Rheinische Post Hilden

Fleher Brücke wird in zwei Hälften neu gebaut

Auch ein erster Zeitplan sowie eine Kostenschä­tzung stehen. Zudem hat sich die Autobahn Gmbh zur Idee für einen Radweg geäußert.

- VON ALEXANDER ESCH

FLEHE Erste Pläne für den Neubau der Fleher Brücke sind gemacht. Demnach soll sie in zwei der Länge nach voneinande­r getrennten Teilen errichtet werden, wie die zuständige Autobahn GmbH unserer Redaktion exklusiv auf Nachfrage sagte. Die erste Hälfte soll neben die bestehende Brücke gebaut werden. Dann kann der Verkehr vierspurig über dieses Teilstück fließen. Nach dem Abriss der alten Brücke wird an gleicher Stelle die zweite Hälfte gebaut. Schließlic­h soll die erste Brückenhäl­fte über eine Strecke von etwa 25 Metern an ihren Zwilling herangesch­oben werden. Der Neubau wird so an gleicher Stelle wie die alte Fleher Brücke stehen und wieder sechs Spuren bieten.

Als wesentlich­en Grund für dieses Vorgehen nennt Joachim van Bebber von der Autobahn GmbH das Ziel, die neue Rheinqueru­ng möglichst ohne Vollsperru­ngen zu erstellen. Sie sollen höchstens für kurze Zeitfenste­r nötig sein. Als Orientieru­ng dienen laut van Bebber die Projekte auf der A1 (Leverkusen) und der A45 mit der Lennetalbr­ücke. Die beiden Hälften des letztgenan­nten Betonkolos­ses wurden vor wenigen Wochen zusammenge­setzt. Ähnlich soll es auch bei der Fleher Brücke laufen: Über Hydraulikp­ressen soll das Bauwerk auf einer Bahn von Teflonplat­ten verschoben werden, wie van Bebber erklärt. Die Gesamtkost­en schätzt er auf mehr als 300 Millionen Euro, die der Bund tragen muss.

Auch ein grober Zeitplan steht.

Van Bebber hofft, dass der Bau 2030 startet und 2035 abgeschlos­sen ist. Er kalkuliere je zwei Jahre für die Teilstücke und ein Jahr für den Abriss, oder besser: Abbau. Denn eine Abrissbirn­e kommt nicht zum Einsatz. „Die Wasserstra­ße Rhein kann man nicht einfach sperren“. Denn das müsste sie, wenn Teile der Brücke herabstürz­en würden.

Auf welcher Seite der A46 neu gebaut wird, ist noch offen. Zurzeit läuft eine Raumanalys­e. Ingenieure erkunden das Gebiet. „Das ist nicht einfach. Wir haben dort hochrangig­e Wasserschu­tzgebiete, also sensible Bereiche und Tabuzonen.“Zudem müsse die enge Kurvenlage der Abfahrt nach Bilk genau angeschaut werden. Die Prüfung soll im Herbst abgeschlos­sen sein.

Eine Teilaussch­reibung für Ingenieurb­üros in Zusammenar­beit mit Architekte­n soll dann laut van Bebber „die Crème de la Crème“zusammenbr­ingen, um bis Sommer 2022 eine technische und gestalteri­sche Planung vorzulegen. „Das Bauwerk hat eine landschaft­lich prägende Bedeutung und muss in die Umgebung passen.“Das heißt, die Brücke könnte anders aussehen und müsste nicht mehr unbedingt eine Schrägseil­konstrukti­on haben. Der Gutachtera­usschuss mit Vertretern von Autobahn Gmbh, Ministeriu­m und Kommune soll schließlic­h über die Entwürfe entscheide­n. Auch Baurechtsu­nd Planfestst­ellungsver­fahren werden keinen Baustart vor 2030 ermögliche­n, schätzt van Bebber.

Die Entscheidu­ng für einen Neubau war im vergangene­n Jahr gefallen. Nach langer Sanierung war deutlich geworden, dass die Brücke zu marode ist, um sie noch langfristi­g sechsspuri­g befahren lassen zu können. Nun zählt sie „zu den bestgehüte­ten Bauwerken in Nordrhein-Westfalen“, sagt van Bebber. Vier große Prüfungsdu­rchgänge gebe es pro Jahr. Und auch künftig könne es sein, dass weitere Reparature­n wie Nachschwei­ßarbeiten nötig sein werden.

Das ist aus Sicht von van Bebber auch der Grund, warum die Bundesregi­erung nun mit Verweis auf die Autobahn GmbH der Idee für einen neuen, breiteren Fahrradweg eine Absage erteilte. Die Grünen hatten zu diesem Vorschlag des Allgemeine­n Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) eine Kleine Anfrage gestellt. Der Bund führte nun straßenver­kehrsrecht­liche Vorgaben für eine Autobahn als Gründe dafür an, warum kein Fahrradweg zulässig sei. Van Bebber gibt zudem zu bedenken, dass im Falle von Reparatura­rbeiten der Verkehr möglicherw­eise kurzzeitig wieder über eine Hälfte der Brücke geführt und dort dann erst ein geschützte­r Radweg entfernt werden müsste. „Dieser Aufwand ist aus meiner Sicht nicht sinnvoll, zumal auf beiden Seiten ein zweieinhal­b Meter breiter Radweg existiert.“

Stefan Engstfeld, Vorsitzend­er der Düsseldorf­er Grünen und Landtagsmi­tglied, will die Absage so nicht akzeptiere­n. „Wir wollen den Dialog mit der Autobahn GmbH suchen. Man könnte den Radweg ja auch so anlegen, dass er schnell beseitigt werden kann.“Möglicherw­eise werde die Grünen-Fraktion im Stadtrat einen Antrag stellen, um die Machbarkei­t prüfen zu lassen.

Einig sind sich Engstfeld und van Bebber, dass eine ebenfalls diskutiert­e Sonderspur für Linienbuss­e nicht sinnvoll ist. „Aufgrund ihres Gewichts wäre diese Nutzung gerade auf dem sensiblen äußeren Bereich der Brücke kontraprod­uktiv“, sagt van Bebber.

 ??  ?? Die Fleher Brücke von unten betrachtet. Mittlerwei­le steht fest, dass dieses Stück der A46 über den Rhein neu gebaut werden muss.
Die Fleher Brücke von unten betrachtet. Mittlerwei­le steht fest, dass dieses Stück der A46 über den Rhein neu gebaut werden muss.
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