Golf-Hoffnungen aus Düsseldorf
Maximilian Kieffer und Nicolai von Dellingshausen haben auf der European Tour große Ziele.
DÜSSELDORF Das Herz des deutschen Profi-Golfs schlägt in Düsseldorf. Das findet jedenfalls Maximilian Kieffer. Der 30-Jährige vom GC Hubbelrath denkt dabei zum Beispiel an den gebürtigen Düsseldorfer und ehemaligen Weltranglistenersten Martin Kaymer oder Caroline Masson, Sandra Gal und Nicolai von Dellingshausen, die alle auch für Hubbelrath spielen. Masson und Gal haben auf der weltweit wohl spielstärksten Turnierserie, der US-amerikanischen LPGA Tour, bereits Wettspiele gewonnen und von Dellingshausen gelang vor kurzem Rang zwei bei den Tenerife Open, einem Turnier der European Tour, also der höchsten kontinentalen Profi-Spielklasse.
Kieffer denkt bei der „nationalen Golf-Zentrale Düsseldorf“aber selbstverständlich auch an sich – hat er doch auf der European Tour neulich erst zwei zweite Plätze hintereinander erspielt. Bei den Austrian Open und der Gran Canaria Open war jeweils nur ein anderer Spieler etwas besser als der Hubbelrather. In Österreich entschied sogar erst das fünfte Extraloch des Stechens über den endgültigen Sieger. „Das waren richtig gute Wochen. Jetzt sind neue Höhenflüge der Plan“, sagte Kieffer. „Die Motivation ist groß, das Selbstvertrauen ist da. Die Leistungen waren die Bestätigung dafür, dass ich im Corona-Jahr an den richtigen Dingen gearbeitet, die richtigen Sachen trainiert habe.“
Sein Training fand genauso wie das von von Dellingshausen meist auf dem Übungsbereich des GC Hubbelrath statt. Kieffer betrat mit elf Jahren erstmals diese Anlage, von Dellingshausen war erst viereinhalb, als seine Großmutter und sein Vater ihn nach Hubbelrath mitnahmen. Offensichtlich ist die Nachwuchsarbeit im Düsseldorfer Osten richtig gut, denn Kieffer sicherte sich unter anderem die Jugend-Europameisterschaft 2006, wurde in die Jugend-Nationalmannschaft berufen und gewann als Mitglied der europäischen Jugend-Auswahl den Junior Ryder Cup. Von Dellingshausen sichert sich dreimal die deutsche Match Play-Meisterschaft der Amateure
und wurde mit der Klubmannschaft des GC Hubbelrath viermal deutscher Mannschaftsmeister. Bei einem der vier Titel stand auch Kieffer im Team.
Von Dellingshausen hat ein Volkswirtschaftsstudium erfolgreich abgeschlossen, hat die Zulassung zur Ausbildung zum Verkehrsflugzeugführer in der Tasche und hat diese unendliche Leidenschaft fürs Golfen. „Golf zu meinem Beruf zu machen, ist doch kein Risiko. Wenn es nicht funktioniert, kann ich immer noch etwas anderes machen“, sagt der gebürtige Düsseldorfer. „Jetzt kommt der Volkswirt durch: Risiken bieten auch Chancen und in meiner Bewertung ist die Risikoseite als Berufssportler gering, die Chancenseite hingegen groß.“Kein Wunder, dass er die Teilnahme an den großen Turnieren der Welt, den sogenannten Majors, als Ziel auserkoren hat.
Und er versteht es, Chancen zu nutzen – wie beispielsweise auf Teneriffa.
Denn er besitzt noch nicht die volle Spielberechtigung für die European Tour, sondern ist offiziell noch auf der zweitklassigen Challenge Tour unterwegs. Dahin will er so schnell aber nicht mehr zurück. „Teneriffa hat gezeigt, dass ich auf der European Tour konkurrenzfähig bin, und um den Sieg mitspielen kann“, sagt von Dellingshausen. Und den nächsten European-Tour-Start hat er bereits in der Tasche. Ab Mittwoch ist er bei den Betfred British Masters im englischen Sutton Coldfield aktiv.
Genau wie Kieffer. Der hat sich vor der Reise ins vereinigte Königreich eine kleine mentale Auszeit in der Heimat gegönnt. „Es ist vom Kopf her sehr anstrengend, ganz vorne mitzuspielen. Es gibt so viele gute Golfer, die den Ball ordentlich bewegen können. Da entscheidet oft die mentale Verfassung“, erklärt Kieffer.
Seine Verfassung bezeichnet er als gut und will jetzt mit Ergebnissen überzeugen und auch die Olympiateilnahme angreifen. „Ich bin in der Rangliste knapp dran. In Deutschland bin ich aktuell die Nummer drei im Olympiarennen. Zwei dürfen nach Tokio.“Da käme ihm eine gute Platzierung in Sutton Coldfield zupass.