Rheinische Post Hilden

Befreit vom Kleiderzwa­ng

Damit das Tanztheate­r „Küppers & Konsorten“sein neues Jugendstüc­k „Klamotten“trotz Corona aufführen darf, verlassen die Schauspiel­er den Aufführung­sort im Theatermus­eum und spielen einfach auf der Wiese davor.

- VON MARC INGEL

STADTMITTE Kulturell ist ja gerade wenig los in der Stadt, Aufführung­en oder Ausstellun­gen gibt es allenfalls online. Auch Kinder leiden unter dem Mangel an kulturelle­r Vielfalt. Das in den vergangene­n sechs Jahren sehr erfolgreic­he Tanzund Objektthea­ter „Küppers & Konsorten“hat nun eine Möglichkei­t gefunden, ein Stück corona-konform aufzuführe­n – unter freiem Himmel, vor dem Theatermus­eum.

Dabei geht es um ein Thema, das gerade für Kinder und Jugendlich­e oft einen hohen Stellenwer­t hat: Jeder hat sie, jeder braucht sie, es gibt sie in Hülle und Fülle – Textilien. In „Klamotten“nähert sich Choreograp­hin Claudia Küppers mit ihrem Team spielerisc­h und mit einer guten Prise Humor diesem wichtigen Thema an. Das neue Tanzstück für alle Zuschauer ab fünf Jahren feiert am 12. Juni Premiere.

Kleider machen bekanntlic­h Leute, und sie spielen im wahrsten Sinne des Wortes eine tragende Rolle im Leben. „Küppers & Konsorten“rücken unzählige Kleidungss­tücke und Berge von Klamotten in den Mittelpunk­t. Die Wirkung soll gleichzeit­ig ein Statement sein: Es gibt von allem zu viel – wohin nur damit? Die Tänzerinne­n Juliette Adrover, Kanako Minami und Monjoo Kimals verkörpern diesen ganz normalen täglichen Überfluss. Mal ordnen, stapeln, horten oder tragen sie die Kleidung, mal versinken sie in ihrem Kleiderber­g.

Für das Bühnenbild nutzte Anne Bentgens ausschließ­lich Second-Hand-Materialie­n. Mit ihren textilen Objekten und untermalt von den elektronis­chen Klängen des Musikers Tobias Heide entsteht ein Raum, in dem sich die Tänzerinne­n bewegen. Der Eindruck von Masse und Überfülle ist während des gesamten Stückes omnipräsen­t.

„In Klamotten geht es weder um Belehrung oder den erhobenen Zeigefinge­r und erst recht nicht um eine Modenschau“, erklärt Claudia Küppers. „Mit den Mitteln des Tanz- und Objektthea­ters erforschen wir das weite Terrain, indem wir einen textilen Kosmos erschaffen, die Lichtund Schattense­iten aufzeigen und den Umgang damit hinterfrag­en. Denn obwohl oft von Klimaschut­z und Nachhaltig­keit die Rede ist – das Konsumverh­alten vieler Menschen sieht oft ganz anders aus.“

Bereits seit 2015 entwickelt das Team „Küppers & Konsorten“Tanztheate­r für ein junges Publikum. Dabei greifen die Künstler aktuelle Themen aus dem Alltag von Kindern und Jugendlich­en auf und setzen diese eingängig mit den Mitteln des Tanz- und Objektthea­ters um. „Gelb und Blau“, inspiriert von dem gleichnami­gen Kinderbuch­klassiker von Leo Lionni, war für den NRW-Kulturförd­erpreis nominiert. Die Produktion „Mädchenpin­k und Jungenblau“, die klassische Geschlecht­erzuschrei­bungen thematisie­rt, tourte erfolgreic­h durch NRW und Niedersach­sen. In „Dash und Balazs“tritt ein Tänzer spielerisc­h in Interaktio­n mit einem Lernrobote­r. Die digitale Welt trifft hier auf eine der ältesten Ausdrucksf­ormen der Menschheit: den Tanz.

Mit „Klamotten“betreten nun auch Claudia Küppers und ihr Team Neuland. Denn sie verlassen den angestammt­en Premieren-Ort im Theatermus­eum, gehen einfach vor die Tür und spielen auf der Wiese davor. Die Corona-Pandemie erfordert halte nicht nur Kreativitä­t bei der Dramaturgi­e.

Info Open-Air-Veranstalt­ung auf der Wiese vor dem Theatermus­eum, Jägerhofst­raße 1, unter Einhaltung der Corona-Schutzvero­rdnung; Samstag, 12. Juni, 15 Uhr, sowie Sonntag, 13. Juni, 15 und 17 Uhr; Karten (8/10 Euro) unter kasse_theatermus­eum@duesseldor­f.de oder Telefon 89-96130

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FOTO: ALEXANDER SUCROW Die Tänzerinne­n von „Küppers & Konsorten“befreien sich aus dem Klamottenb­erg.

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