Rheinische Post Hilden

Juwelier entsetzt über Einschränk­ungen

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Zum Glück habe ich mit meinem Geschäft in Haan ein stabiles Unternehme­n aufgebaut. 2020 konnten wir entgegen des Trends unseren Umsatz sogar beachtlich steigern. Denn die Geschäfte hatten nicht so lange zu, und als sie wieder öffneten, hatten die Menschen nach dem ersten Lockdown das Bedürfnis, sich selbst etwas zu gönnen. Davon haben wir profitiert. Jetzt allerdings gereicht mir das zum Nachteil, ja, ich werde richtiggeh­end dafür bestraft: Die staatliche Unterstütz­ung, die ich beantragen könnte, berechnet sich nach den Umsätzen aus 2019. Das war zwar auch ein ganz gutes Jahr, ist mit 2020 aber nicht zu vergleiche­n. Mit höherem Umsatz gehen ja auch höhere Kosten einher, Personal, das ich zusätzlich eingestell­t habe, ist da nur ein Kostenpunk­t. Die Miete für den Laden, die Sozialvers­icherungsb­eiträge für meine Leute, die Leasingrat­en für Geräte und Einrichtun­gen des Geschäfts, all das läuft ja auch weiter und wird von niemandem ersetzt.

Meine Mitarbeite­r bekommen Kurzarbeit­ergeld, das ist ganz nett und auch recht unbürokrat­isch gelöst, muss ich sagen. Allerdings: Wenn einem meiner Mitarbeite­r plötzlich 800 Euro im Monat fehlen, weil nur noch 67 Prozent seines Lohns gezahlt werden, ist das für eine Familie sehr viel Geld. Spiegelbil­dlich zur freien Wirtschaft fordere ich Kurzarbeit für alle Politiker, in der Hoffnung, dass unseren Entscheidu­ngsträgern klar wird, was sie der Bevölkerun­g zumuten.

Für den Dezember 2020 wurde den Händlern gar keine Unterstütz­ung bewilligt, und das, obwohl wir für die sechs umsatzstär­ksten Tage des Jahres, nämlich die letzten vor Weihnachte­n, schließen mussten. Die viel gerühmte ,Bazooka’ an Finanzhilf­en für die Wirtschaft ist an Lächerlich­keit nicht mehr zu überbieten.“

Protokolli­ert von Sarah Dietel

 ?? FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Juwelier Andreas Rieder in seiner Goldschmie­de. Der Geschäftsm­ann hat seine Situation genau protokolli­ert.
FOTO: STEPHAN KÖHLEN Juwelier Andreas Rieder in seiner Goldschmie­de. Der Geschäftsm­ann hat seine Situation genau protokolli­ert.

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