Aber der Online-Unterricht hat Nachteile. „Mein Lehrer kann natürlich hören, wenn ich einen falschen Ton spiele oder wenn der Rhythmus nicht stimmt“, sagt Benjamin. „Aber er kann am Bildschirm meine Haltung nicht korrigieren oder meine Geige stimmen.“Wie Benjamin geht es gerade Hunderttausenden Kindern. Manche dürfen in die Musikschule, um dort zum Beispiel hinter einer Schutzscheibe zu spielen. Bei vielen findet der
Unterricht aber online statt. Das ist auch für die Kinder schwierig, die gerne neu mit einem Instrument anfangen möchten. „Da fehlen oft einfach die Grundlagen“, sagt Matthias Pannes. Er ist Chef des Verbands deutscher Musikschulen. Lehrer können zwar online vieles beschreiben, sagt er. Aber wer vorher noch nie eine Geige, Blockflöte oder Trompete in der
Hand hatte, dem müsse man genau das erst mal zeigen. Und zwar direkt und nicht über einen Bildschirm. Was Benjamin im Moment außerdem sehr vermisst, sind die Vorspiele, bei denen mehrere Kinder auftreten und ein Konzert geben: „Man hat einfach mehr Ansporn, wenn man für das Vorspiel übt und nicht nur für den Lehrer im Computer.“