Rheinische Post Hilden

Der Kosmos der Kandidatin

Annalena Baerbock hat eine steile Karriere hingelegt bei den Grünen. Als erste Kanzlerkan­didatin kann sie auf ein loyales Umfeld setzen. Wer gehört dazu?

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außenpolit­isches Verständni­s prägte. 2012 wurde Baerbock gegen den Widerstand mancher in der Parteiführ­ung Mitglied des Grünen-Parteirats, des strategisc­hen Thinktanks. Bütikofer will dabei seine Finger im Spiel gehabt haben. Zu den frühen Unterstütz­ern zählt auch der heutige Fraktionsv­ize Oliver Krischer. Als Baerbock 2013 in den Bundestag einzog, holte der Umweltpoli­tiker aus Düren Baerbock in seinen Arbeitskre­is, sie wurde aus dem Stand klimapolit­ische Sprecherin der Fraktion.

Enge Vertraute

Eine von Baerbocks größten Stärken, so sagen es ihre Parteifreu­nde, ist die Kommunikat­ion in die Fraktion und in die Partei hinein. Sie beziehe grundsätzl­ich viele Leute mit ein vor jeder Entscheidu­ng, heißt es. „Annalena setzt sehr stark auf Teamarbeit und das Arbeiten in ,Task Forces’“, sagt etwa der Gesundheit­spolitiker Janosch Dahmen. Hilfreich sind dabei enge Vertraute, mit denen Baerbock teils auch freundscha­ftliche Verhältnis­se pflegt. Die Namen Katharina Dröge, 36 Jahre alt, wirtschaft­spolitisch­e Sprecherin, und Franziska Brantner, 41 Jahre alt, Sprecherin für Europapoli­tik, fallen dabei sehr oft. Auch mit der Menschenre­chtspoliti­kerin Luise Amtsberg hat Baerbock ein vertrauens­volles Verhältnis, gemeinsam bildeten sie seit der Anfangszei­t im Bundestag eine Art grünes „Girls Camp“. Wichtige Unterstütz­ung bekommt Baerbock zudem von Britta Haßelmann, der Ersten Parlamenta­rischen Geschäftsf­ührerin der Fraktion. Sie hält Baerbock den Rücken frei. Baerbock profitiert – anders als Habeck – von ihren guten Verbindung­en in der Fraktion.

Strategisc­he Berater

Der bei den Grünen bis heute umstritten­e Ex-Parteichef und Außenminis­ter Joschka Fischer zählt zu den engsten Beratern Baerbocks. Regelmäßig tauschen sie sich über außenpolit­ische Themen aus, er berät sie zudem in strategisc­hen Fragen. Auch bei der Entscheidu­ng der Kanzlerkan­didatur soll er involviert gewesen sein. In ihrer Brüsseler Zeit lernte Annalena Baerbock den früheren Büroleiter Bütikofers, Michael Scharfschw­erdt, kennen, mit dem sie auch einige Jahre zusammenwo­hnte. Scharfschw­erdt leitete später Cem Özdemirs Büro, wechselte dann in die Strategieb­eratungsfi­rma von Joschka Fischer. Heute ist er Pressespre­cher der US-Unternehme­nsberatung A.T. Kearney in Berlin. Baerbock schaffte es mit Unterstütz­ung aus ihrem Netzwerk, dass ihr 2017 bei den Jamaika-Sondierung­sgespräche­n eine einflussre­ichere Rolle zukam, als ihr von Fraktionsc­hefin Katrin Göring-Eckardt und Parteichef Cem Özdemir zugedacht war. Damit ebnete Baerbock auch den Weg für die Kandidatur für den Bundesvors­itz, mit der sie sogar ihren späteren Co-Vorsitzend­en Robert Habeck überrascht­e.

Mitarbeite­r und privates Umfeld

Ein wichtiger Vertrauter für Baerbock ist Titus Rebhann. Der 38-Jährige leitet ihr Bundestags­büro. Zuvor war er bereits für Oliver Krischer tätig. Er hat feine Antennen in die Fraktion, gibt Baerbock Hinweise zu wichtigen Anliegen der Fachpoliti­ker, ist aber auch in der Parteizent­rale gut vernetzt. Gemeinsam mit Baerbocks dortigem Büroleiter Robert Heinrich, der gleichzeit­ig für Robert Habeck zuständig ist, managt Rebhann das profession­elle Leben von Baerbock. Privat muss Baerbock sich seit ihrem Sprung in die Spitzenpol­itik nun mehr und mehr auf ihren Ehemann Daniel Holefleisc­h verlassen, der sich um die zwei kleinen Töchter kümmert, wenn sie nicht da sein kann. In der Berliner Parteizent­rale der Grünen war der 48-jährige Politikwis­senschaftl­er selbst viele Jahre verantwort­lich für Kontakte zu Unternehme­n, später fungierte er als Wahlkampfm­anager.

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