Streuobstwiesen brauchen mehr Aufmerksamkeit
Der 30. April 2021 ist der erste „Tag der Streuobstwiese“. Wie steht es um diese Lebensräume in Hilden und Haan?
HILDEN/HAAN Streuobstwiesen prägen die rheinische Kulturlandschaft. Sie sind ein wichtiger Lebensraum für tausende Tier- und Pflanzenarten. Leider gehen die Flächen aber zurück. Da für den Erhalt oder die Neuanlage von Streuobstwiesen auch die Landwirtschaft eine große Rolle spielt, haben sich in Nordrhein-Westfalen Naturschutz und Landwirtschaft die Hände gereicht.
Seit August 2017 ist der Rheinische Landwirtschafts-Verband Teil des „Netzwerks Streuobstwiesenschutz.NRW“, ein vom Ministerium
für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW gefördertes Projekt. Hierbei setzen sich Landwirtschaft, Naturschutz und das Land gemeinsam für den Schutz und Erhalt der Streuobstbestände in NRW ein. Um den Fokus der Öffentlichkeit auf die Bedeutung der Streuobstwiesen für Natur und Umwelt, aber auch für den Menschen zu richten, findet am Freitag, 30. April, europaweit der erste „Tag der Streuobstwiese“statt.
Die Arbeitsgemeinschaft Natur und Umwelt Haan betreut die Streuobstwiese an der Grube 7 in Gruiten. „Dort wachsen lauter alte Sorten“, verrät Landschaftswächter Hans-Joachim Friebe. „Rheinischer Bohnapfel, Schafsnase, aber auch die seltene Schwarznuss und die Elsbeere.“Das Problem bei einer Streuobstwiese ist, dass sie gepflegt werden muss. „Die Bäume müssen beschnitten, das Gras muss gemäht werden“, sagt Friebe. Das bedeutet eine Menge ehrenamtliche Arbeit, zu der sich nicht viele Menschen bereiterklären. „Aber wenn es um die Ernte geht, sind sie da“, bemängelt Friebe. Vor allem werde dann unsachgemäß geerntet. „Die reißen Äste runter.“Zwar gehört das Obst eigentlich der Allgemeinheit, „aber dann soll sich die Allgemeinheit
auch bei der Arbeit mit einbringen“, meint Friebe.
Auch die Streuobstwiese bei Haus Horst in Hilden sieht derzeit „etwas wild aus“, wie Dieter Donner vom BUND Hilden sagt. Corona-bedingt konnten keine Arbeitseinsätze durchgeführt werden. „Dadurch sind die früher als Obstplantagen-Bäume gepflanzten und dann ausgewachsenen Bäume nicht mehr beschnitten worden und auch noch von Brombeersträuchern ziemlich zugewuchert.“Die BUND-Ortsgruppe Hilden hat die Streuobstwiese gepachtet und pflegt sie ehrenamtlich.
Die Erträge bleiben in Hilden. „Mit dem Ergebnis konnten wir bis vor zwei Jahren jeweils im Herbst die
Hildener auf dem Hildener Apfeltag besonders mit dem frisch gepressten Apfelsaft und weiteren Genüssen, wie Apfelgelees und -kuchen verwöhnen“, erzählt Dieter Donner. Neben dem Erhalt von alten Obstsorten und den köstlichen Erträgen, gibt es einen weiteren Grund, Streuobstwiesen zu schützen: es siedeln sich dort viele Tiere an. „Wir haben
Siebenschläfer, viele Vogelarten“, zählt Hans-Joachim Friebe auf, „der Uhu ist in der Nähe, Mäusebussard und Turmfalke.“Einmal hat sich sogar ein „geflüchtetes“Hausbienenvolk in einem Apfelbaum niedergelassen und dort eine Wabe mit drei Fächern gebaut. Hans-Joachim Friebe bringt es auf den Punkt: „Die Streuobstwiese ist ein Biotop.“