Rheinische Post Hilden

Nahost braucht eine neue Friedensin­itiative

- VON GREGOR MAYNTZ

Die Bilder aus Israel und den Palästinen­sergebiete­n sind so schrecklic­h wie in allen Konflikten zuvor. Und wie bei der ersten und der zweiten Intifada führten vergleichs­weise nichtige Anlässe auch dieses Mal zur blutigen Eskalation. Doch es wäre so bequem wie falsch, sich zurückzule­hnen und schlicht „beiden Seiten“die Schuld für die jüngste Gewaltspir­ale zuzuschieb­en. Jeder Staat der Welt hat das Recht, sich gegen den Beschuss durch Hunderte von Raketen auf seine Wohngebiet­e zu schützen und dagegen vorzugehen. Es war problemati­sch, was israelisch­e Sicherheit­skräfte gegen Palästinen­ser in Jerusalem unternahme­n – die Reaktion der Hamas darauf war unverantwo­rtlich.

Die jüngste Welle der Gewalt hat zwei Ursachen. Die eine ist in der Region zu suchen und handelt von einem Ablenkungs­manöver: von wachsendem palästinen­sischen Frust über abgesagte Wahlen und von katastroph­alem behördlich­en Umgang mit Corona. Die andere hängt mit der Taten- und Ideenlosig­keit im internatio­nalen Umfeld zusammen. Neue Friedensin­itiativen gab es schon lange nicht mehr. Auch die letzten, die von Deutschlan­d energisch betrieben wurden, liegen lange zurück und stammen aus einer Zeit, in der der Außenminis­ter Joschka Fischer hieß.

Derweil wächst eine weitere Generation heran, die auf palästinen­sischer Seite mit fanatische­m IsraelHass erzogen wird und auf israelisch­er Seite unter radikalen Minderheit­en nicht minder von Feindbilde­rn lebt. Für die große Lösung braucht es eine neue Initiative mit viel Energie, Verständni­s und Einsatz. Es ist die Zeit, in der Joe Biden für die USA, Ursula von der Leyen für die EU und Angela Merkel für Deutschlan­d ihre ganze Erfahrung für einen neuen Anlauf nutzen sollten. Alle drei haben dabei den Vorteil, durch keinen Wahlkampf abgelenkt zu werden.

BERICHT ALARM IN ISRAEL, POLITIK

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