Grüne starten Kampagne für sichere Schulwege
Im ganzen Stadtgebiet sind die Wege zu Grundschulen auf dem Prüfstand. Das wurde im schwarz-grünen Kooperationsvertrag vereinbart.
DÜSSELDORF Die Grünen wollen, dass die Schulkinder in Düsseldorf sicherer zur Schule kommen und haben auf Bezirksebene in mehreren Gremien Anträge zu dem Thema gestellt. Dieses ist auch Teil der schwarz-grünen Kooperationsvereinbarung. „Wir wollen, dass unsere Schulkinder selbstständig zu ihren Schulen kommen, zu Fuß, per Rad oder mit dem ÖPNV“, sagt der verkehrspolitische Sprecher Norbert Czerwinski. Dafür brauche es aber sichere Schulwege mit guten und übersichtlichen Überquerungshilfen und auf Kinder ausgelegte Ampelschaltungen.
Immer wieder verunglücken Schüler auf dem Weg zur Schule. 2020 sank die Zahl der Unfälle im Vergleich zum Vorjahr zwar um 63 Prozent, 15 Kinder verletzten sich leicht, zwei schwer, kein Kind wurde im Straßenverkehr getötet. Die Zahl sei aber vor allem deshalb so niedrig, weil durch die Corona-Pandemie die Schulen über Monate geschlossen blieben, sagt Polizeisprecher Kim Ben Freigang. Nach Ende der Pandemie könnten sich viele Kinder schwertun, im Straßenverkehr wieder zurechtzufinden. Immer wieder bekomme er von Kollegen, die für die Fahrradausbildung zuständig sind, gemeldet, dass es Kinder gebe, die motorisch gar nicht mehr in der Lage seien, auf einem Fahrrad zu sitzen. „Da könnte etwas auf uns zukommen“, sagt Kim Ben Freigang, der Polizei, Lehrer und Eltern in der Pflicht sieht, Kinder wieder an den Straßenverkehr heranzuführen.
Ein Dauerproblem ist zum Beispiel der Weg zur Katholischen
Grundschule Essener Straße. Schon seit Jahren engagieren sich Eltern und die Schulleitung für eine Sicherung der Collenbachstraße. Die breite Straße liegt in unmittelbarer Nähe der Schule, gerade Kinder, die aus nördlicher Richtung kommen, müssen die Achse überqueren, um die Schule zu erreichen. Die bisherigen Bodenmarkierungen sind aus Sicht der Politik unzureichend. Eine Querungshilfe in Form eines Zebrastreifens oder einer Ampel soll zur Einmündung
Essener Straße angelegt werden, das fordert die Bezirksvertretung 1, die am heutigen Freitag tagt. Außerdem soll die Stadt prüfen, ob der Fußweg auf der Essener Straße auf der Seite des Spielplatzes verbreitert und Stolperfallen minimiert werden können.
Insgesamt vier Anträge zum Thema „Sichere Schulwege“stehen auf der Tagesordnung der Bezirksvertretung 1 – neben der KGS Essener Straße in Derendorf sollen auch die Wege zur Katholischen Paul-Klee-Grundschule (Stadtmitte), zur Thomasschule (Derendorf ) und zur Städtischen Gemeinschaftsgrundschule Lennéstraße (Pempelfort) in Angriff genommen werden.
Die Bezirksvertretung 3, die am Dienstag getagt hat, hat die beiden Anträge der Grünen bereits einstimmig beschlossen. Der Schulweg zur Grundschule St. Peter (Friedrichstadt) soll überarbeitet werden, außerdem der Weg zur Kronprinzenschule
in Unterbilk. Dafür setzen sich schon seit Jahren Eltern, Lehrer und Anwohner ein. Unter anderem forderten sie eine Temporeduzierung auf der viel befahrenen Bilker Allee, die vor einem Jahr schließlich zur Tempo-30-Zone wurde.
Es gibt aber noch weitere Hindernisse für die Kinder auf dem Weg zur Kronprinzenschule, etwa rund um das Bachplätzchen. Zwar steht eine Ampel an der Kreuzung Benzenbergstraße/Bachstraße, um die Straße
zu queren, müssen sich die Kinder aber zwischen abgestellten Pkw bis zur Kreuzung Kronprinzenstraße vortasten. Auch dort wünscht sich die Politik weitere Querungshilfen.
Im Fokus stehen aber nicht nur die Schulwege im Zentrum der Stadt, auch im südlichen Düsseldorf gibt es Problemstellen, wie etwa an der St.-Apollinaris-Grundschule in Himmelgeist. Der letzte tödliche Schulweg-Unfall ereignete sich 2017 im Norden, im Stadtteil Wittlaer. Eine Lehrerin übersah auf dem Weg zur Schule eine Neunjährige auf ihrem Fahrrad. Das Mädchen wurde von dem Kleinwagen erfasst und überrollt. Solange es Schulwege gebe, die nicht sicher sind, werde es zudem auch immer Eltern geben, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen und wieder abholen, sagt Norbert Czerwinski, „und damit das Verkehrschaos vor den Schulen verstärken. Wir haben dringenden Handlungsbedarf.“