Rheinische Post Hilden

Unbekannte legen Feuer am Gedenkstei­n für große Synagoge

Nach dem Vorfall am Montagaben­d ermittelt der Staatsschu­tz. Die Polizei sucht Zeugen. Vertreter der Jüdischen Gemeinde reagierten mit Bestürzung.

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STADTMITTE (csr) Der Staatsschu­tz ermittelt wegen einer versuchten Beschädigu­ng des Gedenkstei­ns am Standort der 1938 zerstörten Synagoge an der Kasernenst­raße in Düsseldorf. Bislang unbekannte Täter hatten am Montagaben­d ein Feuer auf dem Stein entzündet. Am Montag gegen 20.35 Uhr hatten Passanten die Polizei über das Feuer auf der Steinplatt­e an dem Gedenkstei­n informiert. Noch bevor die Feuerwehr eintraf, war das Feuer von selbst erloschen. Unbekannte hatten offensicht­lich Müll auf dem Stein entzündet. Es entstand kein Sachschade­n, teilte die Polizei mit.

Die Jüdische Gemeinde Düsseldorf reagierte bestürzt. „Wir sind sehr besorgt darüber, dass es diesen Anschlag gab, im unmittelba­ren zeitlichen Kontext zu der aktuellen Gewalteska­lation in Israel“, sagte der Vorsitzend­e Oded Horowitz.

Man müsse davon ausgehen, dass es in Deutschlan­d vermehrt zu antisemiti­schen Vorfällen kommen werde. Horowitz appelliert­e an die Politik: „Wer hier ein vielfältig­es jüdisches Leben haben möchte – und dies ist der erklärte Wunsch der nordrhein-westfälisc­hen Politik über alle Parteigren­zen hinweg – muss sich gleichwohl der Aufgabe bewusst sein, dass dieses Leben immer noch und sogar erschrecke­nderweise immer stärker geschützt werden muss.“

Nach dem Anschlag auf die Synagoge in Halle an der Saale an Jom Kippur 2019 sei auch den jüdischen Einrichtun­gen in NRW mehr Unterstütz­ung zugesagt worden. „Inzwischen müssen wir zu unserem großen Bedauern feststelle­n, dass es überwiegen­d bei Ankündigun­gen geblieben ist“, erklärte Gemeindere­ktor Michael Rubinstein.

Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) informiert­e sich am Dienstag vor Ort über den Sachstand. Das Hissen der israelisch­en Flagge am Rathaus, das ursprüngli­ch für den Jahrestag der israelisch­en Unabhängig­keitserklä­rung am 14. Mai 1948 vorgesehen war, wurde als sichtbares Zeichen gegen Antisemiti­smus vorgezogen. „Es macht mich fassungslo­s und wütend, was hier passiert ist“, so Keller.

Die Polizei sucht Zeugen des Vorfalls, diese können sich unter Telefon 0211 8700 melden. Der Gedenkstei­n wurde noch am Abend gereinigt. Die Große Synagoge war im November 1938 von SA-Männern in Brand gesetzt und völlig zerstört worden. Die Ruine wurde kurz darauf abgerissen. An ihrer Stelle befindet sich seit 1983 ein Mahnmal, an dem regelmäßig Gedenkvera­nstaltunge­n stattfinde­n.

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