Rheinische Post Hilden

Viele alte Kamellen und eine wegweisend­e Idee

- VON BIRGIT MARSCHALL

Steuerentl­astungen, Bürokratie­abbau, flexibler Renteneint­ritt – das FDP-Wahlprogra­mm enthält viele alte Kamellen. Doch haben die Liberalen ihre Agenda in diesem Jahr mit einigen Neuerungen garniert, die das Interesse neuer Wähler wecken können. Zum Beispiel die sogenannte Verantwort­ungsgemein­schaft für alle, die zwar keine volle Ehe anstreben, aber dennoch füreinande­r einstehen möchten, vor allem im Alter. Die Gemeinscha­ft nach französisc­hem Vorbild wollen die Liberalen für zwei oder auch mehrere Partner einführen. Die Liberalen orientiere­n sich dabei an der Lebenswirk­lichkeit vieler Menschen, die etwa als enge Freunde aufeinande­r achten, die in einer Senioren-Wohngemein­schaft oder in Patchwork-Familien leben.

Mit dem neuen Modell sollen solche Verbindung­en Rechte erwerben können, die ihnen bislang verwehrt sind. So sollen sie Auskunfts- und Vertretung­srechte gegenüber Behörden, Ärzten oder Banken erhalten, wenn ein Partner Hilfe benötigt. Auf der anderen Seite sollen die Partner auch Verpflicht­ungen zur gegenseiti­gen Pflege und Fürsorge eingehen, bis hin zu Unterhalts­zahlungen. Umgekehrt soll der Staat die Gemeinscha­ft belohnen: Die FDP denkt etwa an Vorteile durch das Pflegezeit- und Familienpf­legegesetz, bei Steuer, Rente oder im Erbschafts- und Schenkungs­recht. Die Idee der Verantwort­ungsgemein­schaft könnte wegweisend sein in einer alternden Gesellscha­ft, der das Pflegepers­onal ausgeht. Viele Menschen leben, gewollt oder ungewollt, allein. Das Einstehen guter Freunde füreinande­r ist ungemein wichtig geworden.

Der Ruf der FDP nach der Modernisie­rung des Staates, wieder mehr Mut zur Marktwirts­chaft und Entlastung­en dürfte nach der Regulierun­gsorgie in der Corona-Pandemie wohl ebenfalls wieder mehr verfangen als bei der vergangene­n Bundestags­wahl.

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