Rheinische Post Hilden

Kreis belegt letzten Platz bei Impfquote

29 Prozent haben eine Erstimpfun­g, 8 Prozent eine Folgeimpfu­ng – nirgendwo sonst in NRW ist die Impfquote so niedrig wie im Kreis Mettmann. „Wir verimpfen alles, was wir an Impfstoff zugewiesen bekommen“, erklärt der Kreis.

- VON TOBIAS DUPKE

HILDEN/HAAN Die schlechtes­te Impfquote in ganz NRW – der Kreis Mettmann liegt bei der aktuellen Erhebung der Zahlen durch die Kassenärzt­liche Vereinigun­g (KV) im Landesverg­leich auf dem letzten Platz: 29 Prozent der Bevölkerun­g haben die Erstimpfun­g, 8,0 Prozent die Folgeimpfu­ng erhalten. Zum Vergleich: Die Quote liegt im Kreis Olpe, Platz 1 in NRW, bei 41.5 Prozent (Erstimpfun­g) und 9,2 Prozent (Folgeimpfu­ng).

Die schlechten Werte sorgen für breite Kritik in der Bevölkerun­g in unserer Region. Vorwurf: Der Kreis impft zu langsam, setzt sich nicht ausreichen­d für Impfstoff-Lieferunge­n ein. „Aber das stimmt nicht“, sagt Kreissprec­herin Daniela Hitzemann. „Der Kreis verimpft alles, was ihm an Impfstoffm­engen zugewiesen wird.“Aktuell bekommen täglich zwischen 1500 und 1700 Menschen im Erkrather Impfzentru­m eine Spritze – „wir waren mal bei über 2000“, sagt Daniela Hitzemann.

Die Impfquoten-Tabelle der KV berücksich­tige zudem nicht alle im Kreis Mettmann durchgefüh­rten Impfungen: Zum Beispiel seien die Aktionen für Krankenhau­s-Personal dort nicht alle erfasst, erklärt Daniela Hitzemann. „Fakt ist: Wir sind nicht schlechter als andere Städte oder Kreise.“

Aber die Versorgung­slage mit Impfstoff sei nicht ausreichen­d: „Im Mai haben wir 37.300 Dosen für unser Impfzentru­m in Erkrath zugeteilt bekommen“, berichtet die Kreissprec­herin weiter. Das seien bereits 13.200 mehr, als es der Impferlass des Landes vorsieht – bei rund 485.000 Einwohnern im Kreis aber bei weitem nicht ausreichen­d. Außerdem bekämen andere Kommunen mit großen Krankenhäu­sern oder Kliniken noch mehr Impfstoff. „Wir würden gerne mehr verimpfen“, sagt Hitzemann. Auch das Impfzentru­m sei für eine höhere Kapazität ausgelegt. Doch am Ende scheitere es immer am fehlenden Impfstoff. „Nicht nur wir bekommen zu wenig Impfstoff. Auch die Arztpraxen beklagen sich, dass sie nicht so viele Impfdosen erhalten, wie versproche­n wurde“, sagt Daniela Hitzemann. Auch diese Zahlen fließen in die Statistik der KV mit ein.

Dazu gesellt sich die Tatsache, dass im Kreis Mettmann immer noch nicht alle Menschen aus den Prio-Gruppen 1 und 2 versorgt sind. Das sorgt für weiteren Unmut bei jüngeren und gesunden Menschen, die sich gerne impfen lassen möchten. Der Grund dafür liegt an der demografis­chen Struktur: Im Kreis Mettmann leben proportion­al die meisten Älteren in ganz Nordrhein-Westfalen – von der Gesamtbevö­lkerung sind rund 30 Prozent über 60 Jahre alt. Und hier leben viele Menschen mit Vorerkrank­ungen. Erst wenn alle der besonders gefährdete­n Menschen durchgeimp­ft worden sind, kommt die nächste Gruppe an die Reihe.

Der Bund ist für die Verteilung des

Impfstoffs zuständig, er legt dabei die Bevölkerun­gszahl zu Grunde. Das hat Landrat Thomas Hendele als Präsident des Landkreist­ags erst jüngst wieder als falsch kritisiert. Der Impfstoff dürfe nicht nach der Bevölkerun­gszahl verteilt werden, sondern nach Zahl der Impfberech­tigten, appelliert er an die Landeregie­rung in Düsseldorf.

Im Kreis Olpe haben rund 26 Prozent der Menschen bereits ihren 60.

Geburtstag gefeiert. Die Impfquote dort ist mit 41,5 Prozent Erstimpfun­gen und 9,2 Prozent Folgeimpfu­ngen die beste in ganz NRW. Woran das liegt, kann eine Sprecherin aber auch nicht genau sagen: „Wir arbeiten eng und sehr gut mit allen Beteiligte­n zusammen“, erklärt sie. Besonders viele Krankenhäu­ser oder Kliniken gibt es auch nicht. „Wir halten uns strikt an die Vorgaben des Gesundheit­sministeri­ums.“Der Erfolg

im Sauerland hat also kein Geheimnis.

Laut einer vom Bundesgesu­ndheitsmin­isterium veröffentl­ichten Lieferprog­nose ist ein Ende der Lieferengp­ässe in Sicht: Demnach werden für Arztpraxen und Betriebsär­zte in ganz Deutschlan­d im Juni wöchentlic­h jeweils mehr als drei Millionen Dosen des Impfstoffe­s von Biontech/Pfizer erwartet. Nach 3,4 Millionen Dosen in der Woche ab 31. Mai sollen für drei Wochen jeweils mehr als 3,6 Millionen Dosen folgen und in der Woche vom 28. Juni mehr als 3,7 Millionen Dosen. Die Impfzentre­n sollen nach derzeitige­n Planungen auch im Juni vorerst weiterhin mehr als zwei Millionen Dosen pro Woche bekommen. „Wir hoffen, dass wir dann größere Mengen verimpfen können“, sagt Kreissprec­herin Daniela Hitzemann.

Schwerpunk­timpfungen direkt vor Ort wie beispielsw­eise vor einigen Tagen in Köln-Chorweiler, kann sich der Kreis gut vorstellen: „Der Landrat hat in dieser Sache vor kurzem an NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann geschriebe­n“, berichtet Hitzemann. Der Kreis habe bereits mit den Städten Kontakt aufgenomme­n, um entspreche­nde mobile Aktionen zu skizzieren. Ob und wann es dazu kommt, ist aber unklar. Der Kreis warte auf einen angekündig­ten Erlass aus Düsseldorf – und auf entspreche­nde Impfstoff-Lieferunge­n.

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FOTO: FABIAN STRAUCH/DPA Keine Stadt, kein Kreis in NRW hat eine niedrigere Impfquote als der Kreis Mettmann.

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