So sollte Hilden einmal aussehen
Die Hochhäuser am Elbsee sollten bis zu 50 Stockwerke hoch in den Himmel ragen, im Bereich Karnap an der Itter sollten bis zu 7500 Menschen leben – viele Bauprojekte in Hilden sind bereits in der Planungsphase gescheitert.
HILDEN „Willkommen in Hilden, der Stadt mit fast 100.000 Einwohnern vor den Toren Düsseldorfs.“Wenn es nach einigen Planern gegangen wäre, hätte die Stadt kaum noch Grünflächen, dafür aber eine Menge Einwohner. Wir haben uns gefragt, wie die Stadt wohl ausgesehen hätte, wenn all die Wohnungsbauprojekte in und an der Grenze zu Hilden umgesetzt worden wären. Dabei hätten vor allem drei Ideen das Gesicht der Stadt nachhaltig geprägt.
Westring/Meide Die rund 130.000 Quadratmeter große Ackerfläche Schalbruch/Meide/Westring hätte mit rund 350 Wohneinheiten und entsprechender Infrastruktur bebaut werden sollen – doch der Hildener Stadtrat, dem das Baurecht auf dem Grundstück der Stadt Düsseldorf obliegt, hat sich mit breiter Mehrheit gegen eine Bebauung ausgesprochen. Zuletzt hatte es 2017 Bemühungen gegeben, dort Wohnhäuser zu errichten. Seit 1973 möchte die Stadt Düsseldorf die Fläche bebauen. Der Stadt Düsseldorf gehört zwar das Grundstück. Es liegt aber auf Hildener Stadtgebiet. Und damit hat Hilden die Planungshoheit. Allein der Hildener Stadtrat entscheidet, ob er einen Bebauungsplan aufstellt oder nicht.
Karnap-West Das neue Wohngebiet sollte einmal von der Düsseldorfer Straße in Höhe der Liebigstraße (gegenüber der damaligen Lackfabrik) und von der Hofstraße in Verlängerungen der Humboldtstraße erschlossen werden. Zwischen Itter, Bahnstrecke und Waldgebiet sollte in den 60er Jahren ein neues Stadtviertel entstehen. 1965 stellt die Politik erstmals die Pläne öffentlich vor: Rund 7500 Menschen sollen im Bereich Karnap-West ansiedeln. Dazu sollen rund 14 Millionen Mark alleine in die Erschließung des Gebietes gesteckt werden und zwar in „Straßen, Parkplätze, öffentlichen Nahverkehr, Grünflächen, Spielplätze, Fußwege, Sportplätze, Schulen, Krankenhaus, Kindergärten, Kirchen, Verwaltung, Altenvorsorge, Sportanlagen, Kanalbau, Versorgung und Lärmschutz“zählt die Hildener Zeitung damals auf. Das neue Wohngebiet sollte unter anderem für die Arbeitskräfte gebaut werden, die in dem damals neu geplanten Gewerbegebiet Broicher Hof zwischen Ellerstraße, Herderstraße und Westring (heute Gewerbegebiet Nordwest, rund um die Straße „Auf dem Sand“) arbeiten sollten. „Wenn die Wohnungsnot in Hilden endgültig beseitigt werden soll, so muss dieses Bauprojekt in Angriff genommen werden“, erklärte 1966 der damalige Stadtdirektor Heinz Brieden. Hilden hat zu dieser Zeit rund 46.000 Einwohner. In mehr als 20 Baugebieten, die damals neben dem neuen Stadtteil an der Itter errichtet werden sollten (und von denen die meisten am Ende auch umgesetzt worden sind), hätten noch einmal rund 12.000 Menschen leben können – insgesamt also 58.000. Mit dem Gebiet Karnap-West wäre die Zahl der Einwohner auf 65.500 angestiegen. Die Prognosen sahen die Stadt Hilden bei einer Einwohnerschaft von 70.000 in den darauf folgenden Jahren. Die Stadt verkauft das Grundstück an eine Entwicklungsgesellschaft, die die Planungen weiterführt – jedoch explodieren offenbar die Folgekosten und das mitten in einer Rezession.
Das Unternehmen stellt die Pläne erst einmal zurück. 1980 dann ein weiterer Versuch, das Gebiet zu erschließen. Doch die Politik entscheidet sich dagegen. 1982 dann ein Vorstoß, rund 1000 Wohnungen im Karnap zu schaffen. Doch auch damit scheitert das Unternehmen. Bis heute können sich Hildener im Karnap erholen, spazieren gehen und die unbebaute Landschaft genießen.
Elbsee Das Naherholungsgebiet am Elbsee liegt eigentlich auf Düsseldorfer Stadtgebiet, „gefühlt“gehört es allerdings zu Hilden – und bis 1975 stimmte das auch. Denn erst im Zuge der Gebietsreform hat die Stadt die Fläche an Düsseldorf abdrücken müssen. Seit Anfang der 60er Jahre hat es immer wieder neue Pläne für das Gebiet gegeben. Zunächst sollte dort ein Erholungsgebiet mit Wassersport und Schwimmbad entstehen. Dann gab es die Idee, dort die Messe Düsseldorf zu bauen. 1967 entwickelte ein Düsseldorf Architektenbüro ein Modell, das eine massive Bebauung der Elb vorsah. Bis zu 30.000 Menschen sollten dort leben. Die Stadt Düsseldorf, damals Eigentümerin der Flächen (die Stadt Hilden hatte aber das Planungsrecht), trieb diesen Vorschlag voran. Am Ufer des im Vergleich zu heute kleineren Elbsees mit der
A46 im Rücken sollten Hochhäuser gebaut werden, die bis zu 50 Stockwerke besitzen. Das kleinste Hochhaus sollte neun Stockwerke hoch gebaut werden. Eine solche Satellitenstadt hätte auch eine eigene Infrastruktur mit Schulen, Geschäften oder Polizeiwache erfordert. Ein eigener Bahnhof zwischen den Stationen Hilden und Eller hätte für eine gute Anbindung an die Düsseldorfer Innenstadt gesorgt. Die Kommunalpolitik lief Sturm gegen die Pläne. Und als die Stadt Düsseldorf 1975 durch die Eingemeindung das Planungsrecht für den Bereich erhielt, war das Erholungsgebiet am Elbsee bereits beschlossene Sache.