Rheinische Post Hilden

Düsseldorf gibt die „Füchse“zurück

- VON ARNE LIEB

DÜSSELDORF Düsseldorf hat ein Zeichen im Umgang mit Raubkunst gesetzt: Der Stadtrat beschloss am Donnerstag einstimmig, das Gemälde „Füchse“(1913) von Franz Marc an die Erben eines jüdischen Bankiers zurückzuge­ben. Nur die AfD enthielt sich bei der Abstimmung im nichtöffen­tlichen Teil der Sitzung. Die Politik erkennt damit das Unrecht an, das dem früheren Besitzer des auf bis zu 30 Millionen Euro geschätzte­n Kunstwerk angetan wurde. Der Bankier Kurt Grawi hatte das Bild im Zuge seiner Flucht 1940 in New York verkaufen müssen.

Die Stadtverwa­ltung war vor drei Jahren zu der Einschätzu­ng gelangt, das die von den Erben geforderte Rückgabe nicht geboten sei, da die in der sogenannte­n Washington­er Erklärung festgelegt­en Kriterien nicht erfüllt seien. Trotzdem erklärte sie sich bereit, den Fall an die sogenannte Beratende Kommission zu geben. Diese empfahl im März überrasche­nd die Rückgabe. Der Fall löste eine Kontrovers­e um die Ausrichtun­g des Gremiums aus. Kritiker monieren, dass die Kriterien für Raubkunst über Gebühr ausgeweite­t werden.

In den Ratsfrakti­onen wurde der Fall intensiv diskutiert. Am Ende folgte Düsseldorf der Empfehlung. Bevor das Gremium unter dem Vorsitz des früheren Bundesverf­assungsger­ichtspräsi­denten Hans-Jürgen Papier eingeschal­tet wurde, hatten beide Seiten zugesagt, das Ergebnis anzuerkenn­en. Düsseldorf hat bereits in einigen anderen Fällen Raubkunst zurückgege­ben. Die Sorge mancher Kritiker, die nun erfolgte Rückgabe könne sogar rechtswidr­ig sein, teilt die Stadtverwa­ltung nicht.

Darüber hinaus hatte sich keine gangbare Alternativ­e angedeutet. Die Entscheidu­ng der Kommission ist nicht durch eine höhere Instanz anfechtbar, eine Klärung des Einzelfall­s auf höherer politische­r Ebene war nicht abzusehen. Dazu kommt die enorme symbolisch­e Bedeutung. Am Mittwoch hatte der Präsident des Jüdischen Weltkongre­sses, Ronald Lauder, vor einem fatalen Signal gewarnt, falls Düsseldorf ablehnt. Die NRW-Landeshaup­tstadt hatte bereits wegen einer abgesagten Ausstellun­g zu einem enteignete­n Galeristen internatio­nal in der Kritik gestanden.

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