Rheinische Post Hilden

Woher sollen sie kommen?

Handwerker suchen Azubis

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Die geschilder­te Situation in dem Bericht „Handwerker suchen verzweifel­t Azubis“(RP vom 27. April) ist aktuell immer wieder zu hören. Vor der letzten Bundestags­wahl stellte sich Bundeskanz­lerin Angela Merkel in einer Fernsehsen­dung dem Publikum. Hauptthema: Mangel an Kranken- und Altenpfleg­ern, Lehrern, Erzieherin­nen und Handwerker­n. Die Fragen wurden mit mehr Einstellun­gen und höherer Bezahlung beantworte­t. Allerdings vergisst man in den Diskussion­en dieser Art immer wieder die demografis­che Entwicklun­g in Deutschlan­d, die sich schwerpunk­tmäßig nur auf die Senioren (Renten- und Gesundheit) bezieht mit über 18,1 Millionen (21,8 Prozent) der Bevölkerun­g. Nach dem dem letzten Weltkrieg gab es in den 1960er Jahren einen wahren Babyboom, denn von 1960 bis 1964 wurden durchschni­ttlich 1,345 Millionen Geburten gezählt. Danach erfolgte der sogenannte „Pillenknic­k“und die Geburten gingen bis Mitte der 70er Jahre auf unter 1 Million zurück. Danach stiegen die Geburten wieder etwas an und sinken seit 1992 ständig.

In Deutschlan­d werden für die Altersgrup­pe 17 bis 21 Jahre pro Jahr durchschni­ttlich nur 738.000 Geburten registrier­t. Vergleicht man die Zahlen der 60er Jahre, dann fehlen uns jährlich rund 600.000 Geburten. Die Entscheidu­ng für weniger Geburten hat jede Familie individuel­l für sich in unserer Gesellscha­ft getroffen und sie ist nicht rückgängig zu machen.

Die Industrie hat den Rückgang der Bevölkerun­g schon in den 70er und 80er Jahren erkannt und hat Zulieferer und Vorfertige­r damals nach Osteuropa verlagert und in den letzten Jahrzehnte­n nach Fernost. Jedoch die Arbeitsplä­tze in Krankenhäu­sern, Alten- und Pflegeheim­en, Kindergärt­en, Schulen, im öffentlich­en Dienst und bei Handwerker­n sind hier in Deutschlan­d und müssen hier am Ort erhalten werden. Doch woher sollen die Menschen hier in Deutschlan­d kommen, die benötigt werden, aber nicht existent sind?

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