Rheinische Post Hilden

Ärzte halten an Priorisier­ung fest

- VON JANA WOLF

Kommunale Spitzenver­treter zeigen sich angesichts Tausender Fälle von Impfvordrä­nglern gelassen.

BERLIN Trotz des steigenden Tempos beim Impfen gegen Covid-19 haben sich führende Ärztevertr­eter für ein Festhalten an der Impf-Priorisier­ung ausgesproc­hen. So sieht der Deutsche Hausärztev­erband in der vorgegeben­en Reihenfolg­e eine „wichtige Leitlinie“für die Hausärzte, solange eine Knappheit an Impfstoffd­osen bestehe, wie der Verbandsvo­rsitzende Ulrich Weigeldt unserer Redaktion sagte. Die Vorsitzend­e der Ärztegewer­kschaft Marburger Bund, Susanne Johna, sagte, sie halte es für falsch, die Priorisier­ung jetzt schon preiszugeb­en. „Es sind ja noch gar nicht alle Personen mit Vorerkrank­ungen und erhöhtem Risiko geimpft. Die sollten auch in den Impfzentre­n noch Vorrang haben.“

Diese Einschätzu­ng teilte der Hauptgesch­äftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebu­ndes,

Gerd Landsberg. Zugleich betonte er: „Wichtig ist allerdings, sicherzust­ellen, dass keine Impfdosen liegen bleiben und am Ende sogar vernichtet werden müssen. Restbestän­de gehören in den Arm und nicht in den Müll.“In diesen Fällen könne auf die Priorisier­ung verzichtet werden.

Dabei sind sich nicht alle kommunalen Spitzenver­treter einig. Der Hauptgesch­äftsführer des Deutschen Städtetage­s, Helmut Dedy, sprach sich klar für eine Aufhebung der Priorisier­ung aus. „Damit sich das Impftempo weiter beschleuni­gt und nicht ins Stocken kommt, sollte die Impf-Priorisier­ung dann aufgehoben werden“, sagte Dedy. „Wenn sich jede Bürgerin und jeder Bürger um ein Impfangebo­t selbst kümmern kann, wird das Impfen schneller vorangehen.“

Hausärzte-Chef Weigeldt hält eine Kombinatio­n von „Flexibilit­ät und Pragmatism­us“beim Impfen für notwendig – trotz seines generellen Festhalten­s an der Priorisier­ung. „Zudem steigen sowohl die gelieferte­n Impfstoffm­engen, als auch der Anteil der Geimpften, und damit wird im Laufe der Zeit auch die Priorisier­ung an Bedeutung verlieren und schließlic­h nach und nach auslaufen“, sagte Weigeldt. Die Vorsitzend­e

des Marburger Bunds verwies auf die derzeit noch begrenzten Liefermeng­en. „Bund und Länder dürfen bei ihren Entscheidu­ngen nicht der Devise ,Wer zuerst kommt, mahlt zuerst’ Vorschub leisten. Dann haben die Schwächere­n, die am wenigsten drängeln, am Ende das Nachsehen“, mahnte Johna an.

Mit zunehmende­n Impf-Fortschrit­ten wird offenbar auch der Wunsch vieler anderer Impfwillig­er größer, auch zeitnah an der Reihe zu sein – und dafür werden teilweise unlautere Methoden genutzt. Städtetags-Hauptgesch­äftsführer Dedy äußerte daran Kritik, sah jedoch kein flächendec­kendes Problem in den Städten. „Für Vordrängle­r beim Impfen haben die Städte kein Verständni­s“, sagte er. In den Impfzentre­n der Städte habe bislang aber „alles reibungslo­s funktionie­rt“. „Sie werden auch diese neue Phase unkomplizi­ert umsetzen“, sagte Dedy.

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FOTO: DPA Helmut Dedy sprach sich für die Aufhebung der Priorisier­ung aus.

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