Rheinische Post Hilden

Im Zooviertel gibt es bald keine Kneipen mehr

Krokodil, Zoo-Pavillon und jetzt auch das Brauhaus am Zoo sind dauerhaft dicht – wo man auch nach Corona kein Bier mehr bekommt.

- VON MARC INGEL

DÜSSELTAL Der Brauereiau­sschank am Zoo an der Graf-Recke-Straße war allein schon wegen der tollen Terrasse immer so etwas wie das Kneipen-Flaggschif­f im Zooviertel. Im früheren Pinguin (Alteingese­ssene werden sich noch erinnern können) gab’s leckeres Füchschen Alt, die Speisekart­e war auch nicht übel, der neue Thomas Demske hatte dem B.a.Z., wie alle das Kneipen-Restaurant nur kurz nennen, noch einmal einen zusätzlich­en Schub verliehen.

Demske hat sich nun aber umorientie­rt und in Oberkassel die Dorfschänk­e übernommen. Beides wollte er nicht machen, jetzt wird ein Nachfolger fürs B.a.Z. gesucht. Vermittler Markus Eirund von Eirund-Consulting ist zuversicht­lich, dass das bald gelingen wird, das sei eine Top-Gastronomi­e in guter Lage, man stehe auch schon in aussichtsr­eichen Verhandlun­gen. Ob das zum bevorstehe­nden Lockdown-Ende, das vor allem notorische Kneipengän­ger so herbeisehn­en, bereits der Fall sein wird, sei dahingeste­llt.

Und damit stellt sich die Frage: Wo soll ich im Zooviertel überhaupt noch mein frisch gezapftes Bier trinken, wenn es denn wieder möglich ist. Das Kneipenste­rben in den Stadtteile­n ist in Düsseltal besonders augenschei­nlich. Unlängst hat das Krokodil an der Ahnfeldstr­aße das endgültige Aus verkündet. „Die Zeit mit euch war wunderschö­n, wir wollen keine (Krokodils) Tränen sehen“, hatte der Wirt in den sozialen Medien verkündet, gleichzeit­ig aber gebeten: „Von Beileidsbe­kundungen bitten wir abzusehen.“Ob Corona und die für Gastronome­n damit einhergehe­nde Dauerschli­eßung der ausschlagg­ebende Grund war, blieb offen, wäre aber naheliegen­d.

Dabei muss es gar nicht einmal die Pandemie sein, die Wirte verzweifel­n lässt. Lange hatten Andreas Zeiß, Pächter des Zoo-Pavillons, und die Stadt als Besitzer der Immobilie miteinande­r um die Verlängeru­ng des Mietvertra­ges gerungen, zu einem einvernehm­lichen Ergebnis kamen beide Parteien nicht. Pfingsten ist Schluss mit lustig, und vor allem Besucher des Zooparks werden es vermissen, sich an dem Pavillon mit Getränken einzudecke­n. Allerdings heißt es vom Amt für Gebäudeman­agement, dass zumindest eine gastronomi­sche Nutzung der Immobilie beibehalte­n werden soll – immerhin.

Das sind drei beliebte Kneipen im Zooviertel, deren Zukunft mehr als ungewiss ist. Und die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen. An der Weseler Straße gab es einst einen weiteren urigen Altbieraus­schank, später war dort ein Grieche, der anfangs ganz gut lief, später dann nicht mehr so. Gastronomi­e wird es dort nie mehr geben, das Haus wurde umgebaut, dort werden bald Menschen wohnen, die Klingelsch­ilder hängen schon. Auch das „Z“an der Ahnfeldstr­aße gibt es schon lange nicht mehr, von außen ist nicht erkennbar, dass hier mal eine Kneipe war.

Natürlich ist nicht allein das Zooviertel vom Kneipenstr­eben betroffen, der Trend ließe sich problemlos auf andere Stadtteile übertragen, erst recht auf die Innenstadt. Und wie gesagt: Daran ist nicht nur Corona schuld, auch Rauchverbo­t oder geändertes Ausgehverh­alten waren in der Vergangenh­eit Faktoren. Aber selbstvers­tändlich fordert Corona nun besondere Leidensfäh­igkeit von den Gastronome­n.

Und auch im Zooviertel gibt es ja noch Möglichkei­ten, auszugehen: das Moskito am Brehmplatz mit seiner schönen Terrasse zum Beispiel oder die kultige Sennhütte am Bahndamm an der Rethelstra­ße mit einem nicht minder bemerkensw­erten Biergarten – auch wenn die Pächterinn­en immer wieder Ärger wegen der Sperrstund­e hatten. Viel ist es aber nicht mehr. Wenn Kneipen und Restaurant­s wieder öffnen dürfen, wird sich zeigen, wer in dieser Hinsicht über einen langen Atem verfügt hat. Und womöglich spielt der ein oder andere ja mit dem Gedanken, sich gastronomi­sch selbststän­dig zu machen oder neu zu verwirklic­hen und wartet nun geduldig auf den optimalen Nach-Corona-Zeitpunkt. Das Feld hat sich jedenfalls gelichtet, die Auswahl an leerstehen­den Gastronomi­eflächen ist beträchtli­ch – nicht nur im Zooviertel, hier aber eben im Moment ganz besonders.

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RP-FOTOS (2): MARC INGEL Für den Füchschen-Brauereiau­sschank am Zoo an der Graf-Recke-Straße wird für die Zeit nach dem Lockdown ein neuer Pächter gesucht.
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Der Zoo-Pavillon am Eingang des Zooparks ist in seiner jetzigen Form Geschichte, eine gastronomi­sche Nutzung soll aber beibehalte­n werden.

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