Raser halten Polizei in Atem
Vermehrt meldet die Polizei extreme Tempo-Verstöße. Meist sitzen junge Männer am Steuer.
KREIS METTMANN (hup) Die Verkehrsminister von Bund und Ländern haben sich in der vergangenen Woche auf einen neuen Bußgeldkatalog geeinigt. Wann er in Kraft tritt, ist noch unklar. Sicher ist aber, dass der Katalog eine drastische Erhöhung der Bußgelder für Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung enthält.
Nicht nur Falschparken und Rettungsgassen-Verstöße, auch Rasen wird spürbar teurer. Das Bußgeld steigt mit der Überschreitung der Geschwindigkeit: Wer etwa zehn Kilometer pro Stunde zu schnell fährt, zahlt künftig 30 statt 15 Euro, bei 26km/h zuviel sind es schon 180 statt 100 Euro. Wenn das keine abschreckende Wirkung entfaltet, dürfte im Kreis Mettmann bald einiges zusammenkommen. Es gebe dort zwar keine lokale Raserszene wie beispielsweise in Dortmund, sagt Polizeisprecher Daniel Uebber. Aber mit vor allem jungen Männern, die teils drastisch gegen Tempobegrenzungen verstoßen, allein oder bei illegalen Autorennen, habe es die Polizei dennoch regelmäßig zu tun, auch schon vor der Pandemie.
Jüngstes Beispiel: In der Nacht zu Dienstag haben in Velbert zwei Männer in einem Minivan einen größeren Polizeieinsatz ausgelöst, nachdem sie mit ihrem Wagen durch die Ortsteile Mitte und Neviges gerast waren. An dem Großeinsatz war auch ein Polizeihubschrauber beteiligt. Die Polizei konnte schließlich eine Person (23 Jahre alt) festnehmen und musste am Ende eine ganze Reihe von Strafverfahren einleiten. In Erkrath hatte die Polizei am späten Sonntagabend ein Auto beschlagnahmt, mit dem ein 18-Jähriger zuvor – auf der Flucht vor der Polizeikontrolle – mit bis zu 150 Kilometern pro Stunde durch die Stadt gerast war. Ihn erwartet nun ein Strafverfahren wegen grob rücksichtsloser und gefährlicher Fahrweise. Mitte April war ein 30-Jähriger vom Südring in Mettmann durch Neandertal und Erkrath bis nach Hilden gerast, ohne sich um Tempolimits und rote Ampeln zu kümmern. Von der
Polizei gestoppt, versuchte sich der Mann herauszureden: Auf dem Weg zu seinem Freund drohte dem NaviAkku der Saft auszugehen. Deshalb habe er schneller fahren müssen. Die Beamten akzeptierten das nicht und stellten den Führerschein sicher, Anzeige folgt.
Wie lebensgefährlich riskantes Verhalten im Straßenverkehr ist, etwa zu schnelles Fahren und Fahren unter Alkoholeinfluss, veranschaulicht die Polizei in NRW seit 2011 mit ihrem „Crash Kurs“-Filmvorführungen Schülerinnen und Schülern der Altersgruppe 17plus. Keine Schulform wird dabei ausgelassen, aber: „Es fruchtet leider nicht bei allen“, sagt Polizeisprecher Uebber. Rasen sei „saugefährlich“und werde als Straftat behandelt. Wer sich grob verkehrswidrig bzw. grob rücksichtlos verhalte, müsse damit rechnen, eine Vorstrafe zu kassieren.
Weil bei Unfällen die Geschwindigkeit von Fahrzeugen fast immer eine Rolle spielt, appelliert die Polizei, Verstöße grundsätzlich zu melden, auch auf der Autobahn. Wenn Fahrer durch das gefährliche Manöver eines anderen gefährdet werden, sollten sie Anzeige erstatten. „Es ist wichtig, die 110 zu wählen – das dient der Sicherheit aller“, heißt es aus dem Polizeipräsidium Düsseldorf.