Befreit vom Kleiderzwang
Damit das Tanztheater „Küppers & Konsorten“sein neues Jugendstück „Klamotten“trotz Corona aufführen darf, verlassen die Schauspieler den Aufführungsort im Theatermuseum und spielen einfach auf der Wiese davor.
STADTMITTE Kulturell ist ja gerade wenig los in der Stadt, Aufführungen oder Ausstellungen gibt es allenfalls online. Auch Kinder leiden unter dem Mangel an kultureller Vielfalt. Das in den vergangenen sechs Jahren sehr erfolgreiche Tanzund Objekttheater „Küppers & Konsorten“hat nun eine Möglichkeit gefunden, ein Stück corona-konform aufzuführen – unter freiem Himmel, vor dem Theatermuseum.
Dabei geht es um ein Thema, das gerade für Kinder und Jugendliche oft einen hohen Stellenwert hat: Jeder hat sie, jeder braucht sie, es gibt sie in Hülle und Fülle – Textilien. In „Klamotten“nähert sich Choreographin Claudia Küppers mit ihrem Team spielerisch und mit einer guten Prise Humor diesem wichtigen Thema an. Das neue Tanzstück für alle Zuschauer ab fünf Jahren feiert am 12. Juni Premiere.
Kleider machen bekanntlich Leute, und sie spielen im wahrsten Sinne des Wortes eine tragende Rolle im Leben. „Küppers & Konsorten“rücken unzählige Kleidungsstücke und Berge von Klamotten in den Mittelpunkt. Die Wirkung soll gleichzeitig ein Statement sein: Es gibt von allem zu viel – wohin nur damit? Die Tänzerinnen Juliette Adrover, Kanako Minami und Monjoo Kimals verkörpern diesen ganz normalen täglichen Überfluss. Mal ordnen, stapeln, horten oder tragen sie die Kleidung, mal versinken sie in ihrem Kleiderberg.
Für das Bühnenbild nutzte Anne Bentgens ausschließlich Second-Hand-Materialien. Mit ihren textilen Objekten und untermalt von den elektronischen Klängen des Musikers Tobias Heide entsteht ein Raum, in dem sich die Tänzerinnen bewegen. Der Eindruck von Masse und Überfülle ist während des gesamten Stückes omnipräsent.
„In Klamotten geht es weder um Belehrung oder den erhobenen Zeigefinger und erst recht nicht um eine Modenschau“, erklärt Claudia Küppers. „Mit den Mitteln des Tanz- und Objekttheaters erforschen wir das weite Terrain, indem wir einen textilen Kosmos erschaffen, die Lichtund Schattenseiten aufzeigen und den Umgang damit hinterfragen. Denn obwohl oft von Klimaschutz und Nachhaltigkeit die Rede ist – das Konsumverhalten vieler Menschen sieht oft ganz anders aus.“
Bereits seit 2015 entwickelt das Team „Küppers & Konsorten“Tanztheater für ein junges Publikum. Dabei greifen die Künstler aktuelle Themen aus dem Alltag von Kindern und Jugendlichen auf und setzen diese eingängig mit den Mitteln des Tanz- und Objekttheaters um. „Gelb und Blau“, inspiriert von dem gleichnamigen Kinderbuchklassiker von Leo Lionni, war für den NRW-Kulturförderpreis nominiert. Die Produktion „Mädchenpink und Jungenblau“, die klassische Geschlechterzuschreibungen thematisiert, tourte erfolgreich durch NRW und Niedersachsen. In „Dash und Balazs“tritt ein Tänzer spielerisch in Interaktion mit einem Lernroboter. Die digitale Welt trifft hier auf eine der ältesten Ausdrucksformen der Menschheit: den Tanz.
Mit „Klamotten“betreten nun auch Claudia Küppers und ihr Team Neuland. Denn sie verlassen den angestammten Premieren-Ort im Theatermuseum, gehen einfach vor die Tür und spielen auf der Wiese davor. Die Corona-Pandemie erfordert halte nicht nur Kreativität bei der Dramaturgie.
Info Open-Air-Veranstaltung auf der Wiese vor dem Theatermuseum, Jägerhofstraße 1, unter Einhaltung der Corona-Schutzverordnung; Samstag, 12. Juni, 15 Uhr, sowie Sonntag, 13. Juni, 15 und 17 Uhr; Karten (8/10 Euro) unter kasse_theatermuseum@duesseldorf.de oder Telefon 89-96130