Kolleg: Hier findet jeder seinen Abschluss
Das Berufskolleg Hilden ist weit mehr als nur Berufsschule. Es bietet zahlreiche Bildungsabschlüsse an. Viele Schüler sind positiv überrascht.
HILDEN Schulleiter Peter Schwafferts bringt es mit einem bildlichen Vergleich auf den Punkt: Das Berufskolleg Hilden sei ein „bildungspolitischer Fuchsbau“. Soll heißen: Wie das schlaue Tier viele Tunnel und Wege unter der Erde baut, gibt es auch am Berufskolleg im Holterhöfchen eine enorme Zahl unterschiedlicher Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten und -wege.
1250 Schüler besuchen hier die Berufsschule parallel zu ihrer Ausbildung in den Bereichen Kfz-Mechatronik, IT oder Wirtschaft und Verwaltung. Außerdem gibt es rund 1150 „Vollzeit-Schüler“. Auch hier ist das Spektrum der Möglichkeiten groß: Die internationalen Förderklassen für Flüchtlinge beispielsweise gehören dazu und die Ausbildungsvorbereitung und Arbeitsmarktqualifikation für junge Menschen, die ansonsten im Berufsleben schwer vermittelbar wären.
Außerdem besuchen Berufsfachschüler das Berufskolleg, um die mittlere Reife mit Qualifikation für die Sekundarstufe II zu machen. Sie können zwischen den Bildungsgängen Technik, Wirtschaft und Verwaltung, Ernährungs- und Versorgungsmanagement beziehungsweise Ernährung und Hauswirtschaft wählen.
Im Angebot sind zudem die höhere Berufsfachschule und die beruflichen Gymnasien sowie die Ausbildung mit anteiligem Studium. „Es ist ideal, dass wir sowohl die Berufsschule als auch die Vollzeit-Bildungsgänge anbieten können“, sagt Schwafferts. Durch die enge Kooperation als Berufsschule mit den regionalen Betrieben und der Wirtschaftsförderung sei die Praxisrelevanz des Unterrichts im Berufskolleg sehr hoch.
Dabei ist die Schule durchaus offen für Neues: Gerade in dieser Woche wurde die Gründung einer neuen Wirtschaftsfachschule genehmigt, Start soll am 1. August sein. Sie wird künftig staatlich geprüfte Betriebswirte berufsbegleitend ausbilden. Außerdem wird das Berufskolleg an einem weiteren Schulversuch teilnehmen: Im Bereich der Höheren Berufsfachschulen soll „Ingenieurtechnik“mit dem Ziel der Fachhochschulreife angeboten werden. „Dieser Zweig wird jungen Menschen breit die Ingenieurwissenschaften auf Abiturniveau präsentieren“, erläutert Schwafferts. Der neue Weg sei vor allem dem großen Mangel an technisch interessierten Schülern geschuldet.
An den beruflichen Gymnasien gibt es aktuell die beiden Zweige „Wirtschaft und Verwaltung“und „Technik“. In letzterem wurde gerade im vergangenen Jahr nach einem Schulversuch der Schwerpunkt „Ingenieurwissenschaften“anerkannt. Etliche Leistungen, die die Schüler dort erbringen, werden später an kooperierenden Hochschulen angerechnet. „Gedacht ist es für Schüler,
die sich besonders für Technik und Ingenieurwesen interessieren. Ein Vorteil ist, dass die Abbrecherquote in einem späteren Studium sehr gering ist, weil sie gut vorbereitet sind“, erläutert der Schulleiter.
Diesen Weg sind beispielsweise Jenny Schultheiss und Jan Jakob Wilke gegangen. Die beiden 18-Jährigen stecken mitten im Abitur. „Ich habe den Schwerpunkt „Ingenieurwissenschaften“gewählt, weil ich etwas möglichst Handfestes machen und mich aufs Studium vorbereiten wollte“, sagt Wilke. Zuvor sei er auf einem Gymnasium in Haan gewesen. In Hilden sei er positiv überrascht von der Praxisnähe des Unterrichts. Als Absolvent des Berufskollegs habe er gute Chancen bei Bewerbungen an Hochschulen, weil er ähnliche Fächer schon belegt habe.
Jenny Schultheiss war früher auf einer Langenfelder Realschule, wollte danach auf jeden Fall einen Mathematik-Leistungskurs belegen und fand am Berufskolleg, was sie suchte. Sie kann sich vorstellen, später in Richtung Bauingenieurwesen zu studieren. Gefallen hat ihr im Berufskolleg auch, dass die Schüler im Gegensatz zum Gymnasium bis zum Abitur im Klassenverband unterrichtet werden.