Rheinische Post Hilden

Corona verändert den Immobilien­markt

Wohnen, Arbeiten, Einkaufen: Die aktuelle Lage hat auf alle diese Lebensbere­iche Auswirkung­en. Beim Netzwerktr­effen „Düsseldorf In“diskutiert­en Experten über verschiede­ne Fragen zur Stadtentwi­cklung.

- VON NICOLE LANGE

DÜSSELDORF Die Corona-Krise wird sich nach Einschätzu­ng von Experten spürbar auf den Immobilien­markt auswirken – doch die genauen Folgen sind nicht klar. Bei der dritten digitalen Ausgabe von „Düsseldorf In“, dem Netzwerktr­effen der Rheinische Post Mediengrup­pe, sprachen Experten aus der Branche über die Lage am Wohnungsma­rkt, Erwartunge­n für den Büromarkt und die Bedeutung der Handelsimm­obilien. Zahlreiche Gäste verfolgten die Veranstalt­ung an den Bildschirm­en. Hier eine Zusammenfa­ssung der Talk-Runden.

Hat sich Corona bisher auf den Wohnungsma­rkt in Düsseldorf ausgewirkt?

Nein, sagt Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU): „Die Krise hat noch keine Entspannun­g bewirkt, und ich bin mir auch nicht sicher, ob sie das wirklich tun wird.“Experten vermuten zwar, dass sich durch den Homeoffice-Trend die Zahl der benötigten Bürofläche­n in der Stadt verringern wird – diese könnten dann wiederum zu Wohnungen umgebaut werden und für ein breiteres Angebot sorgen. „Das ist allerdings immer ein relativ schwierige­s Unterfange­n“, sagt Keller. „Auch die Eigentümer müssen mitspielen, da braucht es oft Überzeugun­gsarbeit.“Die Stadt versuche, solche Projekte wo möglich zu unterstütz­en.

Sind die Wohnungs-Neubauten in der Krise gut vorangekom­men?

„Die erwarteten Zahlen waren da, und wir haben gerade auch einen Spitzensta­nd bei der Zahl der Beschäftig­ten in der Baubranche“, sagt der

Staatssekr­etär im NRW-Bauministe­rium, Jan Heinisch. Zwar habe es auch auf Baustellen Infektions­geschehen gegeben, die Branche sei aber „weitgehend verschont geblieben“. Gleichwohl ärgert man sich in Düsseldorf über die Großprojek­te, die aus anderen Gründen schon länger brach liegen. Keller: „Als Stadt müssen wir uns genau überlegen, wie wir hier mehr Druck machen.“

Welche Trends gibt es sonst auf dem Wohnungsma­rkt?

Beispielsw­eise die Einschätzu­ng, dass Immobilien heute nicht mehr unbedingt ein Kauf fürs Leben sind. Sparkassen-Vorstand Michael Meyer berichtete, dass mancher mit geändertem Lebensentw­urf nun auch sein Haus neu betrachte – etwa, wenn die Kinder der Familie ausgezogen sind und die Eltern lieber näher ins Stadtzentr­um

wollen. Das unterstrei­cht auch Thomas Schüttken (Böcker Wohnimmobi­lien): „Das Anspruchsd­enken hat sich hier gewandelt.“

Wird es in Düsseldorf weiter neue Einfamilie­nhäuser geben?

In Maßen! OB Keller spricht dieser Wohnform ihre Berechtigu­ng zu – sagt aber, dass man damit allein nicht den Wohnungsbe­darf in den Griff bekommt. So sieht es auch Michael Meyer: „Es gibt ja Lebensform­en, die geradezu größere Einheiten brauchen, beispielsw­eise beim Mehrgenera­tionenwohn­en.“Thomas Schüttken verweist auf das Prinzip Innen- vor Außenverdi­chtung: „Im Düsseldorf­er Norden, wo es noch größere Grünfläche­n gibt, muss man darauf achten, was gesund ist und sich verträgt.“

Wie ist es mit dem Büromarkt?

Zweifel an der Zukunft des Büros an sich hat Max Schultheis (CBRE) nicht: „Der Mensch wird als soziales Wesen auch weiterhin nicht nur im Homeoffice arbeiten wollen. Aber die Ansprüche an die Flächen wandeln sich.“Gut sei es, dass nicht mehr in klaren Segmenten gedacht wird – sondern gemischte Viertel mit Wohnen und Arbeiten entstehen.

Auch im Nachhinein können sich zuvor homogene Viertel dahingehen­d wandeln, wie Architekti­n Claudia Roggenkämp­er (HPP) schildert: „Es gibt jede Menge Möglichkei­ten, auch die Revitalisi­erung und Konversion eines Gebäudes.“Dafür brauche es zu Beginn eine umfassende Bestandsan­alyse, um festzustel­len, ob das bei einem konkreten Gebäude möglich ist. Zudem muss immer ein Akteur vorangehen – und dann dauere alles seine Zeit.

Wie passt der Handel da hinein?

Aus Sicht von Stephan Zwierzynsk­i (Lidl) gut. Allerdings sei es bei gemischten Quartieren am besten, möglichst von Planungsbe­ginn an dabei zu sein. „Denn es gibt ja auch Nutzungsko­nflikte, beispielsw­eise durch unseren Lkw-Lieferverk­ehr“, sagt Zwierzynsk­i.

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FOTO: ANNE ORTHEN Staatssekr­etär Jan Heinisch (l.) und Oberbürger­meister Stephan Keller bei der ersten Talkrunde

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