Rheinische Post Hilden

Viele Fragen rund um das Salzlager

Wegen einer Kostenstei­gerung von 250 Prozent hatte die Stadt Haan den Bau ihrer Salzlagerh­alle gestoppt und eine Halle in Mettmann angemietet. Um Auswirkung­en auf die Gebühren ging es jetzt im Rechnungsp­rüfungsaus­schuss.

- VON PETER CLEMENT peter.clement@rheinische-post.de

HAAN Rund 24.500 Euro zusätzlich hat die Stadt Haan Jahr in der kalten Jahreszeit 2020/21 für den Winterdien­st aufbringen müssen. Das geht aus einer Antwort der Stadtverwa­ltung auf eine entspreche­nde Anfrage der Wählergeme­inschaft Lebenswert­es Haan hervor. Die finanziell­en Mehraufwen­dungen haben aber offenbar nicht nur mit dem Wetter zu tun, als vielmehr mit der Entwicklun­g um den vorübergeh­end gestoppten Neubau einer Lagerhalle für Streusalz und die damit verbundene Anmietung einer Halle in Mettmann für die Übergangsz­eit.

Zur Erinnerung: Die Stadt hatte die Planung zum Bau einer neuen Streusalz-Halle auf dem Gelände des Betriebsho­fs Ellscheid gestoppt und eine neue veranlasst. Grund: Eine drohende Kostenstei­gerung um etwa 250 Prozent von 400.000 auf knapp 1,4 Millionen Euro. Die Stadt zog die Notbremse.

Dass die Fehlplanun­g und ihre Auswirkung­en erst spät und auch nur auf Nachfrage thematisie­rt wurden, hatte einigen politische­n Ärger verursacht. Die Stadt hatte nach eigener Auskunft schon in diesem Winter auf das im Mettmanner Bereich Diepensiep­en gelagerte Streusalz zurückgegr­iffen, weil die eigene Halle fehlte. Kein billiges Vergnügen. Mehr als 42.000 Euro Miete werden pro Jahr dort fällig.

Wie die Verwaltung jetzt in einer weiteren Antwort auf eine WLH-Anfrage mitteilte, ist der Vermieter der Mettmanner Halle im Haaner Rathaus

offenbar kein Unbekannte­r: Im Rahmen eines jetzt auslaufend­en Zweijahres­vertrages habe er Winterdien­stleistung­en für die Gartenstad­t erbracht, hieß es da. Außerdem habe er im vergangene­n Jahr Aufträge ausgeführt – darunter auch Bodenanpas­sungen auf dem städtische­n Betriebsho­f, gewisserma­ßen als Vorbereitu­ng für die neue Salzhalle, die dort gebaut werden soll.

Zweifel der WLH, ob die Interimslö­sung, die früher einmal als

Reithalle genutzt worden sein soll, überhaupt für ihren jetzigen Zweck geeignet ist – etwa beim Brandschut­z – wies die Stadtverwa­ltung von sich: Die Eignung dafür habe vertraglic­h der Vermieter zu vertreten. Genauso verhalte es sich mit der Frage, wer sich denn davon überzeugt habe, dass die Nutzung als Streusalzl­ager überhaupt genehmigt sei. Im Rathaus ist man froh, überhaupt auf die Schnelle ein Ausweich-Lager gefunden zu haben.

Im Rechnungsp­rüfungsaus­schuss wollte die WLH jetzt zusätzlich noch wissen, welche Auswirkung­en auf die Winterdien­st-Gebühren die Hallenmiet­e und damit der längere Transport in die Gartenstad­t für die Bürger hat. Susanne Frindt-Poldauf, Leiterin des Rechnungsp­rüfungsamt­es beim Kreis Mettmann, musste nach eigenen Angaben die Antwort jedoch noch schuldig bleiben, weil der städtische Haushalt zurzeit noch zur Kenntnisna­hme beim

Landrat liegt. Erst Ende April sei eine Auskunft vermutlich möglich.

Einer, der zu einigen Fragen vermutlich noch detaillier­ter hätte Auskunft geben können, arbeitet nicht mehr für die Stadt Haan. Der Technische Beigeordne­te Engin Alparslan, der im Sommer eine neue Stelle als Geschäftsf­ührer beim Bergisch-Rheinische­n Wasserverb­and (BRW) antritt, hatte bereits Anfang April seinen letzten Arbeitstag in städtische­n Diensten.

Kritische Fragen rund um die angemietet­e Salzlager-Halle in Mettmann sind berechtigt. Schließlic­h will keiner noch einmal erleben, dass ein Projekt finanziell aus dem Ruder läuft, ohne dass die Politik etwas davon erfährt bzw. nur durch Zufall und Nachhaken. Das Thema geriet angesichts der anhaltende­n Streitigke­iten um eine coronabedi­ngte Teilnehmer­begrenzung in Fachaussch­üssen jetzt jedoch fast aufs Nebengleis. Denn festzuhalt­en ist auch: Nur für diesen einen Tagesordnu­ngspunkt kam der Rechnungsp­rüfungsaus­schuss zusammen – und das in voller Teilnehmer­zahl. War das nötig oder hätte die WLH als Antragsste­llerin das auch anders regeln können? Die andern Fraktionsc­hefs hatten sich im Vorfeld mit der streitbare­n Wählergeme­inschaft nicht auf eine Teilnehmer­reduzierun­g oder Absage einigen können? Ein Last-Minute-Antrag der CDU zu Beginn der Sitzung scheiterte jetzt erneut an der WLH, deren Hartleibig­keit danach heftig kritisiert wurde. Die wiederum fühlt sich zu Unrecht attackiert und verweist auf eigene Vorschläge, die die anderen nicht wollten.

Der Bürger kann das alles nicht mehr nachvollzi­ehen. Nachvollzi­ehbar dagegen ist der Appell des Mediziners und CDU-Politikers Edwin Bölke, jetzt nicht an politische Befindlich­keiten zu denken, sondern an die Gesundheit der Sitzungste­ilnehmer, von denen einige nachweisli­ch angeschlag­en sind. Also: Einigt euch vor dem nächsten Ausschuss. Der tagt am 27. April. Die Uhr läuft.

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FOTO: KÖHLEN Die Lagerhalle für Streusalz im Mettmanner Bereich Diepensiep­en.

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