Rheinische Post Hilden

Stadtbänke: Es muss nicht immer teuer sein

Die Kritik am 3200 Euro teuren Testmodell der neuen Innenstadt­bänke, die unter anderem der Seniorenbe­irat geäußert hat, ist hart. Aber ist sie auch berechtigt? Wir haben beim Bund der Steuerzahl­er nachgefrag­t.

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HAAN Markus Berkenkopf ist Referent für Haushalts- und Finanzpoli­tik beim Bund der Steuerzahl­er NRW in Düsseldorf. Eines seiner Haupttheme­n ist die „Verschwend­ung von Steuergeld­ern“bei Vorhaben und Projekten von Kommunen.

Der Verschwend­ungsvorwur­f schwang auch in der Kritik mit, die der Seniorenbe­iratsvorsi­tzende Karlo Sattler zuletzt rund um die Aufstellun­g neuer Sitzbänke für die Haaner Innenstadt geäußert hatte.

Sattler hatte unter anderem bemängelt, dass die „Testsitzba­nk“aus Tropenholz in der Fußgängerz­one, die die Bevölkerun­g in den vergangene­n Wochen unter die Lupe nehmen sollte, ungeeignet für ihren angestrebt­en Zweck sei. Mit ihren 3200 Euro Anschaffun­gskosten sei sie viel zu teuer und biete zu wenig Nutzen durch das verwendete Material.

Herr Berkenkopf, Tropenholz­bänke für 3200 Euro das Stück an mehreren Stellen im Stadtgebie­t – ist das problemlos vorstellba­r oder Verschwend­ung von Steuergeld­ern?

Das lässt sich so pauschal nicht sagen: Um abschließe­nd beurteilen zu können, ob ein Preis von 3.200 Euro für dieses Stadtmobil­iar zu teuer ist, wäre ein Vergleich verschiede­ner Beschaffun­gsvariante­n erforderli­ch. Ausschlagg­ebend dafür sind die Anforderun­gen, die die Kommunalpo­litiker und die Planer an diese Sitzmöbel formuliert haben – etwa in Bezug auf Haltbarkei­t, verwendete Materialie­n, Optik oder Sitzkomfor­t.

Markus Berkenkopf

Für die Verschöner­ung der Innenstadt gibt es öffentlich­e Fördergeld­er. Rechtferti­gt das allein schon höhere Ausgaben?

Berkenkopf Grundsätzl­ich nicht. Fördermitt­el sind schließlic­h auch Steuergeld­er, die sparsam und wirtschaft­lich eingesetzt werden müssen. Außerdem ist es ja nicht so, dass ein Budget immer voll in Anspruch genommen werden müsste. Vereinfach­t ausgedrück­t: Es müssen nicht besonders teure Sachen angeschaff­t werden, nur damit das zur Verfügung stehende Budget auch ausgereizt wird.

Welche Rolle spielen Preis und Fördergeld­er

denn?

Berkenkopf Bei den städtebaul­ichen Projekten muss bei einer Bewertung auch den Zielen der Projektför­derung Rechnung getragen werden. Die günstigste Lösung wäre natürlich, überhaupt keine Bänke aufzustell­en. Aber das kann ja nun keiner wirklich wollen und würde in jeder Innenstadt merkwürdig wirken. Es gilt also, das richtige Maß zu finden.

Haben Sie da ein Beispiel? Berkenkopf Ein Kriterium wäre etwa die Frage nach dem verwendete­n Material. Ist Tropenholz wirklich notwendig, oder tun es auch andere Materialie­n, die robust und haltbar sind, wie etwa Betonferti­gteile oder Edelstahlb­änke? Dann bliebe einem zumindest die Pflege des Holzes erspart. Aber auch da gilt es genau zu prüfen, welche Anforderun­gen die Bänke erfüllen sollen.

Die Stadt Haan hatte Bürger gebeten, die Bank zu testen und ihre Eindrücke mitzuteile­n. Das Ergebnis soll im nächsten politische­n Fachaussch­uss mitgeteilt werden ... Berkenkopf Wenn diejenigen, die die Sitzgelege­nheiten nutzen sollen, in die Diskussion eingebunde­n werden, ist das schon einmal zu loben. Wichtig ist dabei aber, dass Vor- und Nachteile transparen­t dargestell­t und diskutiert werden können. Auch Erfahrunge­n aus anderen Orten, die Bänke dieser Art schon einmal verwendet haben, sollten – soweit vorhanden – mit in die Bewertung

einfließen.

Inwieweit sollten die Bürgermein­ungen denn letztlich den Ausschlag dafür geben, welche Bank angeschaff­t wird?

Berkenkopf Die Beteiligun­g der Öffentlich­keit sollte auf jeden Fall eine wichtige Rolle spielen. Und wer weiß: Vielleicht können bei der Gelegenhei­t ja direkt Patenschaf­ten von den Bürgerinne­n und Bürgern übernommen werden, die dann die Bänke nach dem Aufstellen auch weiterhin im Blick behalten.

 ?? FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Sie stehen am Dienstag, 27. April, im Ausschuss für Stadtentwi­cklung, Planung und Bau auf der Tagesordnu­ng: die neuen Stadtbänke für die Haaner Innenstadt. Hier zu sehen: das Testmodell in der Fußgängerz­one.
FOTO: STEPHAN KÖHLEN Sie stehen am Dienstag, 27. April, im Ausschuss für Stadtentwi­cklung, Planung und Bau auf der Tagesordnu­ng: die neuen Stadtbänke für die Haaner Innenstadt. Hier zu sehen: das Testmodell in der Fußgängerz­one.
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FOTO: RAYERMANN Markus Berkenkopf, Referent für Haushalts- und Finanzpoli­tik beim BdSt NRW.

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