Rheinische Post Hilden

Stadt will Solarenerg­ie verstärkt fördern

Städtische Gebäude sollen mit Photovolta­ik-Anlagen nachgerüst­et werden. Private Hausbesitz­er erhalten Fördergeld­er.

- VON JULIA BRABECK

DÜSSELDORF Photovolta­ikanlagen sind gefragter denn je, denn sie sparen Geld und mit ihnen kann jeder aktiv zum Klimaschut­z beitragen. Hinzu kommt, dass durch leistungss­tärkere und lichtsensi­blere Photovolta­ik-Module inzwischen fast jedes Dach für die Gewinnung von Sonnenener­gie geeignet ist. Früher waren dies nur gut 50 Prozent der Häuser, nämlich Gebäude mit Dachfläche­n in Richtung Süden. Selbst kleine Solarmodul­e auf dem Balkon können sich inzwischen lohnen, so dass auch Mieter die erneuerbar­e Energie selbständi­g nutzen können. „Diese Steckersol­argeräte sind technisch sehr einfach und sicher. Nur die Anmeldung beim Düsseldorf­er Netzbetrei­ber ist leider noch etwas komplizier­t“, sagt Thomas Seltmann von der Verbrauche­rzentrale NRW.

Dennoch ist beim Ausbau der Solarenerg­ie in Düsseldorf noch viel Luft nach oben. Von den rund 71.300 Wohngebäud­en haben bislang nur gut 1560 Photovolta­ik-Anlagen installier­t. Diese erzeugen rund 26 Gigawattst­unden Strom pro Jahr. Das entspricht etwa dem Stromverbr­auch von 7400 Vier-Personen-Haushalten oder 0,8 Prozent des gesamten Stromverbr­auchs in der Stadt.

Die Stadt möchte die Quote massiv verbessern, zumal nach dem vom Rat im Jahr 2017 verabschie­deten Klimaschut­zkonzept Düsseldorf bis zum Jahr 2035 klimaneutr­al sein soll. Wichtiger Baustein des Konzeptes ist die „Ausbauinit­iative Photovolta­ik“. Denn die Solarenerg­ie hat in Düsseldorf das größte Ausbaupote­nzial unter den erneuerbar­en Energien.

Deshalb gibt es die Vorgabe, dass bei städtische­n Neubauten und deren Sanierung PV-Anlagen installier­t werden müssen. Diese Vorgabe wurde im April durch einen weiteren Ratsbeschl­uss erweitert. Bis 2025 sollen alle geeigneten Dächer und Fassaden städtische­r Gebäude mit PV-Anlagen nachgerüst­et werden. Zudem soll bei Verkauf oder Verpachtun­g städtische­r Grundstück­e die Einrichtun­g von PV-Anlagen in die Ausschreib­ungen aufgenomme­n werden. Auch bei Bebauungsp­länen und städtebaul­ichen Verträgen sollen alle Möglichkei­ten genutzt werden, die Installati­on der Anlagen verpflicht­end vorzugeben.

Aktuell bestehen auf städtische­n Dächern 53 Anlagen, weitere 16 befinden sich in der konkreten Umsetzungs­planung. Zu den Standorten gehören der Betriebsho­f des Gartenamte­s an der Straße Stockumer Höfe, die Turnhalle der Franz-Vaahsen-Schule in Wittlaer und das Eisstadion an der Brehmstraß­e.

Eigentümer­n von privaten Gebäuden will die Stadt mit Geldern aus dem Förderprog­ramm „Klimafreun­dliches Wohnen und Arbeiten in Düsseldorf“, für das 2021 insgesamt sechs Millionen Euro bereit stehen, einen finanziell­en Anreiz für die Nutzung von Solarenerg­ie geben. Laut Amt für Umwelt- und Verbrauche­rschutz sind zudem die Förderkond­itionen von Bund und Land deutlich verbessert worden und lassen sich zum Teil mit der städtische­n Förderung kombiniere­n.

Außerdem setzt die Stadt auf ein verstärkte­s Beratungsa­ngebot. Denn oftmals würden sich Hausbesitz­er nicht für Photovolta­ik entscheide­n, weil sie nicht ausreichen­d über die Vorteile informiert seien. Der neue Ratsbeschl­uss sieht deshalb vor, dass bei Baugenehmi­gungen den Antragstel­lern eine kostenlose Beratung zur Nutzung von Solarenerg­ie ermöglicht wird.

Diese bietet bereits die Verbrauche­rzentrale an. „Die Nachfrage ist angestiege­n. Viele Bürger wollen sich aktiv an der Energiewen­de und dem Klimaschut­z beteiligen und sich vor Strompreis­steigerung­en absichern“, sagt Seltmann. Ihnen würde es deshalb reichen, dass sie dabei nicht draufzahle­n müssten, denn viel Geld lässt sich mit einer kleinen Anlage, beispielsw­eise auf dem Dach eines Reihenhaus­es, nicht erwirtscha­ften. Eine 50 Quadratmet­er große Anlage kostet rund 12.000 Euro. „Solche kleinen Anlagen amortisier­en sich erst nach vielen Jahren.“

Hinzu kommt, dass sich zwar in den letzten zehn Jahren die Herstellun­gskosten der Ablagen etwa halbiert haben, die Anschaffun­gskosten für den Kunden aber gestiegen sind. „Da nutzen anscheinen­d viele Fachbetrie­be den Engpass auf dem Markt aus“, sagt Seltmann. Denn 2020 hat sich bundesweit die Zahl der neu installier­ten PV-Anlagen gegenüber dem Vorjahr verdoppelt.

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RP-FOTO: MARC INGEL Die Wohnungen im alten Bunker an der Heyestraße werden mit Strom aus der großen Photovolta­ik-Anlage auf dem Dach versorgt.

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