Ein Storchenpaar nistet in Monheim
Zuletzt nistete Adebar im Jahre 1948 am Niederrhein, im Monheimer Archiv gibt es keine Belege für Störche. Biologische Station bittet Hobby-Fotografen, Abstand zur Niststätte zu halten und das junge Glück nicht zu stören.
MONHEIM Es sind Bilder, wie es sie in Monheim zuletzt vor über 70 Jahren gab: Ein Storchenpaar, das einträchtig gemeinsam auf einem hohen Baumstumpf steht und die eben gesammelten Zweige fürs gemeinsame Nest sortiert. Am nördlichen Ufer des Monbagsees hat sich das Paar eine der abgeschnittenen Pappeln als Nistplatz ausgesucht. In den Sozialen Medien, etwa bei den Monheimer Urgesteinen, wird das Naturereignis freudig gefeiert. Es melden sich aber auch mahnende Stimmen: „Ich hoffe, die Menschen erfreuen sich an Deinen Bildern und pilgern nicht alle zu den Störchen. Die Tiere brauchen Ruhe, sonst bleiben sie nicht“, schreibt eine Monheimerin.
Auch Elke Löpke, Leiterin der Biologischen Station Haus Bürgel, hätte die Storchenliebschaft gerne
„Der Storch findet hier wieder ein reicheres Nahrungsangebot.“
Elke Löpke Biologin
geheim gehalten, dafür hat sich Meister Adebar aber eine zu exponierte Hochzeitssuite ausgesucht, so in Nähe der viel befahrenen Opladener Straße. „Letztes Jahr sind die Fotografen einem brutwilligen Storchenpaar in der Kämpe zu nah gekommen, es ist dann lieber weitergezogen statt zu brüten“, erklärt sie. Immerhin sei aber der in diesem Teil unter Naturschutz stehende See eingezäunt. Sie sorgt sich, dass durch die menschliche Neugierde die sich jetzt abzeichnenden Erfolge der jahrelangen Renaturierungsbemühungen wieder zunichte gemacht werden könnten.
In den vergangenen Jahren seien von den Niederlanden her über den Niederrhein kommend immer wieder auch Störche in der Kämpe gewesen. „Das waren aber meistens Nahrungsgäste, Störche werden erst mit fünf Jahren geschlechtsreif“, sagt die Biologin. Jetzt im März, als die Landwirte ihre Felder gegrubbert haben, seien neun Störche gekommen und hätten die Würmer abgepflückt. „So viele habe ich in den 25 Jahren, die ich hier arbeite, nicht gesehen. Meistens machen sie nur mal kurz im September auf der Westroute gen Afrika hier Halt.“
Insgesamt bewertet sie diese mutmaßlich erste Storchen-Ansiedelung als das erfreuliche Ergebnis der Naturschutzarbeit der letzten 20 Jahre: Auen- und Gewässer wurden renaturiert, neue Feuchtgebiete angelegt, auch das Altrheinprojekt gehöre dazu. „Diese Projekte sind Wegbereiter für den Storch, der hier jetzt wieder ein reicheres Nahrungsangebot findet.“Zum Speisezettel des Carnivoren gehören Frösche, Kaulquappen, Fische, Krebse, Schnecken, Echsen, Schlangen und große Insekten. „Früher wurde er wohl auch bejagt, weil er die Jungvögel der Fasane und Kiebitze frisst“, sagt Löpke. Der letzte Storch
sei 1948 im Raum Kleve/Wesel gesichtet worden. Auch Stadtarchivar Michael Hohmeier hat in seinem Bestand keine Belege dafür, dass der Storch in den letzten 80 Jahren
in Monheim gebrütet hat. „Die Rheinauen wurden immer intensiv zu landwirtschaftlichen Zwecken genutzt. Da war immer viel Unruhe, die der Storch nicht verträgt.“
Aber jetzt kehrt er sukzessive zurück. Insgesamt seien laut Landesamt für Umwelt und Naturschutz in NRW 500 Storchenpaare registriert, allein in 2021 seien 70 neue Brutplätze bekannt geworden, berichtet Elke Löpke.
Das Team der Biologischen Station, das schon in der Vergangenheit auf dem Dach von Haus Bürgel und in der Kämpe Nisthilfen für den Storch angebracht hatte, würde dies gerne entlang des Rheins fortsetzen und bittet dabei um die Mithilfe von Bürgern, die entweder ihre Dächer zur Verfügung stellen oder sich als Sponsoren betätigen.
Kontakt: Biologische Station, Telefon 0211 9961212.