Immer mehr junge Menschen infiziert
Die dritte Welle der Pandemie treibt die Corona-Zahlen in die Höhe, vor allem bei jungen Menschen gibt es große Zuwächse. Die Zahl der Todesfälle hat dramatisch zugenommen.
DÜSSELDORF Was die dritte Welle der Corona-Pandemie für Düsseldorf bedeutet, zeigt die Statistik: Seit dem 3. Februar haben die Infektionsfälle deutlich zugenommen – nämlich um 46,7 Prozent (Stand 29. April). Die Ausbreitung der britischen Virus-Mutation mit höherer Ansteckungsquote schlägt sich in den Zahlen nieder. Die größte Zunahme der Infektionen in den Altersdekaden gab es in der Gruppe der 0 bis 9-Jährigen sowie bei den 10- bis 19-Jährigen. Grob lässt sich zudem sagen: Durch Corona stirbt jeden Tag ein Mensch in der Stadt, in nur drei Monaten hat sich die Zahl der Sterbefälle mehr als verdoppelt. Die starke Auslastung der Intensivstationen macht einen weiteren Anstieg der Todeszahlen im Juni und Juli wahrscheinlich.
Was sich nicht geändert hat, ist die Verteilung der Corona-Fälle in der Stadt. Was jetzt bundesweit diskutiert wird, hat unsere Redaktion Anfang Februar herausgearbeitet: In den sozial eher benachteiligten Stadtteilen gibt es vergleichsweise mehr Corona-Fälle. Dort leben Menschen enger zusammen, es gibt weniger Einfamilienhäuser, das Durchschnittseinkommen ist geringer, die Arbeitslosenquote sowie der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund höher. „Sollte die Landesregierung in diesen Stadtteilen eine frühere Impfung wünschen und dafür zusätzliche Kontingente an Impfmitteln zur Verfügung stellen, dann folgen wir dem selbstverständlich“, sagt Stadtdirektor Burkhard Hintzsche, der Leiter des städtischen Krisenstabes. Wahrscheinlich ist dann aber nicht der Einsatz von Testmobilen, an denen es zu langen Schlangen kommen könnte, die Vakzine würden vielmehr über die Ärzte in den Stadtteilen verimpft.
Zu den mit Infektionen höher belasteten Stadtteilen gehören Lichtenbroich, wo 4,6 Prozent der Menschen bislang mit Corona infiziert wurden (286 von 6218), sowie Hassels (4,1 Prozent), dann folgen mit einem Wert von 3,8 Prozent Wersten, Lierenfeld, Heerdt, Eller, Flingern-Süd und Altstadt. Auf der anderen Seite der Skala sind platziert: Kalkum mit dem geringsten Anteilswert 1,2 Prozent (23 Corona-Infizierte unter 1955 Einwohnern), Hubbelrath (1,7 Prozent ), Carlstadt und Niederkassel (je 2,1 Prozent) sowie Pempelfort (2,3 Prozent).
Der Zuwachs der Fälle insgesamt seit dem 3. Februar dieses Jahres liegt bei fast 50 Prozentpunkten. In den elf Monaten zuvor – der erste Corona-Fall in der Landeshauptstadt wurde am 3. März 2020 registriert – wurden 15.348 Infektionen festgestellt, in den knapp drei Folgemonaten bis jetzt 7165. Die Zunahme der Todesfälle ist dramatisch: Bis zum 2. Februar starben 171 Menschen an Covid-19, seitdem 199.
Nach Einschätzung der Experten wird sich die Zahl der Sterbefälle noch einmal deutlich erhöhen, denn die Zahl der Covid-Patienten auf den Intensivstationen hat sich nach Ostern auf ein Rekordniveau zubewegt und verharrt dort aktuell mit mehr als 50 Erkrankten. Das sind dank der Impfkampagne nun nicht mehr die Menschen von über 80 Jahren, sondern die 40- bis 60-Jährigen. Sie liegen länger auf der Intensivstation als die Hochbetagten, kämpfen um ihr Leben, dennoch werden viele von ihnen, wie die Mediziner wissen, diesen Kampf leider verlieren. In der Statistik wird sich dies im Juni und Juli niederschlagen.
Die dritte Welle der Pandemie betrifft die Altersgruppen anders. Die alten Menschen, die nun größtenteils immunisiert sind, haben einen niedrigeren Anteil am Infektionsgeschehen. Er ist von 5,24 auf 3,53 Prozent gesunken. Bei den ganz jungen Menschen (0 bis neun Jahre alt) gab es seit dem 3. Februar 533 neue Corona-Fälle,
das ist ein Zuwachs von 78,5 Prozent. Bei den Zehn- bis 19-Jährigen waren es 726 Fälle und plus 58,4 Prozent.
Die Stadt hat zwar in Kitas und Schulen immer wieder Infektionen festgestellt, aber die Wachstumszahlen sind damit nicht zu erklären. Die Fachleute gehen deswegen davon aus, dass die meisten Ansteckungen bei den jungen Menschen im privaten Umfeld geschehen. Leichte Zuwächse sind zudem bei den 40- bis 49-Jährigen sowie den 60- bis 79-Jährigen zu verzeichnen. Die Mediziner hoffen, dass nun die Bundesnotbremse und die stärker werdende Impfkampagne zu einer Trendumkehr führen wird.