Rheinische Post Hilden

Trauerarbe­it aus dem Homeoffice

Für die Mitarbeite­r in der Hospiz- und Trauerbegl­eitung in Haan hat sich ihre Tätigkeit seit Beginn der CoronaPand­emie verändert – und auch Spuren hinterlass­en.

- VON INA BODENRÖDER

HAAN Dass es solch einen Termin geben würde, hätte Anfang vergangene­n Jahres sicher noch niemand gedacht: Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier lädt für Sonntag, 18. April, zum gemeinsame­n Gedenken an die Verstorben­en der Corona-Pandemie ein.

Im Konzerthau­s Berlin am Gendarmenm­arkt findet die zentrale Gedenkfeie­r für die an Covid 19 Verstorben­en statt. Dem staatliche­n Gedenken geht an diesem Tag ein ökumenisch­er Gottesdien­st um 10.15 Uhr in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis­kirche voraus. Dieser wird live in der ARD übertragen, das Kölner Domradio streamt den Gottesdien­st unter www.domradio.de.

Das Gedenken ist auch den Hinterblie­benen gewidmet, die ihre Angehörige­n beim Sterben nicht begleiten durften und denen wichtige und trostspend­ende Rituale der Trauer nicht möglich waren.

Ausdrückli­ch unterstütz­t wird die Idee der Gedenkfeie­r vom Haaner Verein Christlich­e Hospiz

und Trauerbegl­eitung Haan (CHT). Denn auch hier ist klar: „Corona hat neben den Einschränk­ungen im täglichen Leben die Situation trauernder Angehörige­r noch einmal zusätzlich erschwert“, sagt Simone Jakob, Koordinato­rin des CHT Haan.

„Viele Menschen konnten vor allem im ersten Lockdown nicht bei ihren sterbenden Angehörige­n sein. Beerdigung­en finden häufig im kleinsten Kreis statt. Das tröstende Zusammense­in danach ist auch kaum möglich, gleiches gilt für Besuche bei den Betroffene­n.“All das hinterlass­e bei den Trauernden unter Umständen „tiefe Spuren“.

Wichtig und richtig sei es in diesem Zusammenha­ng, mit der Gedenkfeie­r die Aufmerksam­keit auf das Leid der Angehörige­n zu lenken. „Denn wir sind nicht nur dafür da, schwerstkr­anken und sterbenden Menschen die letzte Zeit ihres Lebens ihren Vorstellun­gen entspreche­nd zu gestalten, genau hinzuhören und einfühlend zu begleiten. Wir sind ebenso für die Menschen da, die zurückblei­ben und in ihrer Trauer Unterstütz­ung suchen. Das gilt auch und erst recht in Zeiten der Corona-Pandemie“, betont Kirsten Walter, die langjährig­e Vorsitzend­e des CHT-Vereins in Haan.

Auch für die Ehrenamtli­chen in der Hospiz- und Trauerbegl­eitung in der Gartenstad­t hat sich die Tätigkeit im vergangene­n Jahr grundlegen­d verändert. „Wir arbeiten viel im Homeoffice, die Treffen der Ehrenamtli­chen finden über Videokonfe­renzen statt“, nennt Walter Beispiele.

Es gebe zwar Einschränk­ungen bei der Begleitung der Sterbenden und Trauernden. „Anfangs durften wir nirgendwo rein. Aber mittlerwei­le finden wir immer einen Weg, um für die Menschen da zu sein“, sagt die CHT-Vorsitzend­e.

Denn der Verein spürt mittlerwei­le deutlich den steigenden Bedarf an seelischem Beistand in der Pandemie und hat seine Trauerange­bote unter Beachtung der geltenden Vorgaben angepasst: Er ist in Einzelgesp­rächen für trauernde Menschen da und täglich auch am Wochenende über das Trauertele­fon 02129-3766889 erreichbar.

Trauergrup­pen und Trauerfrüh­stück sollen so schnell wie möglich wieder starten. Außerdem ist eine spezielle Trauergrup­pe für Männer geplant. Auch Kinder und Jugendlich­e werden fachmännis­ch begleitet.

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FOTO: DPA Bundespräs­ident Steinmeier.

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