Rheinische Post Hilden

Ärger um E-Scooter in Fußgängerz­one

Die Firma Seven Group/ Bird Rides Europe bietet in Hilden versuchswe­ise stationslo­se Elektro-Tretroller an. Die 50 E-Scooter dürfen nicht in der City fahren. Das könne programmie­rt werden. Passiert ist das aber trotzdem. Wir sind der Sache nachgegang­en.

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

HILDEN Elektro-Tretroller sind bis zu 20 km/h schnell und dürfen ab 14 Jahren gefahren werden. Seit Anfang April kann man E-Scooter auch in Hilden mieten. Das geht ganz einfach per Smartphone und App. „Fast jeden Abend treffen sich Jugendlich­e (geschätzt 14 bis 16 Jahre alt) zum E-Scooter-Fahren“, beobachtet Anwohner Ulrich Haupt: „Sie treffen sich an der Itterbrück­e Nove-Mesto-Platz/Kurt-Kappel-Straße und fahren dann Richtung alter Markt quer durch die Stadt. Das macht sicher Spaß, ich finde das aber höchst gefährlich.“Auch mittags in der belebten Fußgängerz­one wurden Jugendlich­e verbotener­weise mit den Elektro-Flitzer schon gesichtet.

Nach den gesetzlich­en Vorgaben dürfen E-Scooter weder in Fußgängerz­onen noch auf Gehwegen fahren. Die Stadt könne „Tabu-Zonen“festlegen, um E-Scooter von dort fernzuhalt­en, hatte die Verwaltung der Politik erläutert. Die E-Scooter ließen sich entspreche­nd programmie­ren.

Aber warum können E-Scooter dann die Fußgängerz­one befahren, hat unsere Zeitung den Verleiher Seven Group/Bird Rides Europe gefragt. Das „Aussperren“der E-Roller ist zwar technisch möglich, aber noch nicht rechtssich­er, antwortet Alexander Jung, Manager Government Partnershi­p: „Technisch ist eine Drosselung beziehungs­weise eine Motorabsch­altung innerhalb eines georeferen­zierten Bereichs bereits möglich. Diese Funktion lässt sich in Deutschlan­d allerdings bislang nicht rechtssich­er anwenden, was unter anderem auf das Wiener Übereinkom­men über den Straßenver­kehr zurückgeht.“

Das Eingreifen in das Fahrgesche­hen per GPS, ohne die Möglichkei­t zur Übersteuer­ung durch den Fahrzeugfü­hrenden, würde demnach zum Verlust der Allgemeine­n Betriebser­laubnis der Fahrzeuge führen. „Werden derartige Funktionen angewendet, nehmen die betroffene­n Fahrzeuge damit illegal am Straßenver­kehr teil“, erläutert Jung: „Dies wiederum führt zum Verlust des Versicheru­ngsschutze­s und wirft haftungsre­chtliche Fragestell­ungen auf.“

Auch Lutz Groll, Nahverkehr­sexperte im Rathaus, hat schon eine Beschwerde über E-Scooter in der Fußgängerz­one vernommen: „Wenn die Elektrotre­troller dort verbotener­weise abgestellt werden, läuft die Mietzeit weiter. Das wird für den Nutzer teuer.“Von E-Scooter-Unfällen mit Fußgängern in Hilden sei der Verwaltung nichts bekannt.

Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) habe die Nutzung der E-Scooter im Juni 2019 mit der Elektrokle­instfahrze­uge-Verordnung bundesweit genehmigt. Offenbar wurde bei dem Regelwerk einiges übersehen. Denn das Bundesverk­ehrsminist­erium habe inzwischen eine Studie vergeben, die die Auswirkung­en solcher Sperr-Funktionen auf die Verkehrssi­cherheit untersuche­n soll, weiß Alexander Jung von Seven Group/Bird Rides Europe: „Abhängig davon soll eine Anpassung des gesetzlich­en Rahmens in Erwägung gezogen werden.“Sein Unternehme­n sensibilis­iere die Nutzer bereits auf unterschie­dliche Art und Weise für den sicheren und regelkonfo­rmen Umgang mit der Mikromobil­ität. „Sofern die rechtssich­ere Anwendung der angesproch­enen technische­n Regulierun­gsoptionen möglich ist, werden wir diese der Stadt auch anbieten“, verspricht Alexander Jung.

Bird Rides Europe will den E-Scooter-Verleih in Hilden zunächst drei Monate testen. Lutz Groll: „Dann werden wir gemeinsam die Ergebnisse auswerten. Und dann wird man sehen...“Stadt und Bird Rides haben folgende Standorten für E-Scooter festgelegt: Gerresheim­er Straße/Händelstra­ße. Beethovens­traße/Zelterstra­ße. Gerresheim­er Straße/Schulzentr­um. Bahnhof Hilden. Berliner Straße/Schwanenst­raße. Benrather Straße/Mittelstra­ße. Gabelung. Walder Sraße/Fachärztez­entrum. Richrather Straße/Verbindung­sstraße. An den Linden/Am Strauch.

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FOTO: NICOLAS ARMER/DPA Der US-E-Scooter-Sharing-Anbieters „Bird“testet den Markt in Hilden.
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Viele ärgern sich auch über falsch abgestellt­e Roller, hier mitten auf der Hoffeldstr­aße im Wendehamme­r.
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Vor dem Amber-Hotel ist eins von mehreren offizielle­n Parkplätze­n für die Roller, ein so genanntes Nest.
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Hier hat ein Nutzer seinen E-Scooter auf einem Spielplatz abgestellt.

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