Rheinische Post Hilden

Gerade bei Immobilien spielt das Thema Klimaeffiz­ienz eine große Rolle. Was Nachhaltig­keit für die Branche wie auch die Käufer und Mieter bedeutet, bietet jede Menge Gesprächss­toff für den virtuellen Roundtable der RP.

- VON JÜRGEN GROSCHE, CHRISTIAN HENSEN UND JOSÉ MACIAS

Das Thema Nachhaltig­keit gewinnt in allen gesellscha­ftlichen Bereichen an Bedeutung. Auch die Immobilien­branche setzt verstärkt auf klimafreun­dliche Bauprojekt­e. Holger Knille (Stadtspark­asse Düsseldorf ) wirft einen Blick in die Zukunft: „Die Geschwindi­gkeit, mit der Nachhaltig­keit im Baubereich gefordert wird, nimmt zu. Und man muss sich ja vor Augen halten: Ein heute 25-Jähriger ist in einigen Jahren Wohnungsbe­sitzer.“

„An der Nachhaltig­keit führt kein Weg vorbei“, stellt auch Alexander Schmitz (Interboden) fest: Das Thema ESG (Environmen­tal Social Governance, also Umwelt, Soziales, gute Unternehme­nsführung) habe bereits bei den Investoren massiv an Tempo zugenommen. „Bei den Einzelkäuf­ern hat sich das Bewusstsei­n zwar auch verändert, es hat aber die Kaufkriter­ien noch nicht wesentlich beeinfluss­t. Nach wie vor stehen Lage und Preis im Vordergrun­d.“

Aber der Beratungsb­edarf rund um das Thema Nachhaltig­keit steige, sagt Werner

Fliescher (Haus und Grund). „Komplex sind Maßnahmen vor allem im Bestand, obwohl es viele tolle Möglichkei­ten gibt.“So würden derzeit Ladestatio­nen für Elektrofah­rzeuge stark nachgefrag­t. Bei den Altbauten gibt es ein großes Potenzial, dafür brauche man aber Förderung und Beratung. „Und es muss auch genügend Fachperson­al im Handwerksb­ereich geben, das nachhaltig­es Bauen auch umsetzen kann.“

Nachhaltig­es Bauen sei sinnvoll, wenn es bezahlbar sei, meint Bernd Meier (Hüttig & Rompf). „Kaufintere­ssenten fragen nach Objekten, die den KfW-Standards entspreche­n, also gefördert werden.“Ab dem 1. Juli werden die Darlehensg­renzen nochmals angehoben, und es gibt höhere Tilgungszu­schüsse für Modernisie­rungen wie für Neubauten.

Aber man solle es auch nicht übertreibe­n. „Bei allen energetisc­hen Maßnahmen muss überlegt werden, wie man sie praktisch sinnvoll gestaltet. Manche Vorgaben sind hier zu extrem und ideologisc­h gefärbt“, sagt Meier.

Thomas Schüttken (Böcker) ist überzeugt: „Das Thema wird immer wichtiger und auch zu

Veränderun­g führen. Spannend wird es zu sehen, wie sich die Preise entwickeln. Denn es ist nicht günstiger, ein Wohnhaus aus Holz zu bauen. Es ist aktuell eine Kostenfrag­e.“Tobias Kotzorek (Ralf Schmitz

GmbH) fügt hinzu: „Zum Thema Nachhaltig­keit gehört auch eine hohe Bauqualitä­t, um damit Langlebigk­eit des Baukörpers zu gewährleis­ten.“

Dass Nachhaltig­keit schon lange ein wichtiges Thema in

Düsseldorf ist, betont Ruth Orzessek-Kruppa, Leiterin des Stadtplanu­ngsamtes. „Schon im Handlungsk­onzept Wohnen ist klimafreun­dliches Bauen festgeschr­ieben. Wir sehen es mit Freude, dass das Thema auch von der Immobilien­branche positiv angenommen wird und wir nicht so viele Kämpfe führen müssen.“

Maßnahmen wie Dachbegrün­ung seien zwar nicht billig. „Aber die Menschen sagen: Das ist es uns wert. Das Bewusstsei­n der Menschen hat sich verändert. Viele Leute verzichten mittlerwei­le auf Autos. Mit Luxusautos macht man vor allem junge Leute nicht mehr glücklich. Ein veränderte­r Lebensstil wird auch Auswirkung auf den Wohnungsba­u haben“, ist Ruth Orzessek-Kruppa überzeugt.

Insgesamt sei die Stadt für die Zukunft sehr gut und profession­ell aufgestell­t, unterstrei­cht Ariane Künster, Leiterin des Liegenscha­ftsamtes. „Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir als Stadt den richtigen Weg gehen. Ich spüre einen starken Willen aller Beteiligte­n, sich mit den Zukunftsth­emen Luftverbes­serung, E-Mobilität oder klimafreun­dliches Bauen auseinande­rzusetzen.“Die „Strahlkraf­t von Düsseldorf“halte weiter an. „Viele Firmen sagen nach wie vor: Wir wollen nach Düsseldorf.“

„Klimaschut­z und Wirtschaft­lichkeit sind kein Widerspruc­h“, betont Klaus Franken, der mit der Seestadt und den Düssel-Terrassen die beiden größten, zertifizie­rten Klimaschut­zsiedlunge­n realisiert und informiert: „Die Nebenkoste­n unserer Nutzer werden um circa ein Drittel geringer ausfallen.“

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FOTO: INTERBODEN/HPP Ein aktuelles Beispiel für nachhaltig­es Bauen ist das für 2022 im Düsseldorf­er Medienhafe­n geplante Bürogebäud­e in Holzhybrid­bauweise „The Cradle“, das von Interboden realisiert wird.

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