Corona-Trainingslager am Seestern
Die deutsche Fußball-Nationalelf war schon da. Der FC Sevilla hat sich ebenfalls begeistert gezeigt von der Herberge im Linksrheinischen. Nun zieht sich Fortuna dort für zwei Wochen zurück, um sich vor dem Virus zu schützen.
Bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) geht noch immer die Angst um, der Spielbetrieb könnte vorzeitig abgebrochen werden. Alleine in der Zweiten Liga waren zuletzt der Karlsruher SC, der SV Sandhausen und Holstein Kiel gleich zwei Mal kurz hintereinander von den zuständigen Gesundheitsämtern in Quarantäne beordert worden. Dadurch wurde der Spielplan gehörig durcheinandergebracht. Weitere Verschiebungen sind nicht mehr einkalkuliert.
Um das Risiko von Infektionen weiter zu reduzieren, hat die DFL ein sogenannten Corona-Trainingslager angeordnet, um die letzten beiden Spieltage zu schützen. Von Mittwoch (12. Mai) an bis einschließlich 22. Mai sind alle Mannschaften der beiden obersten Profiligen daher angewiesen, sich zu isolieren – nur für Trainingseinheiten oder eben Spiele dürfen die Quartiere verlassen werden.
Siegfried Wenzelmann gehört zu einem der erfahrensten Hoteldirektoren des Landes. Seit 29 Jahren arbeitet er für die Lindner-Gruppe, 28 Jahre davon in leitender Funktion. Er hat ein Golf-Resort am Wiesensee betreut, hat am Nürburgring gearbeitet und ist aktuell für das Lindner Congress Hotel an der Lütticher Straße verantwortlich. Eine Vier-Sterne-Herberge mit Schwerpunkt auf Tagungen und Events, gelegen in einem Bürogebiet mit guter Verkehrsanbindung.
Seit März diesen Jahres dürfte auch ein breiteres Publikum zumindest am Rande Notiz vom Hotel genommen haben. Denn da hat Wenzelmann und sein Team die deutsche Fußball-Nationalmannschaft für mehrere Tage betreut. Eine für den DFB eher ungewöhnliche Wahl, da man sich sonst immer mindestens einen Stern höher einquartiert hat. Wenzelmann war nach eigenem Bekunden im ersten Augenblick auch etwas überrascht. Doch das Hotel konnte bei den Verantwortlichen des Verbandes speziell durch die Herausforderungen in der Corona-Pandemie punkten.
Nun checkt Fortuna ein. Der Tross um Cheftrainer Uwe Rösler hat das Hotel für sich ganz alleine. Mannschaft und Betreuerstab sind in Einzelzimmern untergebracht. Die Vorstände Klaus Allofs und Uwe Klein schlafen in der Zeit weiter zu Hause,
weil sie im Tagesgeschäft eingebunden sind. Rösler will während der Trainingslager-Quarantäne seinen Spielern den Möglichkeiten entsprechend Freiheiten gewähren. „Wir überlegen, ob man sich im Hotel auch in Freizeitklamotten bewegen kann und nicht immer nur im Trainingsanzug und das nicht alle gleichzeitig beim Essen erscheinen müssen.“So soll verhindert werden, dass es zu einem Lagerkoller kommt.
Das Lindner-Hotel ist eine sehr solide Adresse, aber weit davon entfernt, eine Luxus-Herberge zu sein. Den Spielern wird es dennoch an wenig mangeln – außer natürlich an Nähe zu ihren Familien und/oder Freunden. Zur Ablenkung hat Hotelchef Wenzelmann allerlei aufgefahren: Es gibt unter anderem einen Billardtisch und Darts-Scheiben – und ausreichend Steckdosen zum Aufladen der Spielkonsolen. Was Fortuna im Hotel nicht nutzt: Der Fitnessraum bleibt geschlossen, trainiert wird ausschließlich auf dem eigenen (gic) Hannes Wolf ist in einer privilegierten Situation als junger Fußball-Trainer – denn man hat noch nicht den Glauben in ihn als Hoffnungsträger verloren. Der 40-Jährige ist noch bin zum Saisonende bei Bayer Leverkusen engagiert. Was dann passiert? Derzeit noch völlig offen. Offiziell hat ihn die Werkself nur vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) ausgeliehen. Beim Verband arbeitet er eigentlich als U18-Nationaltrainer.
Was sagt Wolf zu einem möglichen Interesse von Fortuna? „Ich habe nichts davon gehört, deswegen kann ich dazu auch nichts sagen. Ich habe auch keine Zeit, darüber zu viel nachzudenken. Ich bin in der privilegierten Situation, eigentlich zwei Superjobs zu haben – beim DFB und hier in Leverkusen“, sagt Wolf auf eine Frage unserer Redaktion. „Was es dann am Ende ist, lasse ich auf mich zukommen. Aber je näher ein Spieltag rückt, desto weniger Lust habe ich, darüber nachzudenken oder darüber zu reden.“
Bis zu einer endgültigen Klärung wird er damit leben müssen, dass es weiter munter Spekulationen geben wird. Schon seit Wochen wird neben Steffen Baumgart (der als Kandidat nun rausfällt, da er sich dem 1. FC Köln anschließt) auch ein weiterer Name immer wieder gehandelt: Edin Terzic. Viele glauben nicht, dass der Interimstrainer von Borussia Dortmund unter Marco Rose wieder ein „einfacher“Co-Trainer wird.
Wolf, ein noch nicht gehandelter oder am Ende doch weiter Uwe Rösler – so oder so sehnen alle langsam das Saisonende herbei – und damit auch eine Entscheidung.