Fleher Brücke wird in zwei Hälften neu gebaut
Auch ein erster Zeitplan sowie eine Kostenschätzung stehen. Zudem hat sich die Autobahn Gmbh zur Idee für einen Radweg geäußert.
FLEHE Erste Pläne für den Neubau der Fleher Brücke sind gemacht. Demnach soll sie in zwei der Länge nach voneinander getrennten Teilen errichtet werden, wie die zuständige Autobahn GmbH unserer Redaktion exklusiv auf Nachfrage sagte. Die erste Hälfte soll neben die bestehende Brücke gebaut werden. Dann kann der Verkehr vierspurig über dieses Teilstück fließen. Nach dem Abriss der alten Brücke wird an gleicher Stelle die zweite Hälfte gebaut. Schließlich soll die erste Brückenhälfte über eine Strecke von etwa 25 Metern an ihren Zwilling herangeschoben werden. Der Neubau wird so an gleicher Stelle wie die alte Fleher Brücke stehen und wieder sechs Spuren bieten.
Als wesentlichen Grund für dieses Vorgehen nennt Joachim van Bebber von der Autobahn GmbH das Ziel, die neue Rheinquerung möglichst ohne Vollsperrungen zu erstellen. Sie sollen höchstens für kurze Zeitfenster nötig sein. Als Orientierung dienen laut van Bebber die Projekte auf der A1 (Leverkusen) und der A45 mit der Lennetalbrücke. Die beiden Hälften des letztgenannten Betonkolosses wurden vor wenigen Wochen zusammengesetzt. Ähnlich soll es auch bei der Fleher Brücke laufen: Über Hydraulikpressen soll das Bauwerk auf einer Bahn von Teflonplatten verschoben werden, wie van Bebber erklärt. Die Gesamtkosten schätzt er auf mehr als 300 Millionen Euro, die der Bund tragen muss.
Auch ein grober Zeitplan steht.
Van Bebber hofft, dass der Bau 2030 startet und 2035 abgeschlossen ist. Er kalkuliere je zwei Jahre für die Teilstücke und ein Jahr für den Abriss, oder besser: Abbau. Denn eine Abrissbirne kommt nicht zum Einsatz. „Die Wasserstraße Rhein kann man nicht einfach sperren“. Denn das müsste sie, wenn Teile der Brücke herabstürzen würden.
Auf welcher Seite der A46 neu gebaut wird, ist noch offen. Zurzeit läuft eine Raumanalyse. Ingenieure erkunden das Gebiet. „Das ist nicht einfach. Wir haben dort hochrangige Wasserschutzgebiete, also sensible Bereiche und Tabuzonen.“Zudem müsse die enge Kurvenlage der Abfahrt nach Bilk genau angeschaut werden. Die Prüfung soll im Herbst abgeschlossen sein.
Eine Teilausschreibung für Ingenieurbüros in Zusammenarbeit mit Architekten soll dann laut van Bebber „die Crème de la Crème“zusammenbringen, um bis Sommer 2022 eine technische und gestalterische Planung vorzulegen. „Das Bauwerk hat eine landschaftlich prägende Bedeutung und muss in die Umgebung passen.“Das heißt, die Brücke könnte anders aussehen und müsste nicht mehr unbedingt eine Schrägseilkonstruktion haben. Der Gutachterausschuss mit Vertretern von Autobahn Gmbh, Ministerium und Kommune soll schließlich über die Entwürfe entscheiden. Auch Baurechtsund Planfeststellungsverfahren werden keinen Baustart vor 2030 ermöglichen, schätzt van Bebber.
Die Entscheidung für einen Neubau war im vergangenen Jahr gefallen. Nach langer Sanierung war deutlich geworden, dass die Brücke zu marode ist, um sie noch langfristig sechsspurig befahren lassen zu können. Nun zählt sie „zu den bestgehüteten Bauwerken in Nordrhein-Westfalen“, sagt van Bebber. Vier große Prüfungsdurchgänge gebe es pro Jahr. Und auch künftig könne es sein, dass weitere Reparaturen wie Nachschweißarbeiten nötig sein werden.
Das ist aus Sicht von van Bebber auch der Grund, warum die Bundesregierung nun mit Verweis auf die Autobahn GmbH der Idee für einen neuen, breiteren Fahrradweg eine Absage erteilte. Die Grünen hatten zu diesem Vorschlag des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) eine Kleine Anfrage gestellt. Der Bund führte nun straßenverkehrsrechtliche Vorgaben für eine Autobahn als Gründe dafür an, warum kein Fahrradweg zulässig sei. Van Bebber gibt zudem zu bedenken, dass im Falle von Reparaturarbeiten der Verkehr möglicherweise kurzzeitig wieder über eine Hälfte der Brücke geführt und dort dann erst ein geschützter Radweg entfernt werden müsste. „Dieser Aufwand ist aus meiner Sicht nicht sinnvoll, zumal auf beiden Seiten ein zweieinhalb Meter breiter Radweg existiert.“
Stefan Engstfeld, Vorsitzender der Düsseldorfer Grünen und Landtagsmitglied, will die Absage so nicht akzeptieren. „Wir wollen den Dialog mit der Autobahn GmbH suchen. Man könnte den Radweg ja auch so anlegen, dass er schnell beseitigt werden kann.“Möglicherweise werde die Grünen-Fraktion im Stadtrat einen Antrag stellen, um die Machbarkeit prüfen zu lassen.
Einig sind sich Engstfeld und van Bebber, dass eine ebenfalls diskutierte Sonderspur für Linienbusse nicht sinnvoll ist. „Aufgrund ihres Gewichts wäre diese Nutzung gerade auf dem sensiblen äußeren Bereich der Brücke kontraproduktiv“, sagt van Bebber.