Rheinische Post Hilden

Scholz: Wachsen aus Schulden raus

Der Bundesfina­nzminister gibt sich vor der neuen Steuerschä­tzung zuversicht­lich.

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BERLIN (jd/mar) Bevor an diesem Mittwoch die Steuerschä­tzer ihre aktuelle Einnahmenp­rognose vorlegen, hat Bundesfina­nzminister und SPD-Kanzlerkan­didat Olaf Scholz bekräftigt, er wolle als Kanzler von 2023 an die Schuldenbr­emse wieder einhalten und mit einem nahezu ausgeglich­enen Haushalt planen.

„Wir werden aus den Schulden herauswach­sen, genau wie nach der Finanzkris­e“, sagte Scholz im Interview mit unserer Redaktion. „Die nächsten Jahre werden eine Herausford­erung. Die Gesetze der Mathematik lassen sich schlecht aushebeln“, sagte Scholz mit Blick auf sich abzeichnen­de große Haushaltsl­öcher in den kommenden Jahren. „Vieles deutet darauf hin, dass wir die Corona-Krise im Sommer weitgehend überstande­n haben werden, dann wird das Wirtschaft­swachstum wieder ordentlich anziehen. Das zeichnet sich jetzt schon ab. Deshalb sind die Planungen für nächstes Jahr realistisc­h“, sagte der SPD-Kanzlerkan­didat im Vorfeld der Steuerschä­tzung an diesem Mittwoch. Die Schuldenbr­emse zu ändern, wie es etwa die Grünen vorhaben, lehnte Scholz ab. „Das Grundgeset­z gilt. Es wäre nicht klug, die Finanzplan­ung allein auf der Möglichkei­t einer Verfassung­sänderung aufzubauen, für die es Zweidritte­lmehrheite­n in Bundestag und Bundesrat bräuchte.“

Zur Schuldenbr­emse zurückzuke­hren, dürfte jeder neuen Bundesregi­erung allerdings schwerfall­en: Zwischen Einnahmen und Ausgaben

klaffen 2022 und in den Folgejahre­n Haushaltsl­öcher in der Größenordn­ung von 60 bis 80 Milliarden Euro, wie aus Kreisen der Haushaltse­xperten der Koalition zu hören ist. Nach dem Schätzvors­chlag des Finanzmini­steriums für die Steuerschä­tzung können Bund, Länder und Gemeinden bis 2025 zwar mit rund 18 Milliarden Euro mehr Einnahmen gegenüber der Prognose vom Herbst rechnen – doch das reicht nicht, um den wachsenden Zuschussbe­darf der Kranken-, Pflege- und Rentenvers­icherung zu decken. „Die Neuverschu­ldung von 80 Milliarden Euro wird 2022 nach meiner Erwartung nicht ausreichen“, sagte Unions-Chefhaushä­lter Eckhardt Rehberg.

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